Die fast unbekannten Seiten eines großen Plakatkünstlers

30.7.2008, 00:00 Uhr
Die fast unbekannten Seiten eines großen Plakatkünstlers

Die Plakate dürfen da natürlich nicht fehlen. Darunter auch solche, die ganz und gar nichts vom pausbäckigen Püppchen-Charme haben, wie das zu der von Hermann Glaser ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe zur 68er Bewegung. In flammendem Rot-Orange und mit der Stirn von Bertolt Brecht im Vordergrund weist es bereits den Weg zu einem Oerter, der in seinen kritischen Grafiken auch die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse gerne mit spitzer Feder aufs Korn genommen hat.

Kritischer Geist

«Die Studentenrevolte war nicht immer schön, aber notwendig, um das verkrustete System aufzubrechen», erzählt Oerter. Richtig «böse» konnte er sein, wenn er etwa «Die formierte Gesellschaft» als hierarchische Pyramide feister Großkopferter zeichnete, die sich über Soldatenhelmen erhebt. Doch fast zeitgleich beschwor er in heiterer Pop-Art-Manier den Geist der Hippie-Bewegung.

Wer hätte das gedacht: der Stadtgrafiker - ein Rebell? Nicht wirklich, sagt Oerter schmunzelnd, aber ein kritischer Geist war und ist er in jedem Fall. Einer, der gerne seiner Neigung zum Skurrilen nachging, der sich für seine «Dark Side»-Serie von Hitchcock inspirieren ließ, der aber auch zauberhaft unschuldige Kinderbuch-Illustrationen schuf und immer wieder neue Techniken erfand. Sein Image als «künstlerisches Chamäleon» pflegt er bis heute und tritt mit dieser großartigen Ausstellung den Beweis an, dass das keine Koketterie ist. Ein Tausendsassa in seinem Metier und ein standhafter Mensch im Leben. Respekt. (Bis 28. August, Mo. bis Fr. 8 bis 18, Sa./So. 10 bis 17 Uhr)