Kleeblatt

Kommentar zum Kleeblatt-Aufstieg: Fürths Mut wird belohnt

23.5.2021, 17:50 Uhr
Nach Ende der rasanten Partie gegen Düsseldorf und dem gesicherten Direktaufstieg wurde in Fürth ausgelassen gefeiert.

© Daniel Karmann, dpa Nach Ende der rasanten Partie gegen Düsseldorf und dem gesicherten Direktaufstieg wurde in Fürth ausgelassen gefeiert.

Beim Auftakttraining im vergangenen Sommer sprach Manager Rachid Azzouzi lediglich davon, dass sich die Mannschaft in dieser Saison "öfter mal belohnen" sollte. Als Trainer Stefan Leitl nach den ersten Siegen nach den Zielen für diese Spielzeit befragt wurde, antwortete er, dass man sich "keine Grenzen" setze. Erst vor dem letzten Spieltag, als zumindest schon die Teilnahme an der Relegation gesichert war, sagte Paul Seguin, der emotionale Anführer des aktuellen Kleeblatt-Jahrgangs: "Natürlich wollen wir hoch!"

Selbstbewusst sein, aber ohne dabei die Klappe zu weit aufzureißen – so lautet der Ansatz der SpVgg Greuther Fürth. Dieser Ansatz war offensichtlich genau der richtige.

Irritierend, vor allem in dieser Branche

Dass die Verantwortlichen selbst wenige Wochen vor Schluss, als sich die Mannschaft längst unter den besten Fünf der zweiten Liga etabliert hatte, das Wort "Aufstieg", ja nicht einmal den Begriff "Aufstiegskampf", in den Mund nahmen, wirkte zuweilen irritierend; vor allem in einer Branche, in der sich viele ja immer gerne größer machen als sie sind.

Während andernorts darüber nachgedacht wird, wie man noch ein paar Euro mehr aus dem Showbusiness Fußball herauspressen könnte, wo von einer Super League schwadroniert wird, um die hochverschuldeten Topklubs vor dem finanziellen Ruin zu retten, gehen sie in Fürth ihre Arbeit mit Demut und Bescheidenheit an.

Auch weil ihnen gar nichts anderes übrig bleibt.

Einer der geringsten Etats

Die Spielvereinigung ist mit einem der geringsten Etats der zweiten Liga in die Saison gegangen. Die Verträge mit wichtigen Spielern konnten nicht verlängert werden. Geschäftsführer Holger Schwiewagner muss jeden Euro zweimal umdrehen – und seit der Pandemie wahrscheinlich sogar dreimal. In Panik verfallen sind sie trotzdem nicht.

Seitdem das Kleeblatt 2018 beinahe in die dritte Liga abgestürzt wäre, setzt Azzouzi noch mehr auf junges, hungriges Personal, das die Spielvereinigung nicht einfach nur als weiteren Arbeitgeber begreift, sondern als perfektes Schaufenster, um sich bei Arbeitgebern zu bewerben, bei denen sich mehr Geld verdienen lässt und noch höhere sportliche Ziele verfolgt werden können.


Nach furioser Partie und Abiama-Jokertor! Fürth steigt auf


Seine Talente rekrutiert Fürth aus dem eigenen Nachwuchs, aus der Regionalliga, zum Teil sogar aus der Bayernliga. Die Führungsspieler versauerten bei anderen Vereinen auf der Bank oder wurden nach Verletzungen aussortiert. Stefan Leitl hatte sich als Cheftrainer zuvor lediglich ein Jahr in Ingolstadt an der Seitenlinie versuchen dürfen.

Nach etwas Anlaufzeit in der vergangenen Saison hat Leitl mit kontinuierlicher Arbeit einen Weg gefunden, die Stärken seiner Fußballer bestmöglich auszuspielen und die Schwächen bestmöglich zu verstecken. Und fast nebenbei noch den attraktivsten Fußball der zweiten Liga zu spielen. Kreativität, Mut, Vertrauen, Bodenständigkeit – das ist die Basis für den "Fürther Weg", wie sie bei der Spielvereinigung ihren Ansatz nennen.

Keine Garantie, aber...

Eine Garantie für sportlichen Erfolg ist all das nicht. Aber zumindest für solides Wirtschaften. Bleiben die Beteiligten dem Ansatz treu und spielen angesichts der vielen TV-Millionen und den größeren Stadien, in denen sie demnächst zu Gast sein werden, nicht verrückt, können sie sich auch in Zukunft immer wieder gegen besser alimentierte Traditionsklubs durchsetzen.

Für den Moment ist der Aufstieg in die Bundesliga einer schöner Bonus. Die Mannschaft hat sich nicht nur öfter mal belohnt. Am Ende glückte die größtmögliche Belohnung.

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