Deutscher Hof in Nürnberg war Hitlers "Standquartier"

19.6.2013, 07:01 Uhr
Das Nürnberger "Hotel Deutscher Hof" im Jahr 1913.

© Andreas Därr Das Nürnberger "Hotel Deutscher Hof" im Jahr 1913.

Das Hotel Deutscher Hof am Frauentorgraben gehörte bei seiner Eröffnung 1913 zu den Häusern der Oberklasse in Nürnberg und ist damit heute noch eines der bedeutenden Denkmäler des Späthistorismus. Es war zunächst gar nicht als Hotel geplant. Errichtet wurde es als Clubhaus und als Veranstaltungssaal des 1890 gegründeten Vereins „Lehrerheim“. Einer Standesorganisation, die ein repräsentatives Vereinsheim haben wollte.

Weil der Bau teuer kam, wurde das Anwesen als Hospiz und als Hotel genutzt. Geplant wurde es von dem bekannten Architekten Hans Müller, der u.a. auch das Karl-Bröger-Haus entwarf. Müller musste dem Stadtrat allerdings mehrere Fassungen seiner Pläne vorlegen, weil sich der Bau nicht in die Umgebung – dem Opernhaus – einfügte. Beim Deutschen Hof wurden architektonische Elemente gemischt: Jugendstil, neue Sachlichkeit, Neorenaissance und Barockelemente.

Das Anwesen auf dem rund 1500 Quadratmeter großen Grundstück war von Anfang an in zwei Teile gegliedert, die auch heute noch zu erkennen sind: dem vorderen Teil mit dem Hotel und dem hinteren mit den Lessingsälen. Hotel und Säle waren im Inneren teilweise opulent ausgestattet: mit Skulpturen, Treppenhäusern und einem großen Marmorsaal; Stuckdecken, Wandvertäfelungen und Wandmalereien gehörten ebenfalls dazu.

Der Bau wurde am 22. Juni 1912 begonnen. Die Eröffnung der Lessingsäle fand schon am 20. September 1913 statt, das Hotel mit 56 Zimmern nahm im Dezember 1913 seinen Betrieb auf. Die Säle wurde in den zwanziger Jahren für Festveranstaltungen aller Art vermietet. Es wurden aber auch Filme wie „Das Liebesleben eines Gelbfilters“ oder „Durch die Kamera ins Ehejoch“ aufgeführt.

Ab März 1920 übernahmen Johannes und Klara Klein aus Straßburg als Pächter den Deutschen Hof, und es wurde eine Weinstube im Keller eingerichtet. Mit seiner rechtsextremen Gesinnung sorgte der frühere U-Bootfahrer Johannes Klein für gute Kontakte zur NSDAP, so dass das Hotel in den dreißiger Jahren als „Standquartier des Führers“ bezeichnet wurde.

Adolf Hitler wohnte im Deutschen Hof, wenn er in Nürnberg war. Klein hatte diesen Kontakt zu Hitler schon 1920 hergestellt, als dieser zu einem Vortrag in Nürnberg weilte. Besonders während der Reichsparteitage wurde das Hotel zum Treffpunkt nationalsozialistischer Größen. Auf Druck der NSDAP musste der Verein „Lehrerheim“ 1936 Säle und Hotel an die NSDAP abtreten. Das Nutzungsrecht für seine Räume behielt der Verein.

Das Hotel wurde damit Teil der nationalsozialistischen Selbstinszenierung: Postkarten zeigten etwa Hitler am Erkerfenster des Hotels. Diese Vereinnahmung durch die Propaganda der NSDAP führt dann zu den ersten Umbauten: Skulpturen verschwanden, weil sie vermeintlich dem „germanischen Volkscharakter“ entgegenstanden. „Purifizierung“ wurde das von den Nationalsozialisten genannt.

Am 3. Oktober 1944 und am 2. Januar 1945 wurde das Anwesen stark zerstört und zwischen 1946 und 1949 unter Leitung des Eisfabrikanten Karl Schöller wieder aufgebaut. Danach erfolgte die Rückgabe an den Verein. Die Lessing-Säle wurden zunächst als Theater und später als Veranstaltungsräume genutzt. Das Hotel führte über längere Zeit die Familie Rübsamen.
 

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