Urabstimmung angekündigt
Lokführer könnten in den Sommerferien streiken
24.06.2021, 12:24 Uhr
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) plant zunächst keine Arbeitsniederlegungen.
"Die GDL wird nicht zu Warnstreiks von einigen Stunden oder einem Tag aufrufen", so die Gewerkschaft.
Stattdessen wird zunächst eine Urabstimmung durchgeführt, die Auszählung ist für den 9. August 2021 vorgesehen. Kommt die nötige Mehrheit zustande, könnte es mitten in den bayerischen Sommerferien zu einem Streik kommen.
Der GDL-Chef Claus Weselsky rechnet mit einer hohen Zustimmung. "Wir vertrauen auf unsere starken Mitglieder und auf ihre Solidarität und wir wurden bisher noch nie enttäuscht." Für den Tarifkonflikt mit der Bahn sei die GDL "bestens gerüstet."
"Völlig inakzeptabel"
Weselsky warf der Deutschen Bahn in seiner Erklärung erneut vor, für den Abbruch der Verhandlungen und die drohende Eskalation verantwortlich zu sein.
Trotz eines "maßgeblichen Entgegenkommens der Gewerkschaft" habe die DB "völlig inakzeptable" Vorbedingungen und Gegenforderungen gestellt.
Die GDL habe ihre Entgeltforderungen an den Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes angepasst, während die DB von den Arbeitnehmern einen "Solidarbeitrag" mit massiven Reallohnverlusten fordere.
"Der Arbeitgeber hat bewusst provoziert und null Interesse an einer Einigung. Deshalb ist er auch für die Eskalation und die bevorstehenden Arbeitskampfmaßnahmen verantwortlich", so Weselsky.
Erst kürzlich hatte Weselsky gedroht, neuerliche Streiks härter und länger als in der Vergangenheit führen zu wollen. 2014 und 2015 hatte hatte die GDL in insgesamt acht Wellen gestreikt und den Bahnverkehr zum Teil über Tage hinweg massiv beeinträchtigt.
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Die GDL fordert in Anlehnung an den Abschluss im öffentlichen Dienst Lohnerhöhungen von rund 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie.
Hohe Verluste
Die Bahn lehnt das mit Blick auf die angehäuften Milliardenverluste durch Corona ab und argumentiert, die gesamten Ansprüche der GDL würden sich unter dem Strich auf etwa das Dreifache summieren.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die deutlich mehr Mitglieder als die GDL hat, schloss bereits im vergangenen Herbst einen vergleichsweise mageren Tarifvertrag ab.
Von 2022 an bekommen die DB-Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld, dafür sind bis Ende 2023 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.
Scharfe Reaktion
Die Deutsche Bahn kritisierte die Ankündigung der GDL scharf. „Die GDL setzt ihre verantwortungslose Geisterfahrt fort, anstatt endlich an den Verhandlungstisch zurückzukehren“, erklärte DB-Personalvorstand Martin Seiler.
Seiler appellierte gleichzeitig an die GDL, erneut zu verhandeln. Die DB sei bereit, die geforderte Lohnerhöhung von 3,2 Prozent in zwei Schritten zu vereinbaren.
"Wir benötigen allerdings eine etwas längere Laufzeit, um die gewaltigen Corona-Schäden bewältigen zu können", so Seiler.
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