Von Fürth ins Reich der Mitte

20.11.2016, 12:00 Uhr
Von Fürth ins Reich der Mitte

© F.: Winckler

Es ist ja nicht so, als wäre Axel Voss ein Unbekannter. Im Gegenteil. Seit 20 Jahren lebt der gebürtige Münchner in Franken, hat sich hier mit seinen unverwechselbaren Grafiken einen Namen gemacht und war in zahlreichen Gruppenausstellungen (auch beim NN-Kunstpreis) mit seinen poppig-bunten Siebdrucken präsent. Ein „Fürther Urgestein“ nennt ihn Kunstgalerie-Leiter Hans-Peter Miksch sogar. Umso erstaunlicher ist es, dass Voss nun erst seine erste Solo-Schau bekommt. „Das hat mich sehr überrascht und sehr gefreut“, sagt der 50-Jährige mit dem Faible für Comic und Farbe, für Stadtansichten und (Schrift-)Zeichen.

„Die Näbel der Welt“ nennt er seine facettenreiche Ausstellung im Zeichen der Globalisierung, die sich Nürnberger und Fürther Motiven ebenso annimmt wie dem Straßenbild Glasgows oder dem Bauboom in Shanghai. Nie sucht sich Voss dabei die schicken, heimeligen Ecken. Die tristen Seiten der Urbanität, die er gerne mit signalhaften, nie natürlichen Farben abmildert, haben es ihm angetan. „Da müssen wir dankbar sein für alles, was an Werbung rausknallt und unser Leben bunter macht“, sagt er.

Knallen lässt er die Farben auch gerne auf seinen aufwendigen Siebdrucken in kleinen Auflagen. Und wunderbar führt er in einer Serie zu Shanghai vor Augen, wie ein und dasselbe Stadtbild sich verändert, wenn er an der Farbschraube dreht, die Szenerie mal in giftiges Pink taucht, mal in trübem Grau mit einzelnen Farb-Lichtblicken belässt.

China hat es ihm, seit er vor drei Jahren erstmals dort war, ganz besonders angetan. So sehr, dass er die Sprache gelernt hat und mit ihr spielt: Die neueste Werkreihe greift chinesische Sprichwörter auf, indem die farblich unterschiedlichen Schriftzeichen auf dem quadratischen Blatt überlagert werden. Und noch eine ganz neue Seite von Voss lernt man in der Kunstgalerie kennen: Erstmals arbeitet er installativ. Dafür hat er ein Lastendreirad mit Kartonagen beladen und in die Galerie gerollt. „In China sind damit die ärmsten Schweine unterwegs, diejenigen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Plastikmüll und Kartonagen bestreiten müssen“, erklärt Voss.

Kunstgalerie Fürth, Königsplatz 1, bis 18. Dezember, Mi.-Sa. 13-18, So. 11-17 Uhr.

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