Neue Nutzung für Deutschen Hof in Nürnberg

19.6.2013, 07:01 Uhr
Für das Anwesen "Deutscher Hof" ist keine Hotelnutzung mehr geplant.

© Jonathan Kielkowski Für das Anwesen "Deutscher Hof" ist keine Hotelnutzung mehr geplant.

Erik Roßnagel, Geschäftsführer der Nürnberger Immobilien- und Treuhandgesellschaft Terraplan, hat das Gebäude samt dem rund 1500 Quadratmeter großen Grundstück im Dezember 2012 mit seiner DHN Frauentorgraben Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG gekauft und es damit vor dem Abriss bewahrt. „Wir wollen dem Deutschen Hof seine ursprüngliche Form wiedergeben“, kündigte er an.

Roßnagel und seine Firma sind Spezialisten für die zeitgemäße Nutzung von Denkmälern. Die Liste der Objekte von Terraplan in Berlin und Potsdam ist lang: Sowohl die ehemaligen Reitställe der Roten Kaserne in Potsdam als auch die frühere Mälzerei der Schultheiß-Brauerei in Pankow sowie das Gästehaus der DDR in Schönhausen wurden restauriert und einer attraktiven Nutzung zugeführt.

Für das Anwesen „Deutscher Hof“ plant Roßnagel allerdings keine Hotelnutzung mehr. Für das Erdgeschoss ist hochwertige Gastronomie vorgesehen, danach kommen drei Etagen mit Praxen und Büros. Einen Teil der Fläche wird er mit seiner Firma belegen. Für das Dach sind zwei Wohnungen vorgesehen. „Das Dach soll auf seine Geometrie aus dem Jahr 1913 zurückgeführt werden“, sagt Roßnagel.

Es wird dadurch steiler und bekommt die sogenannten „Zwerchhäuser“ oder Giebelbauten zurück. Beim Wiederaufbau nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Dachform stark vereinfacht. Das wird aber nicht der einzige Rückbau sein. Roßnagel will die Ecke Frauentorgraben/Lessingstraße für Fußgänger wieder durchlässig machen und vielleicht auch die Pforte im Westen der Fassade wieder einbauen.

Auch der kleine Balkon in der Fassadenecke entsteht wieder – allerdings eine Etage höher. Im Innenhof kommt der Kamin weg, und der Treppenturm soll wieder in seiner früheren Form frei gelegt werden. Besonders viel Sorgfalt soll zudem auf die Restaurierung der Fassade und der Treppenhäuser gelegt werden. Roßnagel ist sich sicher, dass vor allem der Innenhof des Anwesens mit seinen Arkaden ein besonderes Schmuckstück wird.

Baubeginn im nächsten Jahr

Das Anwesen ist zweigeteilt. Von Anfang an gab es eine Hotelnutzung am Frauentorgraben und im hinteren Bereich die Lessingsäle, die zunächst vom Verein „Lehrerheim" genutzt wurden (zur Baugeschichte). Das im Krieg schwer zerstörte Anwesen wurde 1949 wieder eröffnet, und viele ältere Nürnberger haben noch sehr schöne Erinnerungen an die Theateraufführungen, Kleinkunstvorstellungen und Feste in den Lessingsälen.

In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren die Faschingsbälle im Deutschen Hof gerade zu legendär. Die Säle werden aber nicht mehr saniert, sondern abgerissen. „Wir waren nicht auf einen Abriss aus“, so Roßnagel. Doch angesichts der desolaten Gesamtsituation des hinteren Gebäudeteils müssen sie abgerissen werden. Eine Sanierung käme zu teuer. Nach dem Abriss sollen Eigentumswohnungen gebaut werden. Den vorderen Teil will Roßnagel behalten: „Wir hoffen, in Kürze die Baugenehmigung zu bekommen.“

Nach 1945 wurde der Deutsche Hof mehrfach modernisiert, so dass Teile der im Krieg nicht zerstörten, historischen und repräsentativen Inneneinrichtung doch noch verschwanden. Das Anwesen gehörte bis auf eine Unterbrechung in den 30er und 40er Jahren dem Verein „Lehrerheim“.

Weil es an Geld für eine gründliche Modernisierung fehlte, wurde es 1990 an die Hotelkette Maritim verkauft. Der Verein ging im Übrigen in dem Nürnberger Lehrer- und Lehrerinnenverein auf, der noch in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Räume des Anwesens nutzte. Der neue Eigentümer Maritim hatte zunächst vor, an dieser Stelle ein Hotel zu errichten, doch die Pläne zerschlugen sich. 2004 wurde der Betrieb aufgegeben. Auch der angegammelte, aber beliebte Bocksbeutelkeller wurde zugesperrt.

Danach gab es für das Hotel Deutscher Hof zwar viele Pläne, darunter auch den für ein Kunsthistorisches Museum und für ein Hotel in Zusammenarbeit mit dem DB Museum, das den historischen Adler am Frauentorgraben ausstellen wollte, doch am Ende war es vom Abriss bedroht.

Erst der Kauf Roßnagels sicherte den Erhalt zumindest des Deutschen Hofs: Derzeit fertigt der Nürnberger Architekt Georg Hagen die Ausführungsplanungen an. Roßnagel und sein Team gehen dabei sehr genau vor, um möglichst vor Überraschungen sicher zu sein: „Im nächsten Jahr geht es dann richtig mit dem Bauen los.“ Rund 6000 Quadratmeter Nutzfläche werden insgesamt entstehen. Die Investitionssumme liegt bei 15 Millionen Euro.
 

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