Blick hinter den Spiegel

27.4.2012, 00:00 Uhr
Blick hinter den Spiegel

Die Schau wurde als Ergänzung zum Beitrag des 47-Jährigen in der aktuellen Kunsthaus-Ausstellung „Und der Gewinner ist...“ konzipiert. Dort ist Durner mit zwei großformatigen Selbstporträts von 1992 vertreten. Man sieht ihn nackt im leeren Raum, aus der gespiegelten Perspektive, einmal von oben, einmal von unten. Dominant steht hier noch die Figur im Zentrum, doch bald – und das kann man jetzt wunderbar bei Atzenhofer nachvollziehen – wird sie aus Durners Bildern verschwinden. Das Figürliche weicht der Erforschung des Raums als komplexes Zusammenspiel von Innen und Außen, von Farbe und Licht.

Die zwei ältesten Arbeiten zeigen das Selbstbildnis nurmehr als Reminiszenz, als schemenhafte Erscheinung im Spiegel, der den Blick in den Himmel öffnet. Wie ein letzter Auftritt des Künstlers, bevor dessen Gemälde zu abstrahierten Stimmungsbildern werden, die sich nie ganz vom Gegenstand lösen. In „Nachtfenster“ (1994) manifestiert sich unmittelbar ein Gefühl der Verlorenheit, doch so eindeutige Zuschreibungen erlauben die wenigsten Werke.

Malerisch virtuos zeigen Durners Bildkompositionen eine ausschnitthafte Wirklichkeit, ein Konzentrat, in dem sich Alltägliches markant verdichtet. Den Arbeiten aus den 90er Jahren mit ihren gedämpften Farben wohnt oft etwas Geheimnisvolles inne. In „Geld“ (1997) etwa versperrt ein mittig vor das Fenster geklebtes Zeitungsfoto sowohl den Ausblick in die Nacht wie auch den Blick auf das in der Glasscheibe sich spiegelnde Gemälde. Fünf Bildebenen überlagern sich da, das Zeitungsfoto selbst wird zum Trompe-l’œil. „Das sehr kleine Bild übersteigt alle Dimensionen, die bisher in meiner Arbeit angelegt waren“, notiert Durner im zur Ausstellung erschienenen Dossier, das jedem Werk eine persönliche Erläuterung beigibt.

Wegen der engen Galerieräume werden überwiegend kleinformatige Arbeiten gezeigt. Ein Manko ist das nicht, vielmehr gewinnt man einen intimen Einblick in die Entwicklung eines faszinierendes Werks. Im oberen Stockwerk finden sich auch einige größere Fensterbilder mit den von Jalouisen und regennassen Scheiben spannungsvoll verschleierten Blicken auf eine zunehmend farbiger werdende Welt. Als Poeme im Schwebezustand zwischen Abbild und Abstraktion sieht Durner seine Gemälde. Und selten ist man der Poesie seiner Kunst so nahe gekommen.

Galerie Atzenhofer, Weißgerbergasse 17; bis 24. Juni, Mi.–So. 13–18 Uhr.
 

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