Von der Schulfeier zur Megaparty nach Miami

13.12.2014, 10:00 Uhr
Von der Schulfeier zur Megaparty nach Miami

© Archivfoto: Eduard Weigert

Avicii sind da oder die Swedish House Mafia: Wenn sich im März die House-DJs zur weltweit größten Musikkonferenz, der Winter Music Conference (WMC), in Miami treffen, steht auf der Teilnehmerliste auch DJ Rewerb aus Erlangen. „Wenn du als DJ in Miami auflegen darfst, hast du es geschafft“, sagt Thorsten Weber, wie DJ Rewerb richtig heißt. „Bei der WMC bin ich leider noch nicht hinters DJ-Pult gekommen, dafür aber im Nikki Beach Club, einem riesigen Club in South Beach. Doch das war reiner Zufall.“

Die DJ-Karriere des heute 43-Jährigen begann Mitte der 1980er Jahre. „Damals habe ich auf Schulpartys aufgelegt“, erinnert er sich. „Elektronik war mein Ding, mit zehn habe ich das Löten gelernt, dann baute ich mir ein Mischpult. Und die Partyflyer haben wir über den Schulkopierer vervielfältigt.“ Nach dem Abi begann Thorsten eine Ausbildung zum Radio-und Fernsehtechniker und legte bei Privat-Partys wie auf Geburtstagen, Hochzeiten und Firmenfeiern auf.

Mit 23 kam der Durchbruch: DJ Thorsten – wie er damals noch hieß – wurde als Resident DJ im Erlanger „Papa Joe’s“ gebucht. Das bedeutet, dass er eine feste Größe war in diesem Club. „Das war ein richtiger Karrierekick“, erzählt Thorsten, „Das Papa Joe’s war neben dem Mach 1 in Nürnberg die Toplocation.“ Zu der Zeit machte er sich einen Namen als House-DJ und konnte sich vor Anfragen kaum retten.

Vier Jahre lang legte er regelmäßig jeden zweiten Samstag in dem Erlanger Partyclub auf. Währenddessen fing Thorsten auch an, Musik von Platten abzuspielen statt von CDs. „Das ist etwas ganz anderes“, sagt der DJ, „besonders schwierig ist hier das Speedmatching, also das Anpassen der Geschwindigkeit, wenn man zwei Platten nebeneinander laufen lässt und einen guten Übergang hinkriegen will.“

Thorsten musste quasi wieder bei null anfangen. Ungefähr fünf Jahre brauchte er, bis er das richtig konnte. „Man muss sein Gehör trainieren, denn beim Speedmatching geht es um Millisekunden“, fügt er erklärend hinzu. Jedoch muss man kein Technik-Studium absolviert haben, um DJ zu werden.

„Man sollte ein Grundverständnis von Musik haben und nicht komplett unmusikalisch sein“, sagt Thorsten. Technische Fähigkeiten seien auch von Vorteil, damit man weiß, welche Kabel wofür gut sind. „Denn es kann passieren, dass man an seiner Anlage selbst mal etwas reparieren muss, während man auflegt. Dafür ist es gut, wenn man sich auskennt.“ Musiktheoretisches Wissen, wie zum Beispiel, ob unterschiedliche Tonarten zusammenpassen, kann man lernen, meint der 43-Jährige.

Als Thorsten begann, in Ilmenau „Angewandte Medienwissenschaften“ zu studieren, und im Papa Joe’s aufhörte, schlief sein DJ-Dasein etwas ein – bis er zurück in die Region kam und im Erlanger Paisley seinen DJ-Freund ein paar Minuten vertreten sollte. „Das Publikum war so super, da merkte ich, dass ich unbedingt wieder auflegen muss“, erzählt Thorsten.

So kam es, dass er jetzt seit zehn Jahren regelmäßig die Ü30-House-Edition im Terminal 90 in Nürnberg mit der passenden Musik versorgt. Seitdem wurde aus DJ Thorsten auch DJ Rewerb. „Das klingt weniger langweilig und das W in Rewerb spielt auf meinen Nachnamen an.“

Doch nur vom Auflegen allein, kann kaum ein DJ leben. „Die Kosten für Equipment wie Laptop, Anlage und Musik sind durch die Einnahmen zumindest gedeckt“, sagt Thorsten, der tagsüber als Systemprogrammierer arbeitet. „DJ ist auch kein anerkannter Ausbildungsberuf. Es gibt zwar kostenpflichtige DJ-Schulen, dennoch hat man danach nur Erfolg, wenn man sich durchbeißt.“

Der 43-Jährige mag die Interaktion mit dem Publikum, das bei manchen Songs garantiert die Tanzfläche stürmt, bei anderen aber urplötzlich weg ist. „Wenn 600 Menschen anfangen vor Freude zu schreien, ist das ein unglaublicher Kick“, erzählt er strahlend. Trotzdem kann er nicht nur Musik auflegen, die ihm gefällt. Zwischendurch mixt er auch mal ein paar neue Songs rein, um zu schauen, wie das Publikum reagiert.

Dieses Problem hat Thorsten bei seinem neuen Projekt nicht, denn da geht es nur um seine Lieblingssongs. Der DJ veröffentlicht einmal pro Woche einen Podcast unter dem Namen „Houseschuh“. „Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich, zumal ich durch die Gema gezwungen bin, die halbstündigen Shows anzumoderieren“, berichtet er. Dafür nimmt er sogar seit zwei Jahren Stimmtraining. Die Musik dazu mixt er, wenn er in U-Bahn oder Zug zur Arbeit fährt.

Ihr braucht DJ-Tipps oder wollt in den Podcast reinhören? Surft auf www.rewerb.com vorbei.

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