Wahlkreis, Kandidaten, Stimmabgabe

Bundestagswahl 2021: Das sind die Kandidaten im Wahlkreis Fürth

24.9.2021, 10:14 Uhr
Am 26. September 2021 sind wieder Erst- und Zweitstimme zu vergeben.

© Rolf Vennenbernd, NN Am 26. September 2021 sind wieder Erst- und Zweitstimme zu vergeben.

Welche Orte gehören zum Wahlkreis Fürth?

Die Stadt Fürth, der Landkreis Fürth und der Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim ohne die Orte Uehlfeld, Dachsbach und Gerhardshofen bilden bei der Bundestagswahl 2021 den Wahlkreis Fürth (243). Die drei anderen Orte gehören jetzt zum Wahlkreis Erlangen.

Der Grund: Die Durchschnittsgröße eines Wahlkreises in Bayern liegt bei rund 250.000 Einwohnern. Doch die gesamte Bevölkerungszahl in der Stadt Fürth und in den Landkreisen Fürth sowie Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, die gemeinsam einen Bundestagswahlkreis bilden, liegt mit rund 337.000 Einwohnern weit über dem Durchschnitt. Deswegen wurden einige Gemeinden aus dem Wahlkreis Fürth dem Wahlkreis Erlangen zugeordnet.

Die Ergebnisse aus dem Wahlkreis Fürth finden Sie nach dem Wahlabend hier.

Wer tritt zur Bundestagswahl 2021 an?

Als erste Partei hat die SPD ihren Kandidaten bereits Mitte Oktober nominiert: Die Sozialdemokraten setzen erneut auf Carsten Träger. Der 47-Jährige ist seit 2013 für den Wahlkreis Fürth im Bundestag. Am 30. Januar 2018 wurde er zum umweltpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion gewählt. Seit 2019 ist er Mitglied der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung. Er studierte Politik- und Medienwissenschaften und arbeitete früher in der Werbebranche.

Der frühere Bundesminister und langjährige Abgeordnete Christian Schmidt war ursprünglich von der CSU als Direktkandidat nominiert worden - dann zog er seine Bewerbung allerdings wieder zurück, weil er sich auf sein neues Amt als Bosnien-Beauftragter konzentrieren will. Ein Nachrücker ist gefunden: Tobias Winkler aus Roßtal. Sein Bekanntheitsgrad, das räumt der 43-Jährige, der verheiratet ist und eine vierjährige Tochter hat, unumwunden ein, ist ausbaufähig. Nach einem Intermezzo für eine Amtszeit bis 2007 im Marktgemeinderat Roßtal wechselte der studierte Politikwissenschaftler als Büroleiter zum Europaabgeordneten Ingo Friedrich, seitdem bewegt er sich auf europäischem Parkett. Seinem Heimatort ist er trotzdem treu geblieben. Mehrere Tage in der Woche verbringt er in München. Dort leitet er seit 2015 das überparteiliche Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments in München und vertritt in dieser Funktion die EU-Institutionen in Bayern und Baden-Württemberg, Gesprächspartner sind Landtage, Staatsregierungen und Kommunen.

Die Grünen wird erneut Uwe Kekeritz als Direktkandidat in den Bundestagswahlkampf führen. Bei der digitalen Aufstellungsversammlung musste sich der 67-Jährige, seit 2009 Abgeordneter in Berlin, allerdings mit Isabell Löschner (31) einer Gegenkandidatin stellen. Die Chancen, das Direktmandat im Wahlkreis zu gewinnen, sind für Kekeritz im aktuellen Höhenflug seiner Partei zwar etwas gestiegen, angesichts der seit vielen Jahren souverän siegreichen CSU aber kaum realistisch. Den Wiedereinzug in den Bundestag peilt Kekeritz deshalb eher über die grüne Landesliste an.

