Feuerwehrmann nach Kirchenbrand: "Wir sind keine Helden"

6.6.2014, 14:45 Uhr
Feuerwehrmann nach Kirchenbrand:

© Katrin Wiersch

Herr Schertel, was ging Ihnen und Ihren Kollegen durch den Kopf, als Sie hörten, dass die St. Martha-Kirche in der Nürnberger Innenstadt in Brand steht?

Feuerwehrmann nach Kirchenbrand:

© Stadt Nürnberg Feuerwehr

Thomas Schertel: Wir standen natürlich unter hoher Anspannung. Das war schon eine besondere Situation für uns alle. Ein Kirchenbrand hat ein großes Alleinstellungsmerkmal, darauf kann man sich nur schlecht vorbereiten. Solch eine mittelalterliche Kirche hat schließlich nur eingeschränkte Zugänge und ist sehr verwinkelt.

Welches Bild bot sich Ihnen, als Sie in der Königstraße eintrafen?

Schertel: Die Kirche stand bereits in Vollbrand, als wir vor Ort waren. Rund um die Kirche herrschte so eine starke Rauchentwicklung, dass der Brandgeruch bis zum Rathenauplatz zu riechen war. Das berichteten uns Kollegen, die von dort kamen. Besonders gefährlich war auch das massive Flugfeuer. Durch die große Hitzeentwicklung flogen bis zu fünf Zentimeter große Glutstücke meterweit durch die Luft. Aus den benachbarten Gebäuden riefen Menschen bereits um Hilfe, weil der Rauch ihnen den Fluchtweg durch den Hausgang versperrte.

Kann man in solch einer Situation ruhig und routiniert bleiben?

Schertel: In Übungen spielen wir solche taktischen Schemen immer wieder durch. Oberste Priorität hat dabei immer die Personenrettung. Danach müssen wir alles dafür tun, umliegende Gebäude zu schützen und den Brand einzudämmen. In solch einer Situation sind die Einsatzkräfte stark fokussiert. Innerhalb kürzester Zeit müssen viele wichtige Entscheidungen getroffen werden. Da muss jeder hochkonzentriert bleiben. Natürlich bleibt dieser Brand eine besondere Situation, denn er unterscheidet sich beispielsweise vollkommen von einem Lagerhallenbrand im Industriegebiet.

Wie ist der Einsatz aus Ihrer Sicht verlaufen?

Schertel: Wir sind sehr froh, dass alles so gut funktioniert hat. Und vor allem, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind. Nachdem wir die Menschen mit  Feuerwehrleitern aus ihren Wohnungen geholt hatten, haben wir die benachbarten Gebäude mit mehreren Strahlrohren gegen das Feuer abgeriegelt. Das hatte Wirkung gezeigt, denn wir konnten das Feuer auf das Kirchenschiff begrenzen. Von drei Seiten haben wir den Brand über Drehleitern bekämpft. Trupps, die mit Atemschutz von innen versuchten, die Kirche zu löschen, mussten sich sehr bald wieder zurückziehen. Die Situation wurde für sie zu gefährlich, weil Trümmerteile abzustürzen drohten. Ohne unser Eingreifen wäre vermutlich der ganze Gebäudekomplex rund um die St. Martha-Kirche in Brand geraten.

Die Nürnberger sprechen nicht ganz zu Unrecht davon, dass Sie eine wahre Heldentat vollführt haben. Sehen Sie sich selbst auch als Helden?

Schertel: Wir sind keine Helden. Wir haben alles geleistet, was in unserer Macht stand. Als Feuerwehrmänner haben wir unsere Arbeit gemacht. Wir selbst können mit solch einer Pathos wenig anfangen und fühlen uns nicht als Helden. Aber wir freuen uns natürlich sehr, wenn die Leute unsere Arbeit schätzen. Für uns ist das auch ein Zeichen der Anerkennung, das uns entgegengebracht wird.

Insgesamt waren bei dem Brand in der Nacht zum Donnerstag 60 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr sowie 22 Männer der Freiwilligen Feuerwehren aus Worzeldorf und Gartenstadt, 20 Polizeibeamte, vier Rettungswägen, eine Notärztin und der Einsatzleiter des Rettungsdienstes im Einsatz.

 

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