Nur wenige kostenpflichtige Tests durchgeführt

Ende der kostenlosen Corona-Tests: Impfquote in Nürnberg steigt signifikant

12.10.2021, 15:36 Uhr
Den Geldbeutel neben dem Rechner: Es kamen am ersten Tag, an dem die Kostenpflicht eingeführt wurde, weniger Menschen ins Testzentrum Nürnberg. Trotzdem war es für Farang Malek am Empfang enorm schwierig, allen Testwilligen zu erklären, ob es für sie eine Ausnahme gibt oder nicht.   

© Claudia Urbasek, NNZ Den Geldbeutel neben dem Rechner: Es kamen am ersten Tag, an dem die Kostenpflicht eingeführt wurde, weniger Menschen ins Testzentrum Nürnberg. Trotzdem war es für Farang Malek am Empfang enorm schwierig, allen Testwilligen zu erklären, ob es für sie eine Ausnahme gibt oder nicht.   

Ein massiver Einbruch bei den Corona-Antigen-Schnelltests, so lautet die Bilanz des ersten Tages, an dem die Tests kostenpflichtig wurden. Während am Freitag und am Samstag beispielsweise in den privaten Testzentren am Hauptbahnhof und in der Färberstraße jeweils 500 bis 600 Tests durchgeführt wurden, waren es am Montag, dem ersten kostenpflichtigen Tag, lediglich nur 150 Tests pro Filiale, wie Betreiber Yusuf Aslan sagt.

Dass die Testzahlen sinken, liegt vermutlich daran, dass man jetzt pro Antigen-Schnelltest 20 Euro zahlen muss. Personen, die entsprechend der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission bis zum 10. Oktober ein Angebot zur vollständigen Impfung wahrnehmen konnten, müssen den Test grundsätzlich seit dem 11. Oktober selbst bezahlen. Es gibt aber zahlreiche Personengruppen, die von der Bezahlpflicht ausgenommen sind.

Unverständliche Gesetzestexte

Doch so einfach ist es nicht, wie sich am Montag im Testzentrum Nürnberg im Club "Nachtkind" herausstellt. Viele der Menschen, die zum Testen kommen, wissen zwar, dass es jetzt kostenpflichtig ist, aber kennen sich bei den Ausnahmen nicht aus. Farang Malek hat auf seinem Tisch am Empfang inzwischen neben dem Rechner ein Portemonnaie liegen – und eine lange Liste mit den Ausnahmen. Mehrfach müssen die Tester Rücksprache mit dem Gesundheitsamt halten.


Die Infos, wer wo kostenfrei getestet werden darf, kamen vom Gesundheitsamt. Doch auch dort ist man nicht glücklich darüber, wie Bund und Land die Ausnahmeregelungen für kostenfreie Corona-Tests geregelt haben. "Die Gesetzestexte sind enorm kompliziert", erklärt Philipp Bornschlegl, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Mitarbeiter beim Gesundheitsamt der Stadt.


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Das Gesundheitsamt ist eigentlich gar nicht zuständig für die Neuregelungen, denn die Vorgaben basieren auf der Testverordnung des Bundes. Dennoch habe man versucht, so Bornschlegl, die Vorgaben für die Testzentren in verständliche Texte zu packen. "Das war quasi ein Service von uns für die Testzentren."
Das Gesundheitsamt muss oft selbst noch genau nachsehen, für wen welche Ausnahme wo gilt. Grundlegend ist die Unterscheidung in privat betriebene Teststellen und auf der anderen Seite in städtische, solche von Hilfsorganisationen, Arztpraxen und Apotheken.

Infizierter ja, Kontaktperson nein

So dürfen in privaten Testzentren zwar Menschen kostenfrei getestet werden, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, Personen, die an Studien zur Wirksamkeit von Impfstoffen gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 teilnehmen, Schwangere (bis Jahresende), Stillende bis zum 10. Dezember, Kinder und Jugendliche (zwischen 13 bis 17 Jahren bis Jahresende) sowie Studierende, die mit einem in der EU nicht zugelassenem Impfstoff immunisiert wurden. Gleiches gilt für Personen, die infiziert waren und aus der Quarantäne wollen.


