"So ein Bauer!": CSU-Babo setzt nun auf ein Video

21.2.2014, 13:11 Uhr
Hier der Screenshot von der Facebook-Seite Giersdorfs dem Babo-Plakat und einigen Kommentaren. Die Seite hat der CSU'ler mittlerweile offline genommen.

© Screenshot/https://www.facebook.com/FabianGiersdorf Hier der Screenshot von der Facebook-Seite Giersdorfs dem Babo-Plakat und einigen Kommentaren. Die Seite hat der CSU'ler mittlerweile offline genommen.

"Letzte CSU'ler - #57 #58 #59 für den Norden". Das ist das schmissige Motto von Fabian K. Giersdorf, Hermann Hein und Daniel F. Nagl. Alle drei wollen in den Rother Kreistag. Ihr Titel "Letzte CSU'ler" bezieht sich auf ihre wenig aussichtsreichen Plätze (57-59) auf der CSU-Kandidatenliste. Nur Barbara Bösl steht noch hinter ihnen.

Mangelndes Engagement kann man den drei Letzten aber nicht vorwerfen. Mit einem Video wollen die jungen Wilden (Hein ist mit 35 Jahren der Älteste) mit reichlich Dynamik Werbung für sich machen. In ihrem Video eilen sie zu einer Sitzung und - schnell wie sie sind - holen sie noch Unterlagen und besuchen den Mittelstand. Das Ende ist eine besonders unerwartete Wendung. Das Video kennzeichnen: ein schnelles Auto, drei schnelle CSU'ler und viele schnelle Schnitte. Vor allem aber: ein ständiges Gefühl des Fremdschämens.

Das Programm könnte sogar überzeugen

Es ist nicht unbedingt der Inhalt. Die Schwerpunkte Familien-, Wirtschafts- und Energiepolitik sind nie verkehrt, auf ihrer Internetseite geben die drei sogar relativ konkrete Vorschläge. Aber im Medienzeitalter - und besonders im Internet  - macht es eben die Präsentation. Das Video ist nicht schlechter gemacht als andere seiner Art. Sicherlich sind einige Effekte schlicht mies, der Ton schlecht und die Musik wäre gerne rockig. Aber das Video ist kurz gehalten und es hat kaum grobe Schnittfehler.

Die Macher wissen offenbar auch, was im Netz funktioniert, der Film setzt vor allem aufs Bild: Nur sieben Wörter werden eingeblendet, die drei Kandidaten sagen außer "Tschüss" und "Danke" nicht viel. Dann sagt Fabian Giersdorf zum Schluss doch noch etwas: "So ein Bauer!" Danach heißt es nur noch: "Hol'n mer uns was zum Mittagessen." Der Zuschauer bleibt ratlos zurück. Denn die zu Beginn eingeblendete SMS eines gewissen V. B. bleibt viel zu kurz stehen, um sie lesen zu können. V.B. ist der Chef des Kreisverbandes Roth und heißt mit Nachnamen Bauer. Das aber erschließt sich für den größten Teil der Netzgemeinde nicht.

Das Video ist sicherlich nicht das peinlichste im Netz. Was wirklich verstört, ist, dass es überhaupt online gegangen ist. Giersdorf hat offensichtlich nicht aus seinen Fehlern gelernt. Anfang Februar zogen seine Plakate mit der Aufschrift "Die Chabos wissen, wer der Babo ist" einen veritablen Shitstorm nach sich. Der 23-jährige Jura-Student brachte es unter anderem auf die Seiten von FAZ, Stern, Spiegel, Hamburger Morgenpost und Rheinische Post. Der Rapper Haftbefehl, von dem der Spruch ursprünglich stammt, drohte sogar mit einer Klage.

Umso erstaunlicher jetzt das Video. Giersdorf versicherte unlängst im Gespräch mit der Online-Redaktion, weiter Politik machen zu wollen. Aber mit so einem Video läuft er Gefahr, sich der Meute im Internet auf dem Silbertablett zu servieren. Ganz zu schweigen vonm möglichen Verstoß gegen Paragraf 22 des Straßenverkehrsgesetzes wegen des teilweise abgeklebten Nummernschildes - das der aufmerksame Zuschauer trotzdem an anderen Stellen des Videos erkennt.

Der CSU'ler geht fast als "Digital Native" durch, sollte also wissen, wie das Internet funktioniert. Ihm müsste und wird wohl auch bewusst sein, dass ein solches Video das gleiche Potenzial für einen Shitstorm hat wie sein schlagzeilenträchtiges Wahlplakat.

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