Attacke auf Asylbewerber ist geklärt

28.12.2015, 16:51 Uhr
Attacke auf Asylbewerber ist geklärt

Wie jetzt bekannt wurde, haben Ermittler den polizeibekannten Höchstadter am Vormittag des 24. Dezember festgenommen. Er sitzt seither in Untersuchungshaft. In der Wohnung des mutmaßlichen Angreifers stellten die Beamten Lederhandschuhe sicher, die er getragen hat, als er dem Äthiopier völlig unvermittelt mit der Faust ins Gesicht schlug. Sie sind mit Quarzsand gefüllt und haben damit ähnliche Wucht wie ein Schlagring. „Wir kennen diese Handschuhe aus dem Hooligan-Milieu“, sagt Polizeichef Jürgen Schmeißer. Weil der 37-Jährige sie bei der Tat trug, geht es bei der Strafverfolgung jetzt um gefährliche Körperverletzung.

Auch das Motiv ist inzwischen klar. Zeugen haben ausgesagt, der Täter habe seinem Opfer nachgerufen: „Renn, du dreckiger Neger“. Damit steht natürlich außer Frage, dass die Tat fremdenfeindlich motiviert war. Der Äthiopier selbst hatte diese Beleidigung gar nicht verstanden, weil er erst seit vier Monaten in Deutschland ist und die Landessprache nur bruchstückhaft spricht.

Deshalb brauchten die Polizisten bei ihren Befragungen auch immer die Unterstützung eines Dolmetschers. „Außerdem haben wir mit Hilfe von Zeugen und unserer Akten viele kleine Mosaiksteinchen zusammengesetzt“, sagt Schmeißer. „Am Schluss hat das Puzzle ein eindeutiges Bild gezeigt.“

Der festgenommene Landschaftsgärtner gehörte zu dem Trio, dass Fahnder kurze Zeit nach der Tat nicht weit vom Tatort aufgegriffen hatten. Er ist polizeibekannt. „Die Tatsache, dass er solche Handschuhe hat und dass die Attacke aus dem Nichts kam, zeugt von einer Persönlichkeit mit Gewaltpotenzial“, sagt der Polizeichef. „Ich bin froh und erleichtert, dass diese feige Tat geklärt werden konnte.“

Hilfe an der Bushaltestelle

Nach Sachlage war der 23-jährige Asylbewerber in den späten Abendstunden des 14. Dezember mit einem Landsmann auf dem Weg aus der Gemeinschaftsunterkunft am Lappacher Weg in Richtung Innenstadt, als er bei der Tankstelle an der Fürther Straße zufällig den Weg von mehreren angetrunkenen Männern kreuzte. Seiner Aussage nach waren es vier, die Polizei konnte drei Männer ermitteln. Einer von ihnen schlug dem Äthiopier grundlos und ohne Vorwarnung mit der Faust brutal ins Gesicht. Er floh blutend in Richtung Innenstadt, wo er an der Bushaltestelle am Schillerplatz Hilfe bekam von einer Frau, die gleich die Polizei verständigte. Sein Begleiter war in Richtung Gemeinschaftsunterkunft davongerannt.

Die Verletzungen des Opfers - Prellungen am Mund und ein gelockerter Schneidezahn - sind laut Schmeißer inzwischen „so gut wie verheilt.“ Die Atmosphäre in der Gemeinschaftsunterkunft habe sich nach der Tat nicht verändert. „Es ist nicht so, dass Ängste da wären, das wäre auch nicht gerechtfertigt.“

Die Polizei fahre ohnehin mehrfach täglich an den Asylunterkünften in Höchstadt oder Hemhofen Streife.

„Das sind kleine Maßnahmen mit großer Wirkung“, sagt der Inspektionsleiter, „denn wir lassen uns sehen und werden gesehen.“ Vorfälle wie der Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Vorra (Nürnberger Land) wolle in Höchstadt natürlich niemand haben.