Meinungsaustausch zur Innengestaltung der Stadtkirche

29.11.2014, 09:02 Uhr
Meinungsaustausch zur Innengestaltung der Stadtkirche

© Foto: Wilhelm

In den vergangenen Wochen verhärteten sich die Fronten in der Diskussion um die Innengestaltung der Stadtkirche St. Martin und St. Johannes d.T.

So war nach den zwei Stunden inhaltlich deutlicher, im Ton aber sachlicher Auseinandersetzung am Donnerstagabend im Evangelischen Haus die Erleichterung spürbar, dass der befürchtete atmosphärische Frontalzusammenstoß von beiden Seiten vermieden worden ist.

Dieser Informationsabend war eine Reaktion des Kirchenvorstands auf die harte Kritik von Klaus Huber und Ulrich Distler an wesentlichen Elementen vor allem der neuen Innengestaltung der Stadtkirche.

Sogar noch zugespitzt hatte sich der Disput, weil im Zuge der laufenden Sanierung die Kanzel, die Huber und Distler hatten erhalten wollen, abgerissen worden war. Deshalb stellte sich die Frage, ob sich bei der Veranstaltung breiter Unmut Luft verschaffen würde, oder ob Huber und Distler mit ihrer Kritik alleine bleiben.

Inhaltliche Unterstützung in ihrer Ablehnung insbesondere der neuen Kanzel und der Versetzung des Taufsteins vor die Rosenbergerkapelle erhielten sie an diesem Abend nicht. Allerdings wurde deutlich, dass sie mit ihrer Enttäuschung über die aus ihrer Sicht unzureichende Information der Gemeindemitglieder durch den Kirchenvorstand nicht alleine sind.

Eine Auswahl wichtiger Aussagen der von Helge Neuschwänder-Lutz moderierten Aussprache:

Pfarrer Dr. Paul-Hermann Zellfelder ist als Vorsitzender des Kirchenvorstands die Hauptzielscheibe der Kritik: Er führte in das Thema ein, indem er die wesentliche Punkte der Innengestaltung skizzierte: den barrierefreien Zugang und das daraus resultierende neue Hauptportal; das verglaste Foyer als gastlicher Eingangsbereich; die neue Alarmanlage, die die Kirche viel besser begeh- und erlebbar macht; die Versetzung der Bänke in den Seitenschiffen; die neue Beleuchtung auch des Gewölbes mit LED-Strahlern; den freien Bereich neben dem Hauptportal für Ausstellungen; und schließlich die besonders umstrittene Versetzung des Taufsteins vor die Rosenbergerkapelle, den neuen Taufschalenständer, das neue bewegliche Lesepult und die neue Kanzel an einer Säule. Das Ziel: Die Rosenbergerkapelle solle zu einer Gebets-, Meditations- und Taufkapelle werden. Zudem benötige man mehr Raum, etwa für Konzerte.

„Ausdrücklich“ stellte Zellfelder klar: „Die liturgischen Neuerungen werden nicht mit Spenden finanziert. Wer etwas anderes behauptet, sagt die Unwahrheit. Die Landeskirche gewährt uns einen Sonderzuschuss von 100 000 Euro. Damit würdigt sie das in Bayern einzigartige Engagement der Bürgerschaft.“

Helmut Braun, Kunsthistoriker und Kunstbeauftragter der Evangelischen Landeskirche, sieht keine massiven Eingriffe. „Der Kirchenraum wird sensibel korrigiert. Es geht darum aufzuräumen, aber nichts wegzuschmeißen.“ Der Innengestaltung sei ein fairer Wettbewerb nach den Kriterien des Berufsverbandes Bildender Künstler vorausgegangen. Der Siegerentwurf des Ehepaars Bernhard und Susanna Lutzenberger aus Bad Wörrishofen sei „innovativ, zeitgenössisch und elegant“.

Der Künstler Bernhard Lutzenberger erläuterte seine Entwürfe für das neue Portal, das neue Lesepult, den Taufschalenspender und die Kanzel. Gerade die löst unterschiedliche Reaktionen aus. Die neue Kanzel wird aus rund 270 Holzlamellen bestehen, die aus nicht mehr benötigten Kirchenbänken geschnitten werden. Diese Lamellen sind 2,10 Meter hoch und werden nicht mit Blattgold vergoldet, sondern mit Pudergold pigmentiert. Im Inneren der runden, um eine Säule angelehnten Kanzel ist eine Metallkonstruktion mit sieben Treppen. Der Künstler räumte ein, dass sein Modell manchen „an eine Bütt“ erinnern könnte. „Das ist ein zugegeben ungewöhnlicher Entwurf.“ Im Januar aber werde dem Kirchenvorstand ein 1:1-Modell in der Kirche vorgestellt. Dann werde noch an Details gefeilt.

