Pokalsieg-Trainer Hans Meyer: Ein Original wird heute 75

3.11.2017, 08:08 Uhr
Eine magische Nacht in Berlin: Hans Meyer freut sich mit dem Siegtorschützen Jan Kristiansen über den DFB-Pokalsieg 2007.

© Sportfoto Zink / WoZi Eine magische Nacht in Berlin: Hans Meyer freut sich mit dem Siegtorschützen Jan Kristiansen über den DFB-Pokalsieg 2007.

Er ist immer noch Teil des Stadtbildes, was wahrscheinlich die größte Sensation ist. Hans Meyer ist ja vor neun Jahren beim 1. FC Nürnberg entlassen worden, normalerweise sieht man Trainer, die hier entlassen werden nie wieder, aber es ist eben nicht so viel normal bei Meyer und dem 1. FC Nürnberg.

Damals, im Frühjahr 2008, war mal wieder Abstiegskampf, Meyer traute sich zu, ihn zu bestehen, die Verantwortlichen am Valznerweiher trauten ihm das nicht zu. Das Übliche also, Meyer musste gehen. Er, der ein paar Monate zuvor noch geholfen hatte, den Pokal zu gewinnen, der Stadt nach Jahrzehnten wieder etwas fußballerisches Selbstvertrauen zu schenken, war nun tatsächlich ein bisschen beleidigt mit diesem Club.

Geblieben ist er trotzdem, der Stadt und ihren Menschen war und ist er offensichtlich nicht böse und so sieht man ihn jetzt manchmal, wenn man ein bisschen Glück hat oder Pech — je nach Sichtweise. Manchmal schwimmt er im Sommer morgens seine Bahnen im Westbad im Stadtteil St. Johannis. Er macht das auf einer der Bahnen, die für schnelle Schwimmer ausgewiesen ist. Hans Meyer ist kein schneller Schwimmer, Widerspruch muss er nicht fürchten, weil Hans Meyer hat Nürnberg den Pokalsieg gebracht und so einer darf dann auch mal in der Stadt bleiben und auf der falschen Bahn allen anderen den Weg versperren.


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Oder allen ein bisschen Angst machen. Das ist ja auch Hans Meyer, dass man sich immer auch fürchten kann vor ihm. Vor allem die müssen sich fürchten, die zu oft zu viel Unsinn reden - zumal über Fußball. Im Januar war Hans Meyer ins Strandcafé Wanner am Dutzendteich geladen, er sollte über sich sprechen, tat das, redete aber natürlich auch über all jene, die ihm auf die Nerven gehen im Fußball und im Leben. Als der grantige Meyer ins Publikum fragte, was der tatsächlich unsinnige, aber im Fußballdeutsch gerade überall gebrauchte Begriff des Gegenpressings eigentlich bedeuten soll, da schwieg der Saal, jeder Einzelne ängstlich, dass es ihn trifft und der große Meyer die Abfrage beginnt.

Es traf niemanden, weil Meyer - aufgewachsen in Thüringen und fußballerisch groß geworden beim FC Carl-Zeiss in Jena - ein Menschenfreund ist. Einer, der am Rand des Schwimmbeckens gerne noch ein wenig doziert, wenn er fertig ist mit, nun ja, schwimmen. Einer, der in der Stadt gerne stehen bleibt, wenn ihn einer erkennt. Es erkennen ihn natürlich alle, weil Meyer und seine Mannschaft im Sommer 2007 auch Menschen glücklich gemacht haben, die in erster Linie einmal gar nichts zu tun haben mit Fußball.

Meyer selbst hat diese Erfolge im Fußball nie für sich reklamiert – der Trainer, sagte er immer, werde überschätzt. Aber er freut sich, das hat er auch einmal erzählt, wenn einer stehen bleibt und sich bedankt für die Art und Weise, in der er damals diesen 1. FC Nürnberg spielen ließ. Man hatte das in der Neuzeit tatsächlich nie gesehen vom Club: Mit Tempo und Schönheit ging es heraus aus dem Abstiegskampf, hin zum Pokalsieg und zurück in den Abstiegskampf. Turbulente Monate waren das.

Es gibt viele schöne und bewegende Geschichten davon, wie Menschen dieses Glück berührt hat. Eine geht so: "Danke, Trainer" stand auf einem Bettlaken, das Hans Meyers Nachbar am Tag nach dem Pokalfinale aus dem Fenster hängte. "Gerne, Nachbar", malte Meyer gegenüber auf ein Laken.

So einer darf natürlich Nachbar bleiben. Am Freitag wird Meyer 75 Jahre alt, vielleicht macht er ja einen Spaziergang durch die Stadt. Wer sich noch einmal bedanken mag, der hängt ein Laken aus dem Fenster. Oder gratuliert einfach persönlich: Alles Gute zum Geburtstag, Hans Meyer. 

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