„Nix können, trotzdem machen“

23.1.2016, 10:00 Uhr
„Nix können, trotzdem machen“

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Junge bärtige Indie-Folk-Liedermacher gibt es wie Sand am Meer. Jan Bratenstein ist anders: Nicht nur, dass er einen großartigen Humor pflegt, er schlägt auch eine wunderbare Brücke vom jungen, wütend-näselnden Bob Dylan hin zur Nerdkultur (Stichwort „Masters of the Universe“) – und hat mit „Smartphone Woman“ einen perfiden Ohrwurm in den Gehörgängen des Autors dieser Zeilen geparkt.

The Black Elephant Band steht zwar drauf, doch dahinter steckt nur er allein: Jan Bratenstein. „Das ,Band’ musste als Witz rein“, erzählt der 26-Jährige. „Ein Tier wollte ich hingegen unbedingt im Namen drinhaben, weil das immer etwas schön Bildliches hat. Außerdem sind Elefanten würdevoll und gemütlich, das passt.“

Das „Black“ kommt von diversen Gruppen, die Jan schätzt: Black Mountain, The Black Keys, The Black Box Revelation, der Black Rebel Motorcycle Club.

„Elephant in the Room“ heißt die zweite CD der Nürnberger Ein-Mann-Kapelle — frei nach dem Sprichwort, dass ein Elefant im Raum steht, also ein mächtiges Problem, bei dem sich alle darum drücken, es offen anzusprechen.

Das Album hat der Musiker über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert: 32 Songs, 79 Minuten, Liedermacherei wie gehabt. Weil die ewig gleiche Masche „nur Mann mit Holzgitarre“ schnell langweilig wird, sind die Lieder kurz und auf den Punkt gebracht. Außerdem hat „Brati“ im Studio diesmal fröhlich mit Geige, Banjo und Ukulele experimentiert.

Und dann sind da noch – ganz neu! – The Girly Birds: Gitarren-Schrammel-Punk, deutlich anders, deutlich lauter und deutlich schneller als The Black Elephant Band. Und eine echte Band. „Wir sind zu viert, es gibt uns seit November, und es macht tierisch Spaß“, sagt Brati. Alle Musiker wohnen in der Gerlestraße in Nürnberg, deshalb der Bandname.

„Nix können, trotzdem machen“

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In guter alter Ramones-Manier haben sich die vier Künstlernamen mit einem „Girly“ als Nachnamen verpasst. Brothers in Punkrock – oder, wie sie selbst schreiben, „die ärchste Band von Galgenhof“. „Am Punk mag ich vor allem das Schrammelige und das Unprofessionelle. Ich bin ja ein großer Fan davon, dass Leute, die nix können, trotzdem was machen.“ Die neue musikalische Baustelle passt Jan Bratenstein gut in Konzept, will er dieses Jahr doch ein wenig kürzertreten als Solokünstler. 85 Auftritte mit The Black Elephant Band waren es 2015, die meisten davon im Großraum Nürnberg/Fürth/Erlangen.

Über den Süden der Republik ist der Elefant noch nie hinausgekommen. Doch 2016 geht es raus in die weite Welt: Im März steht eine Mini-Tour durch England an. „Mir haben viele Leute gesagt, dass ich endlich mal in englischsprachigen Ländern spielen soll, gerade auch, weil ich englische Texte habe. Das wird spannend für mich, ich bin sehr nervös.“

Wenn der junge Bratenstein nicht gerade Musik macht, dann schlägt sein Herz unter anderem für Nerd-Kultur im Allgemeinen und Comics im Speziellen. Die Cartoons, die er zeichnet, sind so minimalistisch wie seine Lieder. Zusammen mit Jeff Chi und dem Euro Nerd veranstaltet Jan an jedem ersten Sonntag im Monat im neu eröffneten Kulturzentrum Z-Bau in Nürnberg das „Comic Café“.

Außerdem organisiert der emsige Netzwerker die auf Indie-Liedermacherei spezialisierte Konzertreihe „Loft Lo-Fi“ in der Nürnberger Theaterkneipe Loft – und setzt jetzt sogar zum Sprung in die Hochkultur an: Im Fürther Stadttheater wird „Elefanten sieht man nicht“ inszeniert, zu dem die Black Elephant Band fünf Coversongs von Altmeister Leonard Cohen beisteuert.

Wer Jan Bratenstein live erleben möchte: Am 26. Februar stellt der Sänger und Gitarrist im Kunstkeller o2 in Fürth seine neue Band The Girly Birds vor. Die The Black Elephant Band ist am 8. April beim „Spirit of Youth“-Festival im E-Werk Erlangen dabei.

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