Heiße Diskussion

Schnitzel für 43 Euro: Wirt geht im Netz viral - das ist der Grund

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

23.1.2024, 13:30 Uhr

Es ist ein Video auf Instagram mit ordentlich Diskussionspotential. Der Reihe nach: Billi Wagner ist Gastronom in Berlin. In der Hauptstadt betreibt er in der Friedrichsstraße das Lokal „Nobelhart & Schmutzig“. Die Straße gilt als beliebte Flaniermeile und wurde in den letzten Jahren immer fußgängerfreundlicher ausgebaut. Was aber auch hier definitiv nicht Halt macht: Die Mehrwertsteuererhöhung seit dem 1. Januar 2024. In ganz Deutschland wurde diese zu Jahresbeginn von sieben auf nun wieder 19 Prozent angehoben. Ursprünglich gesenkt wurde die Steuer damals zum Höhepunkt der weltweiten Covid-19-Pandemie – um Gastronomen in der gesamten Bundesrepublik finanziell eine Erleichterung geben zu können – so die Regierung damals.

Der Unternehmer rechnet nun konkret vor, was diese zwölf Prozent mehr Abgaben konkret für ihn und sein Unternehmen bedeuten würden. „Alle, die für Sie den Abwasch machen, müssen ab Januar zwölf Prozent mehr Steuern abführen“, leitet Wagner sein Statement auf der Plattform Instagram ein. Gleichzeitig zeigt er auf: Die Steueranpassung gelte nur für Gastronomie, die Speisen in einem Restaurant verkauft. Bestelle man dagegen bei Lieferdiensten, spare man sich Geld. Kein gutes Signal also.

Um seine Aussagen mit Fakten zu untermauern, erklärt der Wirt dann weiter, dass er genau ausgerechnet habe, was ein durchschnittlicher Gast im Jahre 2023 in seinem Restaurant ausgegeben habe. Der Betrag: 214 Euro. Rechnet man hier die 19 Prozent dazu, hätte der Gast „nur“ 200 Euro ausgegeben. Das sind – pro Gast – also 14 Euro weniger. Monatlich – so erklärt der Mann weiter – habe das „Nobelhart & Schmutzig“ durchschnittlich 908 Gäste. Nach der Mehrwertsteueranpassung würde das also konkret 12.700 Euro monatliche Abgaben mehr bedeuten. Auf ein Jahr gerechnet, liegt der Betrag dann bei 152.000 Euro. „Diese Mehrkosten muss ich erwirtschaften“, wird Wagner weiter deutlich.

Weiterer, großer Kostenpunkt ab 2024: die Erhöhung des Mindestlohns. Dieser stieg zum Jahreswechsel ebenfalls von zwölf auf nun 12,41 Euro pro Stunde. Das Unternehmen zahle Mindestlohn „nur“ an Praktikanten oder Auszubildende – die Gehaltsstufen anderer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssten nun aber ebenfalls angepasst werden, um weiter „faire Löhne“ zahlen zu können. Ohne Inflation und Preissteigerungen würden hier weitere 188.000 Euro Mehrkosten auf den Unternehmer zukommen.

Als Gastronom habe er nicht viele Stellschrauben, an denen er kostenmäßig drehen könne, erklärt Wagner offen weiter. Günstigere Lebensmittel zu kaufen oder gar Angestellte zu entlassen, sei für ihn absolut keine Option. Die Folge: Die Menüpreise würden nun künftig steigen müssen. Wer in dem Restaurant von nun an Dienstag bis Donnerstag ein Menü bestelle, müsse 195 statt 175 Euro bezahlen. Freitag und Samstag werden nun 225 statt 200 Euro fällig werden. Besonders drastisches Beispiel der Folgen: Ein Schnitzel werde ab sofort ganze 43 Euro kosten. „Eine Stange Geld“, gibt auch Wagner ganz offen zu. Er sei sich jedoch sicher, dass die Gäste nicht nur wegen des Schnitzels, sondern „auch wegen unserer Transparenz und unseren Werten“ kommen würden.

Die Reaktionen unter dem Video: Mehr als geteilt. So gibt es durchaus Zuspruch für die offenen Worte: „Wer 200 Euro pro Kopf für ein Essen zahlen kann, der hat in der Regel auch mit 220 kein Problem“, schreibt da beispielsweise ein User. Jedoch auch zu finden: „Nur, dass wir uns richtig verstehen. Du betreibst ein Sternerestaurant und beschäftigst Personal zum Mindestlohn? Finde den Fehler“, kritisiert ein anderer User den Gastronom. Ein weiterer Kommentar wird noch deutlicher: „Bei euren Preisen werde ich eh kein Kunde“. So oder so machen diese Zahlen zu Beginn des Jahres 2024 auf brisante Art und Weise deutlich: Essen gehen wird für viele Menschen wohl noch mehr als sowieso schon zu Luxus.

Verwandte Themen