1:0 in Regensburg: Möhwald macht den Unterschied

6.8.2017, 15:25 Uhr
Kevin Möhwald erzielte mit seinem Treffer zum 1:0 das Tor des Tages.

© Sportfoto Zink / DaMa Kevin Möhwald erzielte mit seinem Treffer zum 1:0 das Tor des Tages.

Manchmal kann es ganz schnell gehen, erst recht im Fußball. Am 21. Mai 2016 hat der SSV Jahn Regensburg noch mit 0:1 gegen den 1. FC Nürnberg II verloren, damals, in der viertklassigen Regionalliga Bayern. Über 7000 Zuschauer in der neuen Arena, die von außen doch eher an ein Möbelhaus erinnert, nutzten den Nachmittag vor allem zur  Einstimmung auf die anstehenden Relegationsspiele gegen den VfL Wolfsburg II.

Eine weitere, erfolgreich absolvierte Relegation gegen 1860 München später durften sich die Oberpfälzer am Sonntagnachmittag nach über 13 Jahren mal wieder mit der ersten Mannschaft des 1. FC Nürnberg messen. Immerhin zwei aus der Startelf (Torwart Pentke und Verteidiger Nandzik) waren bereits am 21. Mai 2016 dabei, gegen den kleinen Club. Gegen den großen hätten die zahlreichen Zugänge der vergangenen 15 Monate fast einen Zähler nach Hause gebracht. Aber nur fast.

Kevin Möhwald erzielte in der 78. Minute das einzige Tor des Nachmittags; der 1:0 (0:0)-Erfolg war das Resultat einer so genannten Energieleistung. Über 3000 Club-Fans feierten den zweiten Sieg im zweiten Spiel ausgiebig.

Welche Bedeutung das Derby für den Aufsteiger hatte, fasste Trainer Achim Beierlorzer, ein gebürtiger Erlanger, zuvor noch mal kurz zusammen:  Ein "ganz, ganz großes Higlight der Saison" sei das erste Heimspiel, sagte Beierlorzer, die 90 Minuten werde er "nur genießen". Sein Kollege sah das sehr ähnlich; "Sorgen habe ich keine, eher Freude", sagte Michael Köllner am Sky-Mikrofon, nach dem glatten 3:0 zum Auftakt gegen Kaiserslautern wollte seine Mannschaft unbedingt nachlegen – musste dafür aber einen enormen Aufwand betreiben.

Harte Duelle, hohes Tempo

Der Jahn zwang die Gäste ab der ersten Minute in unzählige, vereinzelt auch hart geführte Duelle. Sie wollten den Nürnbergern richtig auf die Nerven gehen mit ihrem körperbetonten und laufintensiven Stil mit zwei Spitzen, die bereits tief in der Hälfte des Gegners den Aufbau störten. Freunde des gepflegten Nahkampfs kamen voll auf ihre Kosten, Freunde des gepflegten Fußballs eher weniger, es ging wie erwartet ordentlich zur Sache in der schon seit Wochen ausverkauften Arena.

Möglichkeiten zum Abschluss ergaben sich deshalb eigentlich nur nach überraschenden Balleroberungen wie von Tim Leibold in der 16. Minute; sein Querpass fand an der Strafraumgrenze Sebastian Kerk, der es mit einem Schlenzer über den etwas zu weit vor seinem Kasten stehenden Pentke probierte, seinen Versuch aber etwas zu niedrig ansetzte. Eine Viertelstunde später versuchte es Kerk mit Gewalt – sein Schuss strich aber knapp vorbei.

Die beste Chance in den ersten 45 Minuten bot sich Rurik Gislason, der für Edgar Salli in die Startelf gerückt war, nach einem Eckstoß von Kerk: Sechs Meter vor dem Tor köpfte der Isländer erstaunlich unbedrängt aber auch mindestens sechs Meter vorbei. Kurz darauf bekam Enrico Valentini die Kugel am Fünfmeterraum nicht unter Kontrolle. Ein deutlich erkennbares Armspiel von Asger Sörensen im eigenen Strafraum ließ der großzügige Schiedsrichter Harm Osmers ungeahndet.

Nürnberg setzte im Gegensatz zum Jahn vorwiegend auf spielerische Lösungen, musste aber höllisch aufpassen, nicht in einen Konter zu laufen. Trotz optischer Vorteile und eines Eckenverhältnisses von 7:2 stand es zur Pause 0:0, womit die Oberpfälzer ausgezeichnet leben konnten. Der eine oder andere Club-Profi hatte beim Gang in die Kabine bereits Gesprächsbedarf; auch Tim Leibold und Hanno Behrens unterhielten sich bestimmt darüber, wie denn die Regensburger Defensive zu knacken sein könnte.

Valentini auf Möhwald - und drin

Auch nach der Pause brachte der Club seine qualitative Überlegenheit zunächst nur phasenweise auf den Platz; Leibold fehlten bei seinem Versuch aus der Distanz nur ein paar Zentimeter (55.), ebenso Mikael Ishak, der zwei Minuten später knapp an einer Flanke vorbeisprang. Es galt auch weiterhin, die richtige Mischung zu finden aus Stabilität und Risikobereitschaft, womit sich der Favorit sichtlich schwertat.

Der allseits befürchtete Härtetest für den 1. FC Nürnberg lebte vor allem von der Spannung; mit Cedric Teuchert als Stoßstürmer ging‘s in die Schlussphase, in der es doch noch einen Sieger geben sollte. Nach schöner Vorarbeit von Valentini traf Möhwald von der Strafraumgrenze. Die gut und geren 3000 Club-Fans konnten ihr Glück kaum fassen. Das brauchten die Gäste auch in den letzten Minuten, als der Jahn mit Macht auf den Ausgleich drängte, aber die 0:1-Heimniederlage nicht mehr verhindern konnte. Fast wie damals, am 21. Mai 2016.

SSV Jahn Regensburg: Pentke - Nachreiner (75. Saller), Sörensen, Knoll, Nandzik - George (84. Palionis), Lais, Geipl, Mees (81. Nietfeld) - Adamyan, Grüttner

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Valentini, Margreitter, Löwen, Leibold - Kammerbauer - Kerk (87. Petrak), Möhwald, Behrens, Gislason (56. Salli) - Ishak (72. Teuchert)

Tore: 0:1 Möhwald (78.) | Gelbe Karten: Nandzik, Grüttner - Löwen, Ishak | Schiedsrichter: Osmers (Hannover) | Zuschauer: 15.000 (ausverkauft)

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