Maximaldauer überschritten

Park-Abzocke vor Nürnberger Discounter? "Hier werde ich nicht mehr einkaufen"

Stefan Besner

Online-Redaktion

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14.10.2022, 12:23 Uhr
Weil sie die maximale Parkdauer überschritt, soll eine langjährige Aldi-Kundin in Nürnberg nun Strafe zahlen.

© IMAGO/Zoonar.com/Klaus Ohlenschläger Weil sie die maximale Parkdauer überschritt, soll eine langjährige Aldi-Kundin in Nürnberg nun Strafe zahlen.

Discounter werben gerne mit ihrem Einkaufserlebnis. Bis über beide Ohren grinsende Menschen kaufen Dinge des alltäglichen Lebens - selbstredend nirgendwo so günstig wie hier. Günstig war der Großeinkauf einer langjährigen Kundin des Aldi Süd in der Ostendstraße nicht. Und spätestens, als zusätzlich ein Strafzettel per Post eintrudelte, war ihr auch ganz sicher nicht mehr nach Lachen zumute.

Der Grund für die zusätzlichen Kosten: Die Frau hatte die maximale Parkdauer auf dem Kundenparkplatz überschritten. Es ist bereits der zweite Fall in Bayern innerhalb kurzer Zeit. Vor kurzem hatte eine Lidl-Kundin aus Karlsfeld ihren Unmut über eine zu zahlende Strafe wegen zu langen Parkens kundgetan. Die Stammkundin gab an, wegen einer Lungenkrankheit länger als andere für ihre Großeinkäufe zu brauchen.

Schild nicht gut ersichtlich

Nun also Aldi. "Normalerweise fahre ich immer mit dem Fahrrad zum Einkaufen", erklärt die empörte Aldi-Kundin, die anonym bleiben möchte, gegenüber nordbayern. Ausnahmsweise, weil es sich um einen "Einkauf für einen runden Geburtstag" gehandelt habe, sei sie mit dem Auto gekommen. Ein Schild zur Beschränkung der Parkdauer auf dem Parkplatz vor dem Discounter habe sie nirgends gesehen.

Nachdem sie den Strafzettel erhalten habe, sei sie sogar extra nochmal zu dem Parkplatz gefahren, habe das Schild gesucht - und auch gefunden. Allerdings sei es "beim besten Willen nicht auf den ersten Blick zu sehen" gewesen. Laut dem Schild ist die Parkdauer auf eine Stunde begrenzt. Sie brauchte jedoch rund eineinhalb Stunden.

25 Euro, innerhalb von zwei Wochen zu überweisen

Am 30. September, ziemlich genau einen Monat nach dem Einkauf, landete der Zahlungsbescheid im Briefkasten der Nürnbergerin. 25 Euro solle die Kundin für das Überschreiten der zulässigen Parkdauer überweisen. Eine Möglichkeit, Widerspruch einzulegen, habe es ihr zufolge nicht gegeben.

"Ich hab sogar mit der Filialleiterin von dem Aldi geredet, aber die meinte, sie kann da auch nichts machen.", ärgert sich die Frau. Seit April existiere die Parkdauerbegrenzung. Am Anfang habe es wegen der ausgestellten Strafzettel noch häufiger Beschwerden gegeben, soll die Aldi-Chefin in dem Gespräch erwähnt haben. Mittlerweile mache jedoch kaum noch jemand seinem Ärger Luft. Die Leute hätten sich wohl damit abgefunden.

Widerstand zwecklos?

"Ich seh' einfach nicht ein, warum ich das zahlen soll", so die Frau. Um die 25 Euro gehe es ihr gar nicht, sondern ums Prinzip. Aus diesem Grund habe sie sogar versucht, eine Etage weiter nach oben, beim zuständigen Aldi Adelsdorf, einen Verantwortlichen an die Strippe zu kriegen. "Aber da erwischt man ja niemanden."

Auch die für die private Parküberwachung zuständige und in Erlangen ansässige Firma PRM Parkraum-Management GmbH habe sie mit ihrem Bescheid konfrontiert und dort lediglich zu hören bekommen, dass es keine andere Möglichkeit gebe, als das Geld "einfach zu überweisen". Es war der erste Strafzettel dieser Art für die langjährige Kundin der Filiale in der Nürnberger Ostendstraße - und es wird wohl auch ihr letzter sein, wie sie sagt. Denn: "Hier werde ich jedenfalls nicht mehr wieder einkaufen."

Sanktionieren nur "echte Falschparker"

Den Vorwürfen der Nürnbergerin widerspricht Marko Guljelmovic, CEO von PRM Parkraum-Management GmbH entschieden. In einem Fall wie dem oben genannten erkundige sich der Kundenservice immer zunächst nach einem Einkaufsbeleg. "Wenn dieser mit entsprechender Höhe vorgelegt wird, ist eine Stornierung der Strafe möglich.", so Guljelmovic. Zudem seien alle Parkflächen gut sichtbar beschildert, auch in der Ostendstraße. "Dabei ist es uns wichtig, dass wir nur echte Falschparker sanktionieren und die Kunden unserer Auftraggeber möglichst nicht belangen.", legt Guljelmovic dar.

Aldi Süd hat auf die Anfrage der Redaktion zu einer Stellungnahme bislang nicht reagiert.

Der Artikel wurde am 14. Oktober 2022 um 12.23 Uhr aktualisiert.

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