Nürnbergs Museen hinken bei Digitalisierung hinterher

2.12.2016, 06:00 Uhr
Das Nürnberger Stadtmuseum im Fembohaus geht mit einem digitalen Guide neue Wege.

© Eduard Weigert Das Nürnberger Stadtmuseum im Fembohaus geht mit einem digitalen Guide neue Wege.

Die fortschreitende Digitalisierung verändert nicht nur den Anspruch an die Wissen- und Informationsvermittlung, sondern auch die Sehgewohnheiten. Die Nürnberger Museen reagieren mit einem neuen Ausstellungsangebot unter dem Motto: "Nürnbergs Stadtgeschichte in 30 Minuten". Ein kleiner digitaler Schritt zur Modernisierung. Weitere müssen folgen.

Zur Eintrittskarte in die neue Dauerschau "Krone – Macht – Geschichte" im Nürnberger Stadtmuseum im Fembohaus wird dem Besucher ein Tablet-PC samt Kopfhörer überreicht. Mehr als 300 Filme sind darauf hinterlegt, Persönlichkeiten der Nürnberger Stadtgeschichte erzählen Wissenswertes aus ihrer Epoche.

"Solch ein Vermittlungssystem ist in Deutschland einmalig", sagt Matthias Kutsch aus Erlangen, der in Berlin Museologie lehrt, und betont: "Die Erwartungshaltung der Besucher in Museen hat sich verändert. Ihr Anspruch lautet: Wissensvermittlung mit Unterhaltung."

Mit dem digitalen Guide gehen die städtischen Museen neue Wege. Die will Ingrid Bierer, Chefin des Verbundes aus sieben Museen, auch in anderen ihrer Häuser beschreiten. Doch das ist teuer und aufwendig. "Aus städtischen Mitteln ist das nicht zu machen", sagt sie – und ist auf andere Finanzierungsquellen wie etwa die Zukunftsstiftung der Sparkasse angewiesen.

Neue starke Konkurrenz

Auch im Spielzeugmuseum ist eine Auffrischung dringend nötig, Dokuzentrum und Memorium Nürnberger Prozesse müssen ausgebaut werden, das Museums Industriekultur muss sich für neue starke Konkurrenz wappnen, wenn die Dependance des Deutschen Museums in Nürnberg realisiert wird.

Viel zu tun gibt es aber nicht nur in den städtischen Häusern. Auch das Germanische Nationalmuseum, das vorwiegend von Bund und Land finanziert wird, steht vor großen Herausforderungen. Und wird derzeit ausgebremst: Weil die Baustelle für das große Tiefdepot seit einem Jahr ruhen muss (das Baugerät fräst sich fest), rücken die dringend notwendigen Sanierungen von ganzen Gebäudetrakten in weite Ferne. Es ist unwahrscheinlich, dass sie rechtzeitig bis 2025 fertig werden.

Das ist das Jahr, in dem Nürnberg Kulturhauptstadt Europas werden möchte. "Wir erhoffen uns von einer Bewerbung um den Kulturhauptstadt-Titel einen Schub für unsere Projekte, die auf Eis liegen", sagt Bierer. Der täte auch dem GNM gut.

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