Befürworter formieren sich
Südumgehung um Niederndorf: "Wir leben in einer Autobahn"
13.3.2021, 06:00 UhrAn der Niederndorfer Hauptstraße, Kreuzung Vacher Straße/Peter-Fleischmann-Straße steht die Ampel auf Rot, die Fahrzeuge stauen sich. "Ich dachte, alle sind im Homeoffice", sagen einige mit hörbarem Sarkasmus, die mit schnellen Schritten die Straße queren und zum kurzfristig einberufenen Treffen an der engsten und lautesten Straßenkreuzung der Ortschaft eilen.
Flugblätter und Infoschriften in Briefkästen, auffällige Banner am Abzweig nach Hauptendorf und Medienaktivitäten der Umgehungs-Gegner veranlassen die Menschen, ihre Argumente zu forcieren.
Als einer der Ersten ergreift ein Anwohner der Peter-Fleischmann-Straße das Wort. Es ist – und das ist vielsagend – Burkhard Simon, Onkel des Grünen-Stadtrats Peter Simon.
"Vor 40 Jahren bin ich hierher gezogen. Seit der Anbindung der Straße an die Nordumgehung und insbesondere durch die Bebauung des Herzo-Base-Areals mit Wohnungen und Firmen hat die Verkehrsdichte extrem zugenommen", ist sein Statement. Er appelliert, dass sich Bürger vor ihrer Unterschrift detailliert die Planfeststellungsunterlagen zur Südumgehung im Internet anschauen. "Eine nach neuestem Stand der Technik und gesetzlichen Vorgaben (Schallschutz, Ökologie) geplante, genehmigte und gebaute Südumfahrung" werde zu starker Anwohner-Entlastung, Verkehrssicherheit und gerechterer Verkehrslastenverteilung führen, so Simons Überzeugung.
"Verkehr drückt rein"
Der Blick von CSU-Stadtrat Walter Drebinger schweift über den anfahrenden Verkehr: "Jetzt sollte es eigentlich ruhig hier sein." Er plädiert für die Südumfahrung, da "der Verkehr aus dem Fürther Landkreis reindrückt, die Neuseser Spange allein löst nichts". Ab der Vacher Waldspitze könne man ohnehin gleich verlängern.
Schleierhaft ist ihm auch, "wie eine Seilbahn funktionieren soll. Wir müssen der Realität ins Auge sehen, auch E-Mobile brauchen Straßen."
"Mit Rücksicht auf Biotope"
Die Südumgehung sei mit Rücksicht auf Biotope geplant, dem Naturschutzgedanken sei Rechnung getragen, unterstreicht Holger Auernheimer, SPD-Fraktionssprecher.
"Diesen Verkehr will niemand vor seiner Haustür haben", argumentiert Gerhard Heger: "Wir leben in einer Autobahn, so laut, so stinkig, das ist kein Dorf." Manche Häuser stünden bereits leer, seien aufgegeben worden.
Der Ausdruck der Umfahrungs-Gegner das sei "nicht , der habe ihn "getroffen", sagt Konrad Körner, Stadtrat der Jungen Union: "In der Abwägung müssen wir auch Menschen schützen. Und es geht um die 8000 Arbeitsplätze, die in den letzten Jahren in Herzogenaurach entstanden sind." Überdies werde auch der öffentliche Nahverkehr auf der Südumgehung fahren.
Auch er wohne seit 40 Jahren an dieser "nicht enkeltauglichen Hauptstraße" und wünsche sich ein Leben "ohne Lärm und Dreck", bekräftigt Anwohner Karl Schaufler.
Walter Drebinger schließlich ermutigt die Bürger, die kurzfristig der Einladung von SPD-Stadträtin Claudia Belzer folgten: "Schreiben Sie Leserbriefe, werden Sie laut als Anwohner. Die Gegner wohnen im Ruhigen."
Eine Frau plädiert "für ein Miteinander" angesichts der Konfrontation: "Es muss ein Kompromiss möglich sein." Es ist Kathrin Mönius. Sie hat auf eigene Kosten in einem Anzeigenblatt eine vielbeachtete Annonce geschaltet, in der um Rücksicht auf die betroffenen Niederndorfer gebeten wird. Die junge Jana Händel, deren Vater schon vor Jahrzehnten für die Umgehungsstraße kämpfte, nimmt diesen Faden auf: "Ich appelliere, dass alle wissen, es geht um die Gesundheit der Menschen. Wir sind schützenswert."
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