Jürgen Lemke, der Architekt der Generalsanierung, bezeichnete die Umgestaltung als moderat: „Bernhard Lutzenberger ist es in hervorragender Weise gelungen, auf den Kirchenraum einzugehen. Die Kanzel wird etwas Einmaliges in Bayern.“

Klaus Huber meldete sich nach den Referenten am Podium als erster aus dem Publikum zu Wort und begründete seine Ablehnung der Umgestaltung: „Taufstein, Altar und Kanzel bildeten ein harmonisches Ensemble. Dies aber wird zerstört.“ Und: „Bisher hat der Platz auch gereicht.“ Sehr unzufrieden ist er auch damit, dass der Gemeindebrief nicht umfassend über die Neuerungen berichtet habe. Viele Gemeindemitglieder fühlten sich daher nicht eingebunden. „Ich bin mehr als enttäuscht“, sagte Huber.

Michael Reichel, der sich in großer ehrenamtlicher Arbeit um die Bibliothek der Stadtkirche kümmert, widersprach Huber entschieden: „Das Dreierensemble wird nur etwas in die Weite gezogen. Aber es ist noch da.“

Recht gab er Huber aber in einem anderen Punkt: „Unser Gemeindeblatt hat die Kirchensanierung sehr schlecht begleitet.“ Dennoch sei die Umgestaltung richtig.

Eine Änderung aber schlägt auch Reichel vor. Er will das bestehende Lesepult in das neue Konzept integrieren. Der Kirchenvorstand wird diese Anregung auch prüfen.

Ulrich Distler unterstützte erwartungsgemäß Klaus Huber in dessen Kritik: „Die neue Kanzel ist ein Rückschritt.“ Denn jetzt komme sie wieder an eine Säule – wie bereits bis 1959. „Und der Taufstein kommt vor die Rosenbergerkapelle mit ihrem Altar aus vorreformatorischer Zeit. Das passt nicht.“ Distler und Huber übergaben nach der Diskussion 137 Protestunterschriften. „Es ist nicht so, dass Herr Huber und ich alleine stehen.“

Ursula Kaiser-Biburger, Schwabachs Stadtheimatpflegerin, unterstützte den Kirchenvorstand: „Man kann nicht immer nur zurückschauen. Veränderung muss legitim sein. Unsere Zeit sollte ablesbar sein.“

Hildegard Röder bekannte: „Der Entwurf der neuen Kanzel hat mich schockiert. Eine steinerne Kanzel würde sich harmonischer einfügen.“

Pfarrer Ralph Baudisch warb für die Umgestaltung. Die neue Kanzel sei faszinierend, weil befremdend und anziehend zugleich: „Die Predigt soll eine mutige Rede sein, und so darf auch der Ort der Predigt mutig sein.“

Hartwig Reimann trat für den Initiativkreis „Dir wird ich helfen“ nochmals unmissverständlich allen Gerüchten entgegen, dass Spenden für die liturgische Umgestaltung verwendet würden. Er setzt darauf, dass die enorme Spendenbereitschaft auch die letzte Lücke schließen wird. „Wir haben jetzt 850 000 Euro. Das ist schön, aber wir haben das Ziel von einer Million noch nicht erreicht.“

Gudrun Babel hat „einen gewissen Riss durch die Gemeinde“ gespürt. „Einen solchen Abend hätte es schon früher geben müssen.“ Meinungsunterschiede seien normal. Glücklicherweise sei nun „ernsthaft gerungen und in großer Verantwortung diskutiert“ worden.

Horst Huber, der Bruder von Klaus Huber, war nach eigenem Bekunden der einzige im Kirchenvorstand, der die schon 2013 gefassten Grundsatzbeschlüsse nicht mitgetragen hat. Auch sein Antrag auf eine Gemeindeversammlung sei im Kirchenvorstand abgelehnt worden: „Wenn man die damals gemacht hätte, hätte man viel Ärger erspart.“

Ingrid Ittner-Wolkersdorfer, die Vertrauensfrau im Kirchenvorstand, beschrieb, wie „ziemlich heftig“ die teils persönlichen Angriffe in den vergangenen Wochen gewesen seien: „Dabei hat sich jeder einzelne von uns Kirchenvorständen sehr viele Gedanken gemacht. Jede Meinung war uns wichtig.“ Zudem sei der Kirchenvorstand das demokratische legitimierte Entscheidungsgremium.

Dekan Klaus Stiegler blieb das Schlusswort. „4,9 Millionen sind gut verbaut worden. Nur über ein Fünfzigstel wurde kontrovers diskutiert.“ Im Kirchenvorstand habe es „keine Mauschelei und keine Alleingänge“ gegeben. Wie Kirchengemeinde, Bürgerschaft und Landeskirche im Verbund die Sanierung angegangen sind, sei „einzigartig“. Der Wiedereröffnung am 7. Juni 2015 könne man deshalb mit Freude entgegensehen: „Es wartet etwas Wunderschönes auf uns.“

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