Lockdown-Verlängerung? Pläne kommen in Erlangen gut an

5.1.2021, 10:47 Uhr
Lockdown-Verlängerung? Pläne kommen in Erlangen gut an

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Klinikmitarbeiter sehen die Folgen des Coronavirus jeden Tag aufs Allerschlimmste. Da wundert es nicht, dass die Einrichtungen in Erlangen ein verlängertes Herunterfahren des öffentlichen Lebens ausnahmslos positiv sehen: "Es ist auf jeden Fall sinnvoll, diesen Lockdown noch einmal zu verlängern", sagt der Geschäftsführer des Malteser Waldkrankenhauses St. Marien, Carsten Haeckel, deshalb ohne zu zögern. Gründe dafür gibt es für ihn genug.

So könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht genau sehen, was die seit 16. Dezember geltenden Maßnahmen gebracht haben. Das Ergebnis müsse man dringend abwarten ebenso wie die Entwicklung des Infektionsgeschehens nach den Feiertagen mit Urlaubsreisen und Zusammenkünften im Familienkreis.

"Es ist bisher also schlecht absehbar, wo uns der jetzige Lockdown hinbringt und ob das ausreicht, um danach wieder ein halbwegs normales Geschehen in Krankenhäusern zuzulassen oder ob wir sehr schnell wieder auf den Niveaus landen, mit denen wir vor einigen Wochen in den Shutdown eingestiegen sind."

Das Haus in der Rathsberger Straße hatte im November sogar Operationen absagen müssen, nachdem mit dem Coronavirus infizierte und auch in Quarantäne befindliche Mitarbeitenden zu einem personellen Engpass geführt hatten. Derzeit behandelt das Waldkrankenhaus 31 Covid-Patienten (Stand: 3. Januar).

Im weitaus größeren Universitätsklinikum liegen am selben Tag rund 100 Infizierte, davon fast jeder Dritte auf einer Intensivstation. "Seit Mitte Dezember bis heute gibt es eine kontinuierlich sehr hohe Belegung mit Covoid-19-Fällen", berichtet Sprecher Johannes Eissing.

Patienten erfordern vom Personal Kraft 

Diese hohe Zahl verlange Ärzten und Pflegepersonal sehr viel Kraft und Mühen ab, da die Versorgung von isolierten Covid-19-Patienten sehr aufwändig sei. "Angesichts des weiterhin sehr hohen Infektionsgeschehens in der Metropolregion Nürnberg sehen wir unverändert mit großer Sorge den nächsten Wochen entgegen", sagt Eissing unverblümt.

Eine Verlängerung des Lockdowns hält die Einrichtung daher mit Blick auf die aktuelle Covid-Situation für "nötig und wichtig". So wie Waldkrankenhaus-Geschäftsführer Haeckel betont Eissing: "Wir müssen zunächst genau analysieren, ob die Zahlen nun tatsächlich sinken oder im Gegenteil nach den Feiertagen weiter ansteigen."

Schäufele als Lieferung 

Das sind auch Gedanken und Fragen, die Gastwirt Marcel Palmer derzeit umtreiben. Der Inhaber des Restaurants "Zur grünen Au" wünscht sich zwar, dass er das Lokal in der Äußeren Brucker Straße möglichst bald wieder öffnen kann, hat aber für eine Lockdown-Verlängerung größtes Verständnis. Mit seinem Lieferdienst bringt er Schäufele, Sauerbraten und Gänsebrust zu langjährigen und nun auch vielen neuen Kunden.

Gerade Ältere, für die das Virus besonders gefährlich sein kann, gehören zu den Gästen, daher hält er eine anhaltende Schließung für nötig. "Noch sind die Impfungen ja noch gar nicht im ausreichend großen Stil angelaufen", sagt der 24-Jährige und fügt gleich das nächste wichtige Argument für eine Verlängerung an.

"Die Corona-Zahlen gehen noch immer nach oben, da wäre ein Öffnen doch zu früh, wir rechnen eigentlich nicht damit, vor Ende März wieder in den Normalbetrieb zurückzukehren."

Entscheidung fällt am 5. Januar 

Wann Geschäfte, Restaurants und selbst Kitas oder Schulen wieder öffnen, können bisher nicht einmal Politiker genau sagen. Eine Entscheidung dazu soll an diesem Dienstag fallen. Eine Verlängerung des Lockdowns scheint dabei zwar reine Formsache, aber über die Dauer gibt es bei den Ländern noch unterschiedliche Vorstellungen.



So fordert Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) via Bild am Sonntag eine Verlängerung um weitere drei Wochen bis Ende Januar. Als eine Begründung führt er — genauso wie die Erlanger Kliniken — unter anderem an, dass erst dann klar sei, wie sich Weihnachten und Silvester auf die Infektionszahlen ausgewirkt haben. Andere stark von Corona betroffene Bundesländer sehen das ähnlich, während weniger gebeutelte einer neuen Entscheidung schon nach zwei Wochen zuneigten.

Schule und Kita ungeklärt

Unklar ist zudem, wie es nach den Weihnachtsferien mit Schule und Kitas weitergeht. Allerdings wollen darüber die Kultusminister der Länder bereits an diesem Montag beraten.

Ob und was dabei herauskommt, dürfte Stefan Bühler genau verfolgen. Der Uttenreuther ist beim Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) Mittelfranken Vorsitzender des Kreisverbandes Erlangen-Stadt. Denn noch wüssten auch die Pädagogen selbst nicht, wie es nach dem 10. Januar weiter gehen soll: ob mit Präsenz-, Wechsel- oder Distanzunterricht.

Die jeweilige Form hängt laut Bühler stark vom Alter der Kinder ab, mit Älteren sei Wechsel- oder Fernunterricht einfacher, mit Jüngeren schwieriger. 

Noch gibt es keine Vorgaben aus dem Kultusministerium: "Wir erfahren das immer erst aus der Presse", sagt Bühler mit gequältem Lachen.

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