Für die AfD tritt Thomas Klaukien an. Der 59-jährige Informatik-Betriebswirt ist seit 2016 Mitglied der nach rechts orientierten Partei – nachdem er zuvor jahrelang für die SPD im Fürther Distrikt Fürth-Ost aktiv war. Seit 2018 sitzt er für die rechtspopulistische AfD im Bezirkstag, 2020 wurde er zusammen mit zwei weiteren AfD-Vertretern in den Stadtrat gewählt. Als politische Ziele nennt er unter anderem "Wohlstand für alle", den Abbau von Bürokratie und von in seinen Augen unnötigen Regeln.

Die Ökologisch-demokratische Partei (ÖDP), die sich speziell für Umweltbelange einsetzt, schickt als Direktkandidaten Klaus John für die Bundestagswahl ins Rennen. Der 56-jährige Umwelt- und Organisationsberater aus der Stadt Stein setzte sich bei der Nominierungsversammlung in Roßtal gegen zwei Mitbewerber im ersten Wahlgang durch. Er fordert massive Investitionen in das Gesundheitssystem sowie in die Aus- und Weiterbildung des Altenpflegepersonals.

Die Linke hat Hermann Ruttmann nominiert. Er studierte evangelische Theologie in Marburg und Heidelberg und war Pfarrer in Trautskirchen. Seit 2012 ist Ruttmann Landesschatzmeister der Linken. Er wohnt in Dietersheim im Landkreis Neustadt Aisch. Seit 2018 ist er als Projektleiter im Bereich des geförderten Sozialen Wohnungsbaus tätig. Als dringlichste Aufgaben gibt er unter anderem die Erhöhung des generellen Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde sowie "nicht unter 18 Euro" für Pflegende in Krankenhäusern, der Altenpflege und Einrichtungen für Menschen mit Handicaps an. Auch die Unterstützung von Bauern "durch regionalen Verbrauch und höhere Preise für werthaltige Lebensmittel" hat sich Ruttmann auf die Fahnen geschrieben, ebenso erneuerbare Energieträger und klimaneutrale Mobilität.

Auch der Direktkandidat der FPD steht fest: Mit dem Mathematiker Daniel Bayer tritt der Kreisvorsitzende der FDP Fürth an. Der 25-Jährige lebt in Fürth und ist zuletzt für die FDP bei den Stadtratswahlen 2020 angetreten. Zudem gehört er dem Landesvorstand seiner Partei an. Seine Schwerpunkte sieht Bayer in der Digitalisierung sowie der Energie- und Hochschulpolitik. "Die Corona-Pandemie habe deutlich gemacht, "wie sehr Deutschland im Bereich der Digitalisierung hinterherhinkt".

Erst seit kurzem mischt die Basisdemokratische Partei Deutschland, kurz die Basis, auf der politischen Bühne mit. Zusammengefunden hat sich die Gruppierung im Juli 2020 im Zuge der Proteste gegen Corona-Schutzmaßnahmen. Der Kreisverband hat nun mit Katrin Reber die Direktkandidatin für den Wahlkreis Fürth nominiert. Sie ist Gründungsmitglied des Kreisverbands Nürnberg-Fürth-Erlangen "und derzeit als Schwarmbeauftragte aktiv", heißt es in einer Pressemitteilung.

Für die Volt-Partei tritt der 22-jährige Andreas S. Schmidtell im Wahlkreis Fürth an. Er ist Elektroniker für Geräte und Systeme. Gegründet 2017, verfolgt die Volt-Partei in vielen Politikfeldern wie Klimawandel, Migration, ökonomischer Ungleichheit, internationalen Konflikten, Terrorismus und dem Einfluss der technologischen Revolution auf den Arbeitsmarkt einen paneuropäischen Ansatz.

Für die Freien Wähler zieht Stefan Mielchen aus Langenzenn in den Bundestagswahlkampf. Der 54-jährige Versicherungsfachmann wurde bei der Mitgliederversammlung in Puschendorf einstimmig gewählt. Er ist verheiratet und Vater zweier Töchter. Ehrenamtlich engagiert er sich seit fast 20 Jahren beim Fischerei Verein Fürth. Seit sechs Jahren lenkt er als 1. Vorsitzender die Geschicke des Vereins mit seinen fast 900 Mitgliedern. Seine Schwerpunkte sieht er in der Digitalisierung, der Wirtschafts-, Vereins- und vor allen Dingen der Familienpolitik. Der Ausbau fehlender digitaler Infrastruktur in einem der führenden Wirtschaftsländer sei zwingend für die Bedürfnisse von Unternehmen, Vereinen und natürlich auch Familien.

