Bei den Klassikern geht der Punk ab

25.2.2018, 14:15 Uhr
Bei den Klassikern geht der Punk ab

© Marion Bührle

Nein, so grau, wie man es sich vorstellt, wenn man Wolfgang Borcherts "Draußen vor der Tür" wieder liest, ist hier nichts. Am Bühnenboden häuft sich der Torf, aber es gibt auch ein Schlagzeug, riesige Boxen, aus denen später die Live-Musik dröhnt, und ein schrilles Outfit für die Elbe, die hier nicht trüb dahinschwappt, sondern als golden glitzernde Transe auftritt (was Stefan Lorch wunderbar macht, ohne zu überziehen).

Regisseur Sascha Hawemann hat den Klassiker, der nach dem Krieg die Verdränger und Verbieger aufrüttelte, ein bisschen um- und weitergeschrieben. Das könnte man als Anmaßung auffassen, aber es hat Logik: Die fröhlich-bunten 50er-Jahre, die der schwer kranke, früh gestorbene Autor nicht mehr erlebte, gehören eigentlich dazu zu dieser Bilanz eines sinnlosen Krieges - und einer Version im Heute, wo genauso sinnlose Opfer weiter gebracht werden, nur eben nicht  vor unserer Haustür.

Der Punk-Ansatz gefällt nicht allen im Publikum, aber der Applaus für die zwei Stunden heftig brüllenden, im Dreck sich suhlenden und mit Kunstblut tropfenden Schauspieler ist verdientermaßen lang.

Bei den Klassikern geht der Punk ab

© Marion Bührle

Wie erstaunlich frisch Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" fast 250 Jahre nach seiner Entstehung im Jahr 1774 auch heute noch ist, zeigen Markus Hoppe und Arne Bloch mit ihrer klugen Fassung in der Bluebox des Staatstheaters. Sie konzentrieren sich auf den letzten Abend des lebensmüden, an der Liebe zu seiner Lotte leidenden jungen Mannes. Den Original-Text haben sie entsprechend klug gekürzt, verdichtet oder neu kombiniert, ohne etwas dazuzudichten. In der schnörkellosen, empathischen, auf Wort und Sprache konzentrierten Inszenierung von Markus Hoppe hat Janco Lambrecht ein starkes, inniges Solo, für das es langen, warmen Applaus gab.

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