Sichtschutz vor Monstern im GNM

12.5.2015, 11:55 Uhr
"Nosferatu" darf bleiben, die Videoinstallation "Under over sideways down" wird im GNM nicht mehr gezeigt.

© GNM "Nosferatu" darf bleiben, die Videoinstallation "Under over sideways down" wird im GNM nicht mehr gezeigt.

Schon am Eingang der Ausstellung ist es bedrohlich dunkel. Hier hängen drei Projektoren und eine Leinwand an der Wand, doch die Videoinstallation "Under over sideways down" der Künstler Heidrun Holzfeind und Christoph Draeger ist nicht zu sehen.

Nachdem die Bildzeitung mit der reißerischen Überschrift „Museums-Chef zeigt Kindern Horror-Videos“ erschienen war, verspürten die Ausstellungsmacher plötzlich Diskussionsbedarf. GNM-Pressesprecherin Sonja Mißfeld hatte noch am Freitag auf Anfrage erklärt, dass noch nichts entschieden sei: „Da reden wir derzeit noch drüber.“ Doch mittlerweile geht man offenbar auf Nummer sicher und hat am Wochenende die Projektoren abgeschaltet.

Spritzende Blutfontänen, Auspeitschungen, aus einer Bauchdecke quellende Därme und andere Gruselszenen sind ab sofort auf dem Index, weil die Schau auch ausdrücklich um Schulklassen wirbt. Der zwölfminütige Streifen zeige Sequenzen aus Horror- und Gruselfilmen unterschiedlicher Epochen, erklärte Mißfeld.

„Ich verstehe nicht, warum man die Filme nicht mehr zeigt“, bedauert GNM-Besucherin Gertrud S. aus Roth im Besucherbuch der Ausstellung. Sie war das zweite Mal in der Schau und vermisste den filmischen Horror. Was ist noch zu sehen? Abbildungen von Drachen, Menschenfressern, Vampiren und Dämonen, zum Teil Jahrhunderte alt, entwickeln im Schummerlicht oft mehr Komik als wirkliche Grusel-Effekte.

Am Montag äußerte sich Sonja Mißfeldt, Pressesprecherin des Museums, in einer Mitteilung:  "Die Kunstinstallation rief in den ersten Tagen nach der Ausstellungseröffnung Proteste von Besuchern und den Medien hervor. Wir freuen uns, dass Kunst auch heute noch aufzurütteln und kontroverse Diskussionen loszutreten vermag." Jedoch war es nie die Absicht des Museums, seine Besucher zu beleidigen oder Kinder zu verstören. Aus diesem Grund sei die Videoinstallation vorerst abgestellt bis die technische Umsetzung des Sichtschutzes geklärt sei. Eine Stellwand soll dann verhindern, dass Ausstellungsbesucher - und vor allem Kinder - automatisch vor den Gruselszenen landen.

Das Video "Under over sideways down" aus dem Jahr 2008 zeigte Szenen aus annähernd 100 Filmen, die parallel nebeneinander abgespielt wurden. Thema der Sequenzen ist das Überschreiten von Schwellen und Toren in eine andere Welt - weswegen das Museum die Ausschnitte im Eingangsbereich zeigte.

Ein Film läuft übrigens nach wie vor im Germanischen: „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich Murnau stammt aus dem Jahr 1922 und kann wahrscheinlich nicht einmal Abc-Schützen mehr schocken.

Ganz offensichtlich ist man in Nürnberg allergischer gegen Gruselfilme als in anderen Städten. Die Künstler seien vor der Schau nach Reaktionen auf das Video befragt worden, so Mißfeld. Zuletzt war es in Dortmund zu sehen. Dort habe es keine einzige Beschwerde gegeben.

Dieser Artikel wurde am Dienstag 11.50 Uhr aktualisiert.

Verwandte Themen


14 Kommentare