Die Piratenpartei Nürnberg/Fürth wollte eigentlich den 65-jährigen Wilhermsdorfer Kleinunternehmer Prof. Dr.h.c. Dr.h.c. Ludwig W. F. Schröer für die Bundestagswahl ins Rennen schicken. Er zog seine Bewerbung allerdings zurück, weil er nicht mehr kandidieren wollte.

Für die Bayernpartei (BP) tritt Fatimah Brendecke an. Die Vereinigung strebt die Wiedererlangung der Unabhängigkeit des Freistaats an. Geboren wurde die Tupperware-Beraterin 1965 in Singapur; sie lebt in Fürth.

Die Satirepartei "Die Partei" setzt auf die Schülerin Catalina Sine Walther. Sie wurde 2003 in Fürth geboren, wo sie nach wie vor wohnt. Die Partei wurde 2004 von Redakteuren des Satire-Magazins Titanic gegründet, ihr Vorsitzender Martin Sonneborn hat es ins Europa-Parlament geschafft.

Für einen jungen Direktkandidaten haben sich ebenso "Die Humanisten" entschieden: Die Wahl ist auf den Studenten Stephan Wiedenmann gefallen, der 1998 in Fürth geboren wurde und in Großhabersdorf wohnt. "Die Partei der Humanisten beruft sich mit ihrer Politik auf den evolutionären Humanismus", heißt es auf Wikipedia. Auf ihrer Website bezeichnet sie sich als "rational-liberale Partei der Moderne".

Nach der Wahl finden Sie die Ergebnisse hier.

Wie wird gewählt?

Die Wähler haben zwei Stimmen: Mit der Erststimme wird der oder die Wahlkreisabgeordnete für Fürth per Direktwahl gewählt. Sie wird auf der linken Stimmzettelhälfte abgegeben.

Mit der Zweitstimme, die auf der rechten Stimmzettelhälfte vergeben wird, wählt man die Landesliste einer Partei. Die Anzahl der insgesamt auf die Landesliste entfallenden Stimmen gibt dann den Ausschlag dafür, welche Bewerber zusätzlich zu den Gewinnern der Direktwahlen in den Bundestag einziehen.

Wer im Wahllokal wählt, darf man nicht vergessen, seine Wahlbenachrichtigungskarte mit zu nehmen und vorzuzeigen, um die Wahlunterlagen zu erhalten. Und auch der Personalausweis schadet nicht: Der Wahlvorstand kann das Vorzeigen des Ausweises verlangen, obligatorisch ist das allerdings nicht.

Wo man im Wahlkreis Fürth wählt, erfährt man vorab per Post. Möchte man am Wahltag nicht den Gang zur Urne antreten, kann man sich im Vorfeld alternativ für die Briefwahl entscheiden.

Das sind die Ergebnisse der letzten Wahlen

Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis Fürth lag zur Bundestagswahl 2017 bei 78,2 % Prozent, 254.300 Menschen waren wahlberechtigt. 2013 waren es 72,2 Prozent bei 249.252 Wahlberechtigten. Bei den zurückliegenden 15 Wahlen ging - bis auf eine Ausnahme 1972 - stets die CSU als Wahlkreissiegerin hervor: Ab 1990 holte der Direktkandidat der CSU, Christian Schmidt, jedes Mal die meisten Erststimmen. Im Bundestag ist Schmidt ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuss und gehört als stellvertretendes Mitglied dem Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik an.

Dieser Artikel wurde am 24. September aktualisiert.

Im Herbst 2021 sind wieder Erst- und Zweitstimme zu vergeben.

Im Herbst 2021 sind wieder Erst- und Zweitstimme zu vergeben. © Arno Burgi/dpa

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