Kein Brief vom Staat

Drittimpfung in Fürth: Wer darf? Wie läuft es ab?

29.10.2021, 17:30 Uhr
Warteschlange vor dem Impfcontainer auf der Fürther Freiheit: Wer sich boostern lassen will, muss selbst aktiv werden.

© Foto: Hans-Joachim Winckler Warteschlange vor dem Impfcontainer auf der Fürther Freiheit: Wer sich boostern lassen will, muss selbst aktiv werden.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am Freitag 24 668 Neuinfektionen registriert, die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte bundesweit auf 139,2. In Stadt und Landkreis Fürth lag sie mit Werten von 199,7 und 185,3 sogar deutlich höher.

Auf FN-Nachfrage sagte der Ärztliche Leiter des Impfzentrums, Dr. Michael Hubmann, viele Menschen seien beim Thema Drittimpfung verunsichert und dächten fälschlicherweise, sie würden höchst offiziell zu einer solchen aufgefordert. "Die Leute glauben, sie kriegen einen Brief vom Staat." So ist das aber nicht.

Es gibt kein Schreiben von der Kanzlerin oder vom Ministerpräsidenten, auch keines vom Landrat oder Oberbürgermeister. Wer für eine Drittimpfung infrage kommt, muss von sich aus aktiv werden, sagt Hubmann und zum Impfzentrum oder Hausarzt gehen.

Die – im Vergleich zum Sommer – zurückgefahrenen Kapazitäten der Einrichtung und ihrer Außenstellen mit jetzt nur noch bis zu 350 Immunisierungen pro Tag führen dazu, dass sich auf Wartezeiten gefasst machen muss, wer spontan erscheint. "Wir wünschen uns daher wieder Terminvereinbarungen." Beim bayerischen Registrierungsportal BayIMCO wurden die alten Accounts laut Hubmann gelöscht, man könne sich dort aber neu anmelden. Telefonisch lassen sich Termine unter (09 11) 9 50 91 70 festlegen.

Die zumeist dritte Spritze: Wer bekommt sie denn nun?

Doch wer kann und soll überhaupt die zumeist dritte Spritze bekommen? Gezielt wird eine Auffrischung seit September insbesondere Älteren, Risikogruppen, Geimpften mit Astrazeneca und Johnson & Johnson (hier handelt es sich um die Zweitspritze) angeboten. Doch muss die vollständige Impfung mindestens sechs Monate zurückliegen.

Die Ständige Impfkommission Stiko empfiehlt das so genannte Boostern vorerst für Menschen ab 70, Pflegepersonal und medizinisches Personal mit direktem Kontakt zu Patienten sowie für Personen mit geschwächtem Immunsystem. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten allerdings beschlossen, dass es Menschen ab 60 nach ärztlicher Beratung auch angeboten wird.

Wichtig für all jene, die nicht zu den oben genannten Gruppen zählen, die aber auch allmählich auf das Ende der Sechs-Monats-Frist zusteuern: "Jeder hat prinzipiell einen Anspruch auf die Drittimpfung", stellt Hubmann mit Verweis auf die Impfverordnung klar. Er rät, Kontakt zum Hausarzt oder zum Impfzentrum aufzunehmen und in einem persönlichen Gespräch zu klären, ob es individuelle Gründe für eine baldige Drittimpfung gibt.

3000 Erstimpfungen

Die Zahlen: In Stadt und Landkreis wurden von Teams des Impfzentrums sowie in Arztpraxen bisher insgesamt 7532 dritte Impfdosen verabreicht, 153 761 zweite Dosen und 152 731 erste Dosen (Stand 28. 10. 21). Hat das Ende der kostenlosen Corona-Tests seit 11. Oktober der Impfbereitschaft einen neuen Schub verliehen? Hubmann sagt, man habe in der Stadt und im Landkreis im Oktober in Summe bisher rund 3000 Erstimpfungen verbucht. Das sei "kein signifikanter Anstieg der Zahlen" – und trotzdem wichtig.

Nach der Theorie des Arztes hatten die besagten 3000 in den Monaten zuvor noch nicht den Wunsch, sich immunisieren zu lassen. "Und die Zielgruppe ist ja kleiner geworden." Dass es weiter eine Nachfrage nach Erstimpfungen gibt, hält Hubmann mit Blick auf Herbst und Winter und sich füllende Intensivstationen für wichtig.

Das RKI beziffert die Impfquote aktuell auf Minimum 66,6 Prozent, wohl eher 71,6. Heißt: Auch hier ist noch immer Luft nach oben.

Am Feiertag Allerheiligen am kommenden Montag, 1. November, finden zwar generell keine Impfungen statt. Ansonsten aber hat das Impfzentrum in der Rosenstraße montags und mittwochs von 11.30 bis 18.30 Uhr geöffnet. Diese Uhrzeiten gelten auch für den Impfcontainer auf der Freiheit (Friedrichstraße, montags bis samstags) sowie für die Impfstationen im Flair (montags bis freitags) und im Klinikum Fürth (MVZ, zunächst am 5.11., 9.11. und 11.11.).

Der rote Impfbus unterbricht seine "Spritztour" durch den Landkreis für drei Tage. Nach Allerheiligen wird zwei Tage lang eine Heizung eingebaut. Am Donnerstag, 4. November, ist der Bus wieder von 11.30 bis 18.30 Uhr am Rewe-Parkplatz in Obermichelbach zu finden.

Verwandte Themen