So läuft's in der Corona-Teststation am Nürnberger Flughafen

20.8.2020, 05:55 Uhr
Nachdem die Reiserückkehrer im Zelt vor dem Albrecht-Dürer-Fiughafen Nürnberg ein Datenformular ausgefüllt haben, warten sie an einem der Tische auf ihre Registrierung im System. Hinter der weißen Zwischenwand wird der Abstrich genommen.

© Foto: Andrea Beck Nachdem die Reiserückkehrer im Zelt vor dem Albrecht-Dürer-Fiughafen Nürnberg ein Datenformular ausgefüllt haben, warten sie an einem der Tische auf ihre Registrierung im System. Hinter der weißen Zwischenwand wird der Abstrich genommen.

An der Covid-19-Teststation am Flughafen Nürnberg ist die Stimmung angespannt. "In Chicago hatte ich nach drei Stunden das Ergebnis und hier dauert es drei Tage. Finden Sie, dass der Test dann überhaupt Sinn macht, junger Mann?", fragt eine ältere Dame einen Helfer, der nur mit den Schultern zuckt.

QR-Code und verschlüsselte Mails

Die Frau im pinkfarbenen Pullover macht ihrem Unmut im Zelt des Militärdienstleisters Ecolog, der vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Ende Juli den Auftrag erhielt, die Stationen für kostenlose Corona-Tests zu errichten, laut Luft. Nach ihrem mehrstündigen Flug will sie eigentlich nur nach Hause, hat sich aber trotzdem entschieden, ihre Koffer Richtung Parkplatz 7 zu schleppen und kurz im Testzentrum Halt zu machen.

Doch das Ganze ist komplizierter als gedacht. Denn das Testsystem von Ecolog setzt auf Digitalisierung. Angesichts der Testpanne in Bayern, nach der 46 positiv getestete Personen immer noch nicht auffindbar sind, sollen so wenig Daten wie möglich von Hand eingetragen werden.


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Stattdessen scannen die Testpersonen einen QR-Code mit ihrem Smartphone und werden so auf ein digitales Formular weitergeleitet. Das Testergebnis wird dann per verschlüsselter E-Mail an den Probanden geschickt, der das Passwort – um die E-Mail zu öffnen – wiederum via SMS oder zweiter E-Mail erhält.

Testergebnisse: Bis zu vier Tage Wartezeit

Das Prozedere soll innerhalb von 48 Stunden abgeschlossen sein, doch oft müssen sich die Wartenden in Bayern bis zu vier Tage gedulden. Auf den Formularen von Ecolog sind sogar 24 Stunden bis zum Erhalt des Ergebnisses angegeben. Diese Frist ist jedoch bis dato in den meisten Fällen nur ein frommer Wunsch.

"Aber ich habe keine Handynummer, junger Mann. Das kann doch alles nicht wahr sein", sagt die Frau im Ecolog-Zelt. Sie füllt schließlich das Datenformular schriftlich aus und unterschreibt eine Einverständniserklärung, dass ihr das Ergebnis per Festnetznummer mitgeteilt werden darf. Während die Mitarbeiter von Ecolog ihre Daten ins Tablet eintippen, sackt die Rückkehrerin auf ihrem Stuhl zusammen. Sie ist nervlich am Ende.

"In Zukunft soll auch das Passwort per Mail zugewiesen werden und nicht mehr als SMS, um den Vorgang zu vereinfachen", sagt Marc Müller. Der 27-Jährige studiert eigentlich BWL, leitet aber aktuell — als Ferienjob — die Teststation am Nürnberger Hauptbahnhof, wo sich Zugreisende und heimkehrende Camper testen lassen können. Regelmäßig schaut er auch bei der Freiwilligen-Station P7 am Dürer-Airport vorbei. "Hier am Flughafen arbeiten die Helfer in einem Drei-Schicht-System, damit die Station rund um die Uhr besetzt ist", sagt Müller. Rund 80 Mitarbeiter setzt Ecolog an den beiden Teststationen des Airports ein.

Hinter Müller tröpfelt gerade eine Gruppe von Rückkehrern aus Griechenland in das weiße Zelt mit dem holzfarbenen Boden ein. Mit dabei sind die Freundinnen Paschij Rexhepi und Kaltrina Jaha, die sich nach ihrem einwöchigen Urlaub freiwillig testen lassen wollen. Der Security-Mann am Eingang kontrolliert die Boardkarten der jungen Frauen, während sie sich die Hände desinfizieren. Der beißende Geruch des Desinfiktionsmittel schafft sofort eine Krankenhaus-Atmosphäre. Die karge Zelteinrichtung und die Helfer im weißen T-Shirt erinnern an eine Sanitätsstation auf einem Festival. Insgesamt wirken die wenigen Mitarbeiter und Reisenden fast verloren, so weit sind die Wege in der Station aus Zeltplanen. Durch die Klimaanlage ist es im Vergleich zum sonnigen Vorplatz im Zelt angenehm kühl.

Rexhepi und Jaha gehen zu einem der Stehtische aus Plastik, die nun fast alle von Rückkehrern aus Griechenland besetzt sind, die mit gerunzelter Stirn ihr Online-Formular ausfüllen. Es sind junge Urlauber und Familien mit Kindern.


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Von Mitarbeitern, die hinter einer U-förmigen Konstruktion aus Bierbänken und Plexiglasscheiben sitzen, erhalten Rexhepi und Jaha ihr eingepacktes Wattestäbchen, bevor im hinteren Teil des Zeltes ein Helfer in voller Schutz-Montur den Mund-Rachen-Abstrich nimmt.

Zelt P7: Provisorischer Charakter

"Unsere Mitarbeiter dürfen erst nach einer ärztlichen Schulung die Abstriche nehmen und wechseln nach jedem Test die Handschuhe", sagt Müller. Trotz aller betonten Professionalität ist im Zelt P7 deutlich zu sehen, dass es sich um ein spontanes Projekt handelt.

Die Möbelkonstruktionen sind behelfsmäßig, das Büro ist ein großer Tisch hinter einem schwarzen Vorhang in der Ecke und die Mitarbeiter sind vor allem eines — jung. "Bisher sind die Teststationen befristet geplant, bis zum Oktober. Das Team besteht zu rund 70 Prozent aus Studenten. Wenn die Uni wieder anfängt, wird es also kompliziert für Ecolog", sagt Müller.

Nachfrage nach Corona-Tests steigt

Da die meisten Neuinfektionen in Bayern aktuell Reiserückkehrer betreffen, werden die mobilen Corona-Testzentren wohl auch nach Oktober bestehen bleiben. Laut Ecolog lassen sich aktuell rund 550 Passagiere pro Tag am Dürer-Airport testen, Tendenz steigend. Die Gesamtzahl der getesteten Personen am Flughafen liegt seit dem 26. Juli bei über 5200.

Die 22-jährige Kaltrina Jaha ist mit der Station zufrieden. "Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Das Testen hat keine fünf Minuten gedauert und das Zelt ist direkt vor Ort. Ich denke, durch diese kostenlose Möglichkeit werden sich jetzt viele Menschen auf Corona testen lassen, und das ist ja etwas Gutes."


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Ihrer Freundin Paschij Rexhepi ist die Wartezeit von mehreren Tagen bis zum Ergebnis allerdings zu lang: "In der Zeit können die Testpersonen ja viele Leute anstecken."

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