Uhlengasse: Besser parken oder schöner gestalten?
14.12.2021, 05:50 UhrInwieweit die Vorschläge aus den Bürgerreihen zum Tragen kommen, entscheidet sich erst im Januar. Es gilt Praxisnähe und Gedenkästhetik gegeneinander abzuwägen.
"Hier handelt es sich um ein besonderes Quartier gegenüber der ehemaligen Synagoge", rief bei der Diskussion Bürgermeisterin Kristina Becker noch einmal in Erinnerung. Ziel soll die Verwirklichung einer "besonders schön gestalteten Stadtstraße sein". Das konnten wohl alle im Gremium noch unterschreiben. Mit ihrer Schlussfolgerung erntete die Rathauschefin aber Widerspruch. Der Straßenzug sei nämlich aufgrund dieser Besonderheiten "nicht unbedingt fürs Parken gedacht." Der Konter von Maximilian Böhm (SPD/JGB) kam sofort: "Das werden wir ja dann merken, wenn die ersten Anwohner sich beklagen".
Mehrere strittige Punkte
Dann nämlich, wenn für sie hier nach Fertigstellung der Maßnahme nicht mehr ausreichende Stellplätze zur Verfügung stehen sollten. Uwe Linss (CSU) pflichtete ihm bei: "Hier gibt es eine angespannte Parksituation – da ist jeder Platz wichtig!" Laut Treuchtlingens Tiefbauamtschef Charly Bösel sieht man das aber nicht in der gesamten Uhlengasse so: "Da gibt es andere, die gerne auf dem Festplatz parken und damit kein Problem haben." Er sah die Lage ganz pragmatisch: "Weisen wir keine Parkplätze aus, machen die Leute was sie wollen".
Das gelte zwar auch im Falle einer Ausweisung, doch gäbe es dann eben eine Handhabe. Bei der Bürgerbeteiligung im Vorfeld der Sitzung war ebenso angeregt worden, einen Baum zu entnehmen beziehungsweise das Ausweisen zweier Stellplätze zurückzunehmen, damit eine gegenüberliegende Einfahrt nicht mehr blockiert werde. Großen Rückhalt gab es aber für die Wendeplatte, die bestehen bleiben solle.
Ein weiterer strittiger Punkt bildete bei der Sitzung die Umstellung auf das Trennsystem. "Wollen wir uns das wirklich leisten?" warf etwa Matthias Strauß (CSU) die Frage vor dem Hintergrund der Gesamtkosten des Straßenprojekts in Höhe von 830.000 Euro aus. Lange wurde über eine sogenannte Schlitzrinne als wichtiges Instrument der Abwassertrennung diskutiert.
Unter Kostenniveau
Diesen Posten aber einfach zu streichen, bringe nichts. "Dann braucht es eine Alternativlösung, das Wasser verdunstet ja nicht", spitzte Planer Karl-Heinz Hasselmeier zu. Außerdem werde die besagte Rinne sehr wahrscheinlich gut gefördert, wie Bösel zu bedenken gab. Insgesamt sei die Kostensteigerung überschaubar. So komme das Projekt zwar mittlerweile auf 20.000 Euro mehr als wie vor einem Jahr in der Vorplanung vorgestellt, "aber wir liegen immer noch deutlich unter dem Kostenniveau der Alternativvorschläge."

Nichtsdestotrotz drängte auch Hans König (TBL) darauf, bei der Umsetzung noch einmal die Einsparmöglichkeiten zu prüfen. Was nun auch so geschehen soll, so dass erst im Januar endgültig entschieden wird.
Dann beantwortet sich beispielsweise auch die Frage, nach der Betonsteinpflasterung des Fußweg zur Altmühl, die bei der Eigentümerbefragung der Anlieger sechsmal zur Sprache kam.
Keine Diskussion gab es bei der jetzigen Sitzung bezüglich eines Kernelements der Straßenneugestaltung: So sollen vor der ehemaligen Synagoge eine Sitzgruppe sowie ein zweieinhalb Meter hohes Kunstwerk aus Cortenstahl installiert werden. In Gedenken an die Reichspogromnacht, die ihren Schatten auch über Treuchtlingen warf, zeigt es einen halben Torbogen, unter dem zwei ineinander gefallene Türblätter zu sehen sind: in Anspielung auf die menschenverachtenden Geschehnisse an jenem neunten Novembertag 1938. Ideengeber ist der Treuchtlinger Künstler Franz Peter Burger.
Kanalbaumaßnahme bildet den Löwenanteil
Anfertigen soll das Kunstwerk der Osterdorfer Metallbauer Thomas Schwill. Die Finanzierung der Kosten in Höhe von zirka 2000 Euro übernimmt der Lions Club Altmühltal. In das Gesamtprojekt Uhlengasse sollen, so ist es zumindest nun beantragt, Mittel aus der Städtebauförderung fließen.
Deutsch, fränkisch, jüdisch - eine Treuchtlinger Familie
Für diese hat die Stadt nach einstimmigen Ratsbeschluss Maßnahmen mit förderfähigen Kosten von insgesamt 435.000 Euro angemeldet. Die Umgestaltung des besagten Straßenzugs mitsamt der anteiligen Kanalbaumaßnahme bildet mit 370.000 Euro dabei den Löwenanteil. Die Beauftragung eines City-Managers (50.000 Euro) und allgemeine Maßnahmen (15.000 Euro) komplettieren schon die recht kurze Liste.
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