Stadtrat stellt Weichen in Richtung Kulturhauptstadt

11.5.2016, 17:42 Uhr
Stadtrat stellt Weichen in Richtung Kulturhauptstadt

© Ralf Rödel

"Wir haben den Hut noch nicht in den Ring geworfen", sagte OB Maly am Mittwoch bei der Stadtratssitzung. "Der Hut ist erst in der Hand, die werfen soll." Doch, um im Bild zu bleiben, die Wurfbewegung startet. Denn eine große Mehrheit im Stadtrat hat die Weichen in Richtung Kulturhauptstadt gestellt.

SPD-Fraktionsvorsitzende Prölß-Kammerer steht einer Bewerbung positiv gegenüber: "Eine Bewerbung zur Kulturhauptstadt schärft das Profil und Selbstverständnis." Die Sozialdemokraten sind als stärkste Ratsfraktion dafür, dass Nürnberg eine Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt vorbereiten soll. CSU-Fraktionschef Sebastian Brehm sieht eine mögliche Bewerbung ebenfalls als Chance. "Die Bewerbung bietet Nürnberg die Chance, sich als internationale Großstadt in Europa darzustellen", sagte er. Seine Partei befürwortet den Weg auch.

Ist die Kultur in Nürnberg unterfinanziert?

Vorsichtige Zustimmung zu einer möglichen Bewerbung gab es auch von den Grünen. Stadträtin Britta Walthelm hofft dadurch auf neuen Schwung für "die teils verkursteten Strukturen in der Kultur in Nürnberg". In der Debatte gab es allerdings auch kritische Stimmen.

So sprach sich Titus Schüller, Stadtratsmitglied für die Linke Liste, für ein Ratsbegehren in Nürnberg zur Bewerbung aus. "Die Kultur in Nürnberg ist schon jetzt unterfinanziert", sagte er. Auch Michael Bengl von der Piratenpartei meldete Bedenken an. "Das Konzept zur Kulturhauptstadt ist zu akademisch", so Bengl. Die ÖDP hält sie Bewerbung sogar für unnötig. Thomas Schrollinger glaubt, dass sie auf Kosten anderer wichtiger Projekte geht. Auch die Freien Wähler sind erst einmal gegen die Bewerbung, bis sie nicht mehr über die Kosten wissen.

"Die Chancen für Nürnberg stehen nicht schlecht."

Kulturreferentin Lehner warf hingegen ein: "Die Chancen für Nürnberg stehen nicht schlecht." Seit 30 Jahren sei keine bayerische Stadt mehr Kulturhauptstadt gewesen. Wenn Nürnberg den Zuschlag bekäme, hätte die Stadt fünf Jahre Zeit zur Vorbereitung. "Eine Bewerbung um die Kulturhauptstadt ermöglicht neue Chancen, auf die Kulturlandschaft in Nürnberg zu schauen."

Im April äußerte sich OB Maly noch "vorsichtig optimistisch", dass der Stadtrat eine Bewerbung unterstütze.

Doch übernimmt sich Nürnberg mit der kostspieligen Bewerbung für den Kulturhauptstadt-Titel? Bürgermeister Klemens Gsell (CSU) wunderte sich angesichts der massiven Belastung des städtischen Etats, dass die Finanzierung der Bewerbung bislang keine allzu große Rolle gespielt hat.

Auch nach der Stadtratsitzung vom Mittwoch dürften die Diskussionen über die Bewerbung nicht abreißen. Das Bewerbungsverfahren ist einigermaßen kompliziert. Die heiße Phase findet in den Jahren 2019 und 2020 statt. Fest vorgenommen haben sich eine Bewerbung Dresden, Magdeburg und Mannheim. In der Abstimmungsphase sind noch Frankfurt/Main (mit Offenbach), Hildesheim, Kassel, Stralsund und Würzburg.

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