Großbaumverpflanzung: Neue Heimat für Gehölze in Gefahr

23.4.2021, 17:22 Uhr
Umweltreferentin Britta Walthelm und Bürgermeister Christian Vogel beobachten die Großbaumverpflanzung im Marie-Juchacz-Park in Nürnberg-St. Leonhard.

© Günter Distler, NNZ Umweltreferentin Britta Walthelm und Bürgermeister Christian Vogel beobachten die Großbaumverpflanzung im Marie-Juchacz-Park in Nürnberg-St. Leonhard.

Eine offizielle Partnervermittlung für Bäume gibt es zwar nicht, aber manchmal kommen Gehölz und neuer Lebensraum doch schnell zusammen: Ein Ehepaar aus dem Raum München wollte ein Haus bauen, nicht aber die schönen Bäume auf dem Grundstück fällen. Ein Anruf bei der Spezialfirma Opitz aus dem Landkreis Roth, die in ganz Europa große Bäume verpflanzt und auch oft in Nürnberg tätig ist, brachte die Lösung: Ein Mitarbeiter stellte die Verbindung zum Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) her. Jetzt steht eine über zehn Meter hohe Esskastanie im Nürnberger Südwesten.

"Wir tun etwas für Bäume in der Stadt. Wo sie wegen Baumaßnahmen gefällt werden müssen, versetzen wir sie", sagt Bürgermeister und Sör-Werkleiter Christian Vogel. So landeten zum Beispiel kürzlich mehrere Bäume, die einer neuen Halle der VAG weichen mussten, im Volkspark Marienberg.

Pünktlich zum "Tag des Baumes" an diesem Sonntag brachte ein Transporter der Spezialfirma nun den ausgewachsenen Baum in den erst im Herbst 2020 neu eröffneten Park in St. Leonhard. Das Fahrzeug ist mit einer Art Kran und daran montiertem Greifarm mit Spatenwerkzeug versehen. Letzterer sticht die Wurzeln aus dem Boden, hebt den Baum vorsichtig auf die Ladefläche und setzt ihn dann ebenso vorsichtig in ein passgenau angelegtes Pflanzloch am neuen Standort. Anschließend braucht der Baum viel Pflege – vor allem Wasser. Rund sieben Jahre dauert es, bis so ein großer Baum in seiner neuen Heimat richtig Wurzeln geschlagen hat, berichtet die städtische Baum-Managerin Petra Wang.

Die nötige Zuwendung bekommt die neue Esskastanie, verspricht Bürgermeister Vogel. Etwa 10.000 der rund 29.000 Stadtbäume werden regelmäßig gewässert, zehn Million Liter Wasser werden dafür jährlich benötigt, rechnet er vor. In vielen Straßen in der Stadt und in den Grünanlagen ist der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) dafür im Sommer mit Tankwagen unterwegs. Aber auch Privatleute gießen Straßenbäume vor ihrer Haustüre mit Wasser aus Hydranten. Derzeit sucht Sör wieder Wässerpaten.


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Umweltreferentin Britta Walthelm betonte, wie wichtig Bäume in Zeiten des Klimawandels für das Stadtklima sind: "Sie spenden Schatten, erzeugen Verdunstungskühle und filtern die Luft." Aber auch ihre Funktion als Wasserspeicher sei besonders bei Starkregen enorm wichtig, so die Referentin für Umwelt und Gesundheit. Bei der Auswahl müsse man darauf achten, dass die Baumarten klimastabil sind.

Die Esskastanie, die eigentlich aus dem Mittelmeerraum stammt, aber schon mit den Römern nach Deutschland kam, verträgt Hitze gut, so Baum-Managerin Petra Wang. Nur zu trockene Böden mag sie nicht. Im Park sei diese Baumart deshalb besser aufgehoben als an einer Straße. Sie ist übrigens nicht der erste Großbaum, der in den Marie-Juchacz-Park überführt wurde. Bereits vor einem Jahr ließ Sör eine etwa 30 Jahre alte Linde vom Gelände des Südklinikums an die Nordseite der Grünanlage versetzen.


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