Egersdörfers neues Solo

1.12.2017, 17:21 Uhr
Egersdörfers neues Solo

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Manche Kabarettisten wie Urban Priol und Hagen Rether finden oft das Ende nicht. Matthias Egersdörfer muss erst mal den Anfang suchen. Da tut der Mann in rotem Hemd und Anzug mit gewohnt fränkisch quengelndem Zungenschlag ganz unvermittelt seine Vorliebe für Kaffee kund — nur um gleich darauf festzustellen, dass das ja der Einstieg ins alte Solo-Programm war. Weitere solche Fehlstarts folgen. Ist natürlich Absicht und ein schöner Versuch, es mal anders anzugehen. Zündet aber nicht wirklich und verbraucht gleich zu Beginn unnötig viel Aufmerksamkeit und Zuhör-Kondition, die einem dann hintenraus wieder fehlen.

Dabei kann der Egers eigentlich gut Geschichten erzählen. In den besten Fällen kommt er ganz geschmeidig vom Hölzchen aufs Stöckchen. Da werden unter der Regie von Claudia Schulz Episoden aus dem Alltag mühelos ins Surreale und Absurde geschraubt, und das Kino im Kopf schnurrt bildreich ab. Der rote Faden gehört dann zu einem Wollknäuel, das sich in immer neue Richtungen schubsen lässt.

Schön ausgedacht sind auch die Shortstorys von nächtlichen Fahrten auf der Autobahn oder Psychiater-Besuchen, in denen lauter kleine Unter- und Nebenhandlungen aufpoppen.

Wer den Mann bisher bloß als Misanthrop und Grantler, unflätigen Publikumsbeschimpfer oder cholerische Fäkalsprachen-Schleuder erlebt hat, lernt seine Bühnenfigur im Solo ganz anders kennen. Nämlich eher als den fränkischen Typ mit Selbstzweifeln, der mit seinem Publikum hadert. Weil es eventuell geschliffenes politisches und gesellschaftskritisches Kabarett erwartet, bei dem ihm das Lachen im Hals stecken bleibt. Und das der Egersdörfer halt so nicht bietet.

Solche Selbstbespiegelungen laufen zwar meistens ins Leere, passen aber zu einem Komödianten, der seine Programmzutaten hauptsächlich aus dem eigenen Leben destilliert. So wird etwa eine Hommage an den verstorbenen Kollegen und Weggefährten Philipp Moll über den ganzen Abend gesponnen.

Ja, es geht da auch ums Scheißen als Kritik am Kunstbetrieb. Und ein andermal um Voyeurismus, ein paar Ekelhaftigkeiten oder Wurstbrot-Hunger nach dem Sex. Vor den Kopf stößt der Mann, den man längst aus dem Franken-"Tatort" kennt, damit keinen. Das Ende findet Egersdörfer nach seinem dreistündigen Parforce-Ritt (mit Pause) ebenso schwer wie den Anfang. Das ist dann aber offensichtlich keine Absicht.

Birgit Nüchterlein

Weitere Termine: 8. Dezember, Markgrafensaal, Schwabach; 9. Dezember, Das Zentrum, Bayreuth. www.egers.de

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