Infotag im Naturschutzgebiet

Nürnberger Pegnitztal Ost: Schatzkästchen mit Regeln

29.8.2021, 12:00 Uhr
Naturschutzwächter Roland Straub und Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit, informierten am Samstag im Pegnitztal Ost über das Naturschutzgebiet.

© Roland Fengler, NNZ Naturschutzwächter Roland Straub und Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit, informierten am Samstag im Pegnitztal Ost über das Naturschutzgebiet.

Ohne seine gelben Blüten, die schon verblüht sind, sieht das Habichtskraut ziemlich unscheinbar aus. Dabei ist es perfekt an seinen Standort auf einem Magerrasen angepasst, berichtet Naturschutzwächter Roland Straub, der am Samstag ein gutes Dutzend Interessierte durch das Pegnitztal Ost führte.

Straub ist einer von derzeit zwölf ehrenamtlichen Naturschutzwächtern in Nürnberg. Sie sind im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde unterwegs und ein wichtiges Bindeglied zwischen Bürgerinnen, Bürgern und Verwaltung. Neben der Aufklärung der Bevölkerung melden sie Veränderungen in der Natur und können bei Verstößen aktiv werden. Sie werden intensiv für ihre Aufgaben aus- und fortgebildet und tragen zur Erkennung ein Abzeichen der Naturschutzwacht Bayern.

Hitzeschutz mit Haaren

Wenn die Sonne in diesem verregneten Sommer ausnahmsweise mal scheint, dann knallt sie unbarmherzig auf die freie und sandige Fläche des Magerrasens. "Hier kann es im Frühling und Sommer Temperaturen um die 50 Grad Celsius über dem Boden geben. Die Blätter der Pflanze schützen sich zum Beispiel mit Haaren vor zu starker Verdunstung", erklärt Straub anhand des Habichtskrauts. Auch zahlreiche Wildbienenarten fühlen sich auf dem kargen Hang wohl: Sie legen im lockeren Untergrund Bruthöhlen für ihren Nachwuchs an.

Die Kinder von Wanderschäfer Thomas Gackstatter Tim und Kerstin, 13 und 14 Jahre alt, kümmerten sich am Infotag im Pegnitztal Ost um Lämmer. 

Die Kinder von Wanderschäfer Thomas Gackstatter Tim und Kerstin, 13 und 14 Jahre alt, kümmerten sich am Infotag im Pegnitztal Ost um Lämmer.  © Roland Fengler, NNZ

Nur ein paar Meter entfernt - unter alten Bäumen nahe der Pegnitz oder am etwas tiefer gelegenen Unterbürger Weiher - ist es deutlich feuchter und kühler. Klar, dass hier ganz andere Bewohner zu finden sind.

Exotischer Pirol

Am exotischsten ist sicherlich der Pirol. Leider sieht man den etwa amselgroßen Vogel mit seinem gelben Prachtgefieder nur selten. Roland Straub hat deshalb ein Foto dabei. Und wer etwas Geduld hat, hört den Pirol auch: "Der flötende Ton hebt sich deutlich vom Gesang anderer Vögel ab", sagt der Naturschutzwächter. In Sachen Schönheit muss sich freilich auch der Eisvogel nicht verstecken, der an der Pegnitz und im Weiher gerne kleine Fische fängt.

Ein Paradies für Schmetterlinge

Ein Paradies für Schmetterlinge, Wildbienen und Käfer sind die artenreichen Wiesen links und rechts der Pegnitz. "Da freuen sich auch die Insektenjäger", scherzt Straub.


Beliebtes Ausflugsziel: Besucher strömen ins Pegnitztal Ost


"Wir haben hier ein Schatzkästchen, es ist gut, dass dieses Naturidyll geschützt wird", lobt Umweltreferentin Britta Walthelm die Entscheidung des Stadtrats, das Pegnitztal Ost zum Naturschutzgebiet zu machen. Kurz vor Weihnachten 2018 kam dazu von der Regierung von Mittelfranken die Genehmigung. Ausgenommen sind nur Flächen des Langseebads und des Post SV.

Seitdem erstreckt sich zwischen der Satzinger Mühle und der Autobahn 3 auf 221 Hektar ein vielfältig strukturiertes Gebiet mit ganz unterschiedlichen Lebensräumen: In den Fluten der Pegnitz baut zum Beispiel der Biber seinen Bau mit Unterwassereingang. In Auwäldern, auf Nasswiesen und Magerrasen finden seltenen Arte ein Refugium.

Trotz wechselhaften Wetters kamen viele Interessierte zum Infotag ins Pegnitztal Ost.

Trotz wechselhaften Wetters kamen viele Interessierte zum Infotag ins Pegnitztal Ost. © Roland Fengler, NNZ

Und der Mensch? Der kann sich in schöner Natur erholen. Außerdem profitiert er vom frischen Wind, der durch das Pegnitztal in die überhitzte Stadt weht und von Flächen, die Hochwasser zurückhalten.

Party und Picknick sind tabu

Freilich gelten in einem Naturschutzgebiet auch Regeln: Manche Wiesenflächen dürfen zeitweise nur auf festgelegten Wegen betreten werden. Partys feiern und Picknicks sind tabu. Und: Hunde müssen an die Leine.

Für die Einschränkungen gibt es vernünftige Gründe: Auf einem Teil der Wiesen weiden Schafe. Auf einem anderen Teil mäht der Tiergarten Gras und erhält so Futter für die Zootiere. Müll und Hundehaufen im Futter sind nicht nur ekelhaft, sondern auch schädlich für die Tiere.

Hundehalter unzufrieden

Alternativ dürfen Vierbeiner auf den ausgewiesenen Freilaufflächen ohne Leine herumtoben. Einige Hundehalter aus Laufamholz sind allerdings nicht zufrieden: Sie beklagen, dass es sich beim dortigen Auslauf um einen "tristen Wiesenschlauch" handle und man den Autoverkehr von der B14 hört.

Hoher Besucherdruck wegen Corona

Vor allem feiernde Menschen hätten in den vergangenen beiden Corona-Sommern für einen erheblichen Besucherdruck und viel Ärger gesorgt, berichtet Wanderschäfer Thomas Gackstatter. Er betreibt seit 20 Jahren mit seinen Tieren im Pegnitztal Ost Landschaftspflege und verhindert unter anderem die Verbuschung der Wiesen. "Die Leute von der NorisArbeit, die Naturschutzwächter und ich klauben ständig jede Menge Müll auf. Warum kann man den nicht mitnehmen und in den Mülleimer werfen?", fragt der Schäfer kopfschüttelnd.


Ansturm auf die Fränkische: "Das Problem sind die Rücksichtslosen"


"Leider wissen viele Menschen nicht, wie man sich in einem Naturschutzgebiet verhalten soll", bedauert Britta Walthelm. Sie setzt auf Aufklärung, etwa durch Infotage, Broschüren, Ansprechpartner und Kontrollen vor Ort. Ein wichtiger Baustein seien ehrenamtliche Naturschutzwächter wie Roland Straub, sagt sie. Die Umweltreferentin freut sich deshalb, dass der Umweltausschuss des Stadtrats kürzlich befürwortet hat, dass deren Zahl von 12 auf 20 aufgestockt wird.

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