Produktion von Spielzeug sorgt für Leid und Elend

2.2.2017, 15:00 Uhr
Produktion von Spielzeug sorgt für Leid und Elend

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Plüschfiguren, Puppen oder Karnevalsartikel, wer die Spielwarenmesse besucht, taucht ein in eine bunte, verspielte Welt. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass für Arbeiter, die Spielwaren herstellen, das Leben oft alles andere als schön ist. "Pro Minute setze ich im Schnitt 2,5 Puppen zusammen. Inklusive Überstunden macht das etwa 1500 bis 1600 Puppen pro Tag", berichtet eine Arbeiterin laut Arbeiterschutzorganisation China Labor Watch. Nur drei Minuten darf sie ihren Platz am Fließband täglich verlassen. "Das reicht kaum, um auf die Toilette zu gehen", schildert die Frau. Sie klagt auch über giftige Dämpfe, welche die Augen reizen.

Kaum Pausen, Arbeitszeiten von elf Stunden pro Tag, fehlende Schutzmaßnahmen, niedrige Löhne, schmutzige Unterkünfte, keine Beiträge an Sozialversicherungen - dies sind nur einige Missstände, die China Labor Watch 2016 bei Untersuchungen in chinesischen Spielzeugfabriken bemängelt, die beispielsweise für Mattel, bekannt für Barbie-Puppen, produzieren. Mattel wollte sich dazu nicht äußern. Ein Gespräch im Rahmen der Spielwarenmesse lehnte das Unternehmen ab, mit der Begründung, dass es zu kurzfristig sei - obwohl die Redaktion sechs Tage vorher angefragt hatte.

Doch Mattel ist nicht das einzige Unternehmen, das zu diesem Thema lieber schweigt: Aktuell hatte die Initiative "fair spielt" rund 250 überwiegend deutsche Unternehmen zu der Problematik befragt. Reagiert haben nur 14 Prozent, darunter der Fürther Spielwarenhersteller Bruder und auch die Geobra Brandstätter Gruppe aus Zirndorf, bekannt für Playmobil. Die Figuren des Unternehmens würden fast ausschließlich in der EU produziert. Nur Kleinteile wie zum Beispiel Lichtelemente - jedoch weniger als ein Prozent der Ware - stammen laut Sprecherin Ramona Wunderlich aus aller Welt, also auch aus China.

Bruder produziert nur in der EU, 90 Prozent davon in Fürth. Geschäftsführer Paul Heinz Bruder gibt offen zu: "Hier in Europa, speziell in Deutschland, gibt es schon einen gewissen Kostendruck, der es nicht immer leicht macht." Dennoch setzt das Unternehmen auf die örtliche Produktion, die vor allem wegen der kurzen Wege und einer guten Qualität auch Vorteile habe.

Schlechte Qualität war unter anderem ein Punkt, der vor Jahren den vor allem für Plüschtiere bekannten Spielwarenhersteller Steiff dazu bewogen hat, seine Produktion in China wieder aufzugeben.

Dass die Qualität bei Produkten aus China pauschal schlechter sei, dies will der Tüv Rheinland, der immer wieder auch Spielwaren testet, nicht bestätigen. Bei Prüfungen sei nach Herkunftsland kein Unterschied feststellbar. Tüv-Tester Sebastian Rösch stellt fest: "Nicht mehr die Mechanik ist das Problem, sondern die Chemie."

Grundsätzlich müsse jedes Teil geprüft werden, bevor es in den Handel kommt. Unternehmen könnten dies auch selbst übernehmen. Vor allem Händler würden immer mehr auf faire Produktion achten. Zudem hat sich laut Rösch in den vergangenen Jahren in den Produktionsstätten in Ostasien vieles positiv verändert.

Verbesserungsbedarf gibt es dennoch, selbst nach Meinung der Spielwarenindustrie. "Es hat sich schon viel getan und es wird sich viel tun", sagt Verbandsgeschäftsführer Ulrich Brobeil. Geplant sei ein Bündnis Spielzeug, in dem sich vor allem große Firmen engagieren, mit dem Ziel noch bessere Arbeitsbedingungen in den Fabriken in Ostasien zu schaffen.

Dass noch viel Handlungsbedarf besteht, bestätigt auch Harald Bolsinger, Professor für Wirtschaftsethik an der Uni Würzburg-Schweinfurt und Mitglied im Nürnberger Bündnis fair toys. Er berichtet, dass Kinderarbeit für Kinderspielzeug keine Seltenheit sei. Seiner Meinung nach müsste es mehr Kontrollen geben: "Wenn einmal eine komplette Schiffsladung zurückgewiesen wird, dann würde sich schnell etwas ändern", sagt er.

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