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Aber: Besucher und Angestellte von Pflege- Behinderteneinrichtungen (die Berechtigungsscheine für kostenfreie Tests von den Einrichtungen erhalten), "Schnupfenkinder" (die wieder in die Betreuung gehen sollen) sowie Kontaktpersonen von Infizierten wiederum dürfen nur in städtische Testzentren, Apotheken, zu Hilfsorganisationen oder in Arztpraxen, um dort kostenfrei getestet zu werden. Personen mit Corona-Symptomen müssen sich für einen kostenlosen Test an ihren Hausarzt wenden.

Student ist nicht gleich Student

Verwirrend sind ebenfalls die Regelungen für Studierende. "Wir dürfen Studierende von der Ohm-Hochschule testen, Studierende von der Friedrich-Alexander-Universität aber nicht", erklärt Malek vom Testzentrum Nürnberg im "Nachtkind". Der Grund: Bis zum 30. November sind Studierende noch über die bayerische Teststrategie abgedeckt, einen kostenfreien Test bekommen sie aber nur am Flughafen (Testzentrum Vitolus). "Alle Hochschulen waren angehalten, mit privaten Testzentren Verträge für ihre Studierenden auszuhandeln", erklärt Philipp Bornschlegl. "Das heißt: Manche Zentren können damit nur eine bestimmte Hochschule bedienen."


Menschen, die in eine Klinik müssen - zum Beispiel für eine geplante Operation, die Dialyse, Reha oder als Patient einer Tagesklinik – können ebenfalls nicht in einem privaten Testzentrum kostenlos getestet werden, sondern nur in städtischen, in Apotheken, bei Hilfsorganisationen oder in Arztpraxen.

In der Realität sah es so aus, dass kaum einer der Menschen, die am Montag in das private Testzentrum im "Nachtkind" kamen, davon wusste. Hier kommen viele Reisende an, die nicht Deutsch sprechen, Migranten, Eltern mit "Schnupfenkindern".

Manche haben kein Verständnis dafür, wie die Ausnahmen geregelt sind. Studierende, deren letzte Impfung noch keine zwei Wochen her ist und die deswegen noch einen Test brauchen, legen lieber 20 Euro auf den Tisch, als bis zum Flughafen zu fahren. "Sonst ist mein Seminar vorbei", sagt eine junge Frau. Auch Personen, die ins Krankenhaus müssen, bezahlen lieber, als eine andere Anlaufstelle zu suchen.

Ohne Nachweis geht nichts

Für das Testpersonal eine enorme Herausforderung: Mit Übersetzungsapps versucht man, aufzuklären, die Wartezeit steigt entsprechend. "Viele Kunden haben auch diskutiert oder versucht, Schlupflöcher zu finden", bilanziert Betreiber Yusuf Aslan. Viele hatten überhaupt noch keinen Nachweis zur Hand, dass sie zur Ausnahme berechtigt sind, wie Mutterpass oder ein Schreiben vom Arzt, das die Unimpfbarkeit bestätigt.

Wie es mit dem privaten Testzentrum weitergeht, wird Aslan in den kommenden Wochen entscheiden. Wenn die Testzahlen so massiv sinken wie am Montag, müsse man schauen, ob sich das langfristig rechnet.

Impfquote in Nürnberg steigt

Ob es nun an der Ankündigung lag, dass Corona-Tests ab dem 11. Oktober kostenpflichtig werden oder an der intensivierten Impfkampagne kann man indes nur mutmaßen: Fakt ist aber, dass die Zahl der Impfungen in Nürnberg "signifikant gestiegen ist", wie Philipp Bornschlegl vom Gesundheitsamt erklärt, vor allem bei Jüngeren. Nur am Wochenende, 9. / 10. Oktober wurden in Nürnberg 1630 Impfungen verabreicht. Am Freitag allein waren es 1015 Impfungen durch die mobilen Teams, unter anderem 294 im Frankencenter Langwasser und 353 in Mercado Einkaufszentrum sowie 91 Auffrischungsimpfungen in einem Altenheim sowie 262 in der früheren KfZ Zulassung.

Eine Übersicht über alle Teststationen, Praxen und Apotheken (mit den Angeboten Antigen-Schnelltest oder PCR-Test) finden Sie im Internet auf der Homepage: www.nuernberg.de

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