Schweiger-"Tatort": Nick Tschiller, der Bond-Abklatsch

3.1.2016, 23:00 Uhr
Nick Tschiller ist nicht aufzuhalten: Mit schwerem Geschütz verjagt er seine Kollegen vom SEK.

© NDR/Gordon Timpen Nick Tschiller ist nicht aufzuhalten: Mit schwerem Geschütz verjagt er seine Kollegen vom SEK.

Der "Tatort" am Sonntagabend beginnt mit einer kleinen Überraschung. Da lässt sich der Fernsehzuschauer noch gemütlich von der monotonen Tagesschau-Stimme berieseln, stürmen plötzlich bewaffnete Islamisten das Studio in Hamburg und nehmen Judith Rakers samt ihren Kollegen in der Regie als Geiseln. Die Tschetschenen fordern während der Livesendung die Übergabe von Clan-Anführer Firat Astan.

So mancher Zuschauer dürfte erst einmal verwirrt sein, aber schnell wird klar: Die Geiselnahme ist Teil des Schweiger-"Tatorts" aus Hamburg. In "Fegefeuer" geht die Jagd auf den kriminellen Clan und seinen Anführer in die nächste Runde, nachdem Nick Tschiller bereits am Freitagabend in "Der große Schmerz" ermittelte.

Bei einem Schweiger-"Tatort" darf Action nicht zu kurz kommen, deshalb setzen die Macher auf eine Verfolgungsjagd, die lange eineinhalb Stunden dauert. Kommissar Nick Tschiller schnappt sich zu Beginn den begehrten Clan-Anführer Astan und macht sich mit ihm auf die Flucht. In bester James Bond Manier enkommt er mehrmals den Kollegen vom LKA und nietet zwischendurch auch noch einige Anhänger eines russischen Clans um, die es auch auf Astan abgesehen haben.

Etwas zu cool und etwas zu hart mimt Til Schweiger den unkaputtbaren Komissar, der ständig mit einem ach so lässigen Spruch um die Ecke kommt. ("Vielleicht will ich ja nur zusehen, wie sie dich in Streifen schneiden.")

Während die Handlung zu Beginn noch mit der ein oder anderen Wendung überrascht, dröppelt der Krimi gegen Ende immer mehr dahin. Der Zuschauer wird müde: Gegen Nick Tschiller kommt so und so niemand an.

Nach und nach kommt der Ermittler mit seinen Kollegen Innensenator Revenbrook (Arnd Klawitter) auf die Schliche. Der will Tschiller unbedingt aus dem Verkehr ziehen. Astan hatte ihn mit einem Porno-Video erpresst, auf dem er mit einer Minderjährigen zugange ist.

Actionfans kommen in dem Streifen voll auf ihre Kosten: Brutale Schlägereien und viele Schüsse sorgen für einen gewissen Adrenalin-Kick. Die Folge ist definitiv nichts für schwache Nerven oder ein gemütliches Nickerchen vor der Mattscheibe. Kamera und Schnitt sind solide, warten aber nicht mit besonderer Kreativität und Ausgefeiltheit auf - Standards sind angesagt.

Beste Szene: Gegen Ende macht Tschillers Kollegin Ines Kallwey (Britta Hammelstein) Innensenator Revenbrook eine klare Ansage: "Du bist ein Kinderficker und wir haben das Video. Runtergehen und zurücktreten. Jetzt." Hut ab, vor dieser stark gespielten Szene. Solche Worte aus dem Mund der zurückhaltenden Ermittlerin lassen den Zuschauer in dem soliden, aber nicht brillianten Actionstreifen zumindest ein wenig emotional an die Charaktere andocken.

Die Geschichte gegen den Kampf um den Astan-Clan ist mit "Fegefeuer" noch nicht zu Ende. Das große Finale kommt mit "Tatort: Off Duty" am 4. Februar in die Kinos.

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