Ausgebrannte Marthakirche: Anteilnahme ist groß

6.6.2014, 07:43 Uhr
Nach dem verheerenden Brand in der St. Martha-Kirche in der Nacht zum Donnerstag, liegt die Kirche in Trümmern.

© Michael Matejka Nach dem verheerenden Brand in der St. Martha-Kirche in der Nacht zum Donnerstag, liegt die Kirche in Trümmern.

In der katholischen Stadtkirche St. Klara bleibt am Donnerstagabend kein Platz, bis zu den Ausgängen stehen die Besu­cher eines Solidaritätsgottesdienstes. Eigentlich sollte es „nur“ eine An­dacht in einer Reihe zur Gebetswoche für die Einheit der Christen werden. Nun aber sind alle in Gedanken bei dem erschütternden Brand in der St. Martha-Kirche, die in der Nacht zum Donnerstag ein Opfer der Flammen wurde – und der Zusammen­halt bekommt plötzlich noch eine ganz praktische Dimension: Sowohl die „große“ Schwester der Reformier­ten, die lutherische Kirche, wie auch die katholische Stadtkirche rufen ihre Gläubigen zu Spenden für St. Martha und wollen unter anderem die Kollek­ten von Gottesdiensten an den Pfingst­tagen für die Wiederherstellung der einstigen gotischen Spital- und Meis­tersingerkirche zur Verfügung stellen.

Das Feuer brach in der Nacht zum Donnerstag im Dach aus. Es muss eine Zeit lang gewütet haben, bis es entdeckt wurde. Fast gleichzei­tig riefen eine Streife und Emil Conta, der im an die Kirche angebauten Pfarr­haus wohnt, am Donnerstag um 1.30 Uhr die Feuerwehr. „Ich habe gehört, dass etwas herunterfällt“, sagt Conta. Er und fünf weitere Bewohner wur­den von der Feuerwehr über die Leiter gerettet. Der Qualm hatte ihnen den Weg durchs Treppenhaus versperrt. Sie hatten Riesenglück, dass die Flam­men nicht aufs Pfarrhaus übergriffen.

Die Feuerwehr löschte von drei Drehleitern aus. Weil das Gebäude einzustürzen drohte, konnte sie nur von außen heran. Was ihr die Arbeit zusätzlich erschwerte, war das wegen der anstehenden Kirchensanierung aufgebaute Gerüst samt Plane. Die Plane hielt das Löschwasser ab. Ein außergewöhnlicher Einsatz also, wie Thomas Schertel, Pressesprecher der Berufsfeuerwehr Nürnberg, am Tag nach dem Großbrand im Interview erzählt.

Die Kirche ist versichert. Ob das Ge­bäude wieder errichtet werden kann, steht jedoch in den Sternen. Es sei zu früh, um das zu beurteilen, sagt Ger­hard Steinmann, Vizechef der Bauord­nungsbehörde. St. Martha ist zwar nicht akut einsturzgefährdet, die Sta­tiker planen dennoch Sicherungen. Weil man noch nicht weiß, wie sehr die Hitze den Stein angegriffen hat.

Viel Geld wird nicht zuletzt für zwei Glocken und eine neue Orgel benötigt. Das Instrument, das voll­kommen verschmort ist, war fast täg­lich und vielfach in Gebrauch, denn es diente auch vielen Schülern und Stu­denten zum Üben – zudem wird die Kirche häufig für Konzerte genutzt. Dauergast ist etwa der Mozartverein.

In der gegenüberliegenden Klarakir­che ist die Gemeinde bereits seit Ende April mit ihren Gottesdiensten zu Gast – die erwidert damit die ökumeni­sche Gastfreundschaft, die ihr wäh­rend der Sanierung von St. Klara vor ein paar Jahren in St. Martha zuteil geworden war. An eine rasche Rück­kehr ist nun nicht zu denken.

Seit 650 Jahren ist Sankt Martha Heimat für viele Gläubige. Jetzt stehen von dem Gottes­haus nur noch die Fassa­de und ein paar Säulen – dazwischen unzählige verkohlte Balken. „Es sieht aus wie im Krieg“, sagt Pfarrer Dieter Krab­be, „nur dass in Kriegs­gebieten nicht nach drei Minuten Rettung kommt.“

Krabbe berichtet von einer breiten Welle der Solidarität mit der Kirchen­gemeinde. Noch in der Nacht, so Krab­be, habe ihm ein Unbekannter 500 Euro in die Hand gedrückt. Der Mann hatte im Fernsehen von der Feuerkata­strophe erfahren. „Sie wissen, wofür“, hat er dem Pfarrer gesagt und sich dafür entschuldigt, dass er leider nicht mehr geben könne.

Spenden für St. Martha: Konto­nummer 11950110 Sparkasse Nürnberg; IBAN: DE 18760501010011950110, BIC SSKNDE77XXX

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