Schamel scheitert, "Siggi" schläft: Beim Club kehrt Frieden ein
1.10.2014, 12:22 UhrSogar Querulant Rainer Kurzmann scheint am Ende zufrieden gewesen zu sein. Und das will was heißen, denn zufrieden ist das Rückersdorfer FCN-Mitglied selten. War er es doch, der die Außerordentliche Mitgliederversammlung im Juni initiiert hatte und der mit diversen Vor- und Anträgen die Club-Verantwortlichen schon des Öfteren an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte. Ausgerechnet Kurzmann zog am Dienstagabend aber seinen Eilantrag zur Installation eines dritten Vorstands zurück.
Das ließ der zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr anwesende Rückersdorfer kurzfristig ausrichten, als der Antrag auf Satzungsänderung um 2.45 Uhr zur Debatte stehen sollte. Der Grund: Das seiner Meinung nach positive Ergebnis der Aufsichtsratswahl. Finanzvorstand Ralf Woy kochte angesichts der Umstände, die Kurzmann einmal wieder bereitet hatte. 16.000 Euro habe dieser Antrag den Verein gekostet, weil er erst kurz vor Fristende eingegangen sei und alle Mitglieder daher gesondert per "Nachmailing" benachrichtigt werden mussten, so Woy. "Sowas darf ein Mitglied nicht mit dem Club machen", sagte der Finanzvorstand.
Das Video von der Jahreshauptversammlung des 1. FC Nürnberg von frankenfernsehen.tv
Es ging noch einmal ein Raunen durch die Frankenhalle. Und das, obwohl sich die Reihen zu dieser späten Stunde schon kräftig gelichtet hatten. Kein Wunder: Die aufwendige Aufsichtsratswahl hatte einfach zu sehr an den Nerven und Kräften der Mitglieder gezehrt, von denen insgesamt 2016 erschienen waren. Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses war die Luft raus. Zuvor war die Stimmung durchaus explosiv. Mehrmals musste Versammlungsleiter Axel Adrian die konkurrierenden Fraktionen zur Ruhe ermahnen. Eine Seite wollte die Revolution, wollte Sportvorstand Martin Bader stürzen und den Meerrettich-Baron Hanns-Thomas Schamel in den Aufsichtsrat hieven. Die Mehrheit jedoch hielt Bader die Stange.
Bader kommt davon
"Ich habe selbstverständlich persönlich überlegt, den Weg frei zu machen“, sagte Bader, der trotz einiger Pfiffe und „Raus“-Rufe weiter Sportvorstand beim Club bleibt. "Ich bin so erzogen und habe mein Berufsleben so bestritten, dass in kritischen Situationen nicht aufgegeben wird", erklärte er. Sein Vertrag läuft noch bis 2017. Der 46-Jährige warb für eine "Vereinskultur", in der wieder intern diskutiert und kritisiert werde. „Der Verein hat kein gutes Bild abgegeben.“ Auch im sportlichen Bereich. Die Mannschaft um Trainer Valerien Ismael, die der Versammlung am Anfang beiwohnte, steht nur auf Platz 13. "Aktuell brauchen wir nicht von der Ersten Liga zu reden", sagte Bader.
Die Verlierer waren andere. Schamel und seine Mitstreiter schafften es mit ihrem Konzept "Pro Club 2020" nicht, die Mitglieder zu überzeugen. Dennoch zieren fünf neue Gesichter den Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg: Den Sprung schafften der Schwabacher Unternehmer Stefan Müller (1007 Stimmen), der Leiter eines Start-up-Unternehmens, Thomas Grethlein (835), und der Bamberger Journalist Mathias Zeck (704) im ersten, Johannes Bisping (962) und Rainer Gömmel (734) im zweiten Wahlgang. Die altgedienten Mitglieder Klaus Schramm und Siegfried "Siggi" Schneider wurden dagegen nicht in ihren Ämtern bestätigt. Schramm wirkte deshalb den Tränen nahe, wurde von Aufsichtsrat Peter Schmitt in einer kurzen Rede gewürdigt. Selbst Günther Koch, der sich in den letzten Wochen öffentlich gegen Bader und Schramm gestellt hat, reichte dem scheidenden Vorsitzenden die Hand.
Schneider hingegen blieb die Ruhe selbst. Während sich Woy über Kurzmann aufregte, gönnte sich "Siggi", als der er sich selbst bei den Mitgliedern vorstellte, auf dem Podium vor aller Augen ein Nickerchen. Ruhe täte dem FCN nach den turbulenten letzten Wochen und Monaten gut. Das weiß auch Aufsichtsrat Schmitt. "Ich wünsche mir, dass Frieden in den Verein einkehrt", sagte er.
Zur Video-Umfrage: "Schamel soll lieber Meerrettich kochen" - Stimmen zur JHV beim FCN.
Zum Nachlesen: Die Mitgliederversammlung beim 1. FC Nürnberg
#FCNJHV im Netz: Schalgate, SleepingSiggi, Peinlichkeiten
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