Fall 27 der Weihnachtsaktion

Puppenspieler: Corona gab fast den Gnadenstoß

14.12.2021, 11:45 Uhr
Die Klassiker schlechthin: Kasperl und Seppl. Die Aufnahme der beiden Figuren stammt allerdings von einer Vorstellung einer anderen Bühne in der Region. 

© e-nn-gun-20171025_111729-1.jpg, ARC Die Klassiker schlechthin: Kasperl und Seppl. Die Aufnahme der beiden Figuren stammt allerdings von einer Vorstellung einer anderen Bühne in der Region. 

Gewöhnlich ziehen Gertraud und Wilhelm D. (Namen geändert) über die Jahrmärkte oder machen Station in Kindergärten oder Seniorenheimen, nicht nur in Bayern, sondern auch mal darüber hinaus. Sie sind es beide nicht anders gewohnt, stammen sie doch aus alten Schaustellerfamilien.

„Schon mein Urgroßvater war mit einem Marionettentheater unterwegs“, sagt der 53-Jährige. Seit 25 Jahren ist er nun Regisseur, Spieler, Verwalter, Kostümbildner und Agent in einer Person. „Das ist mehr als ein Beruf“, meint er mit einer Portion Stolz auf die Tradition. Dabei muss er keineswegs alles allein stemmen, seine Partnerin ist mit demselben Eifer dabei. „Auch mir ist die Schaustellerei von Kindesbeinen an in Fleisch und Blut übergegangen“, erzählt die gebürtige Westfälin.

Ihr Opa hatte einst ebenfalls ein Puppentheater, auf Kirchweihen und Wochenmärkten war die Familie aber ebenso mit Verkaufsständen für Crêpes, Spielwaren oder Kleidung unterwegs. Von den früheren Marionetten hat das Paar schon vor längerer Zeit auf Handpuppen umgesattelt, teilweise spielten die beiden in einem eigenen Zelt, zuletzt aber überwiegend in Sälen, Schulen, Kindertagesstätten und Seniorenheimen.

Klassiker und Aktuelles

„Unser Repertoire reicht von Märchen wie Schneewittchen und Rumpelstilzchen über Max und Moritz und Räuber Hotzenplotz bis zu Stoffen wie Faust oder auch einem umweltpädagogischen Stück“, erläutert die 46-Jährige. So bescheiden die Auftritte teilweise gewesen sein mögen, konnten Gertraud und Wilhelm D. doch ihren Lebensunterhalt damit bestreiten.

Zurückstecken mussten die beiden schon, weil die Gesundheit nicht mehr so mitspielte: Ihm machen Bandscheibenprobleme zu schaffen, ihr vor allem eine Gelenkarthrose und eine Endometriose. Die Puppen können sie zwar noch tanzen lassen, aber statt, wie früher, für zwei oder drei Auftritte pro Tag, reicht die Kraft nur noch für einen.

Nur noch Absagen

Dabei wünschen sie sich nichts anderes, als überhaupt irgendwann und irgendwo noch mal und wieder spielen zu können. Denn Corona hat sie lange zur Untätigkeit verdammt – für sie, wie für viele Kulturschaffende, buchstäblich deprimierend. „Das hat uns“, sagen sie, „fast den „Gnadenstoß gegeben.“ Reihum, ob draußen oder drinnen, wurde alles abgeblasen. Und da sie für die staatlichen Hilfen zu klein waren, blieb ihnen nur der Gang zum Jobcenter.

Die Spendenkonten von „Freude für alle“:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11;

Sparkasse Erlangen: DE28 7635 00 00 0000 0639 99;

Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72;

Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54.

Jeder gespendete Euro kommt ohne Abzug für Verwaltungskosten Hilfebedürftigen in unserer Region zugute. Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer bei dem Vermerk „anonym“). Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung in Nürnberg (Mauthalle), Fürth (Schwabacher Straße 106) und Erlangen (Hauptstraße 38) an.

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