Statt Lichtenreuth: 150 Namen für neue Siedlung im Nürnberger Süden

4.3.2021, 05:50 Uhr
Statt Lichtenreuth: 150 Namen für neue Siedlung im Nürnberger Süden

© Michael Matejka/NNZ

Auf dem 90 Hektar großen Areal in unmittelbarer Nachbarschaft zur Siedlung Hasenbuck sollen später einmal 5000 Menschen wohnen. Außerdem hat dort in Zukunft die soeben gegründete Technische Universität Nürnberg ihren Sitz, die bis zu 6000 Studenten aufnehmen kann.

Immobilienentwickler Aurelis hatte "Lichtenreuth" für das neue Viertel vorgeschlagen, was bei der SPD auf Kritik stieß. Daraufhin hatte die Lokalredaktion zu Namensvorschlägen aufgerufen.

Zukunftsorientiert und weltoffen

Momentan sind nur riesige, abgeräumte Areale mit Sandhaufen zu sehen, die Zukunft steht noch in den Sternen. Da könnte man doch das Viertel nach Himmelskörpern außerhalb unseres Sonnensystems benennen, meint Leser Rainer Mertens: Andromeda, Sirius, Polaris - das klinge doch cool, zukunftsorientiert und weltoffen. "Wo ziehst du hin? Nach Andromeda!", das sorge durchaus für Staunen und Aufmerksamkeit, meint Mertens.

Viele andere Vorschläge weisen nicht ins Weltall, sondern auf den neuen Universitätsstandort hin. "Neuer Unicampus", "Noris Campus", "Behaim Quartier", "UniStadt", "Nürnberg Studentenstadt (entsprechend zur Münchner "Studentenstadt Freimann"), "Sigena-Campus", "Silbersee-Campus", "Sciencecity" oder "UniCampus Süd".

Ein Schönheitsfehler

Man kann die Wissenschaft auch an einer Person festmachen - etwa an Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Immerhin hat der berühmte Philosoph eine zeitlang in Nürnberg gelebt, betont Karlheinz Walz und schlägt daher "Hegelau" vor. Einen Schönheitsfehler hat die Idee: Hegel war kein Techniker, und ist damit schwerlich ein Namensgeber des Viertels, in dem die neue Technische Universität Nürnberg liegt. Aber vielleicht lässt sich neben Georg Simon Ohm noch ein weiterer berühmter Nürnberger Naturwissenschaftler oder Techniker finden, meint Walz.

Zeitungsleser Dirk von Vopelius plädiert für Kunstnamen "Tunis": Dabei ist natürlich nicht die tunesische Hauptstadt gemeint, sondern ebenfalls die Technische Universität: T-uni-s. Wobei von Vopelius augenzwinkernd anmerkt: "In Studentenkreisen wird da zwar schnell ,Tunix' draus, das hätte aber auch Charme."

Wie wär's mit "Uni-Viertel"?

Um Bildung und Wissenschaft drehten sich zahlreiche Namensnennungen, schließlich prägt die neue Hochschule den Charakter der Siedlung. Leser Alfred Braunecker plädiert deshalb schlicht und einfach für "Uni-Viertel", denn: "Da weiß jeder, was gemeint ist. Bei Tisch verlangt man ja auch nach einer Kartoffel und nicht nach einer ,Sieglinde', nur weil diese Kartoffelsorte so heißt."


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Ein zweiter Schwerpunkt bei der Namensnennung bezog sich auf die Bahn-Vergangenheit des Geländes. Hier war früher der Südbahnhof, über den ausschließlich Güterverkehr abgewickelt wurde. "Am Südbahnhof", "Bahnstadt", "Rangierreuth", "Südbahnhof Quartier", "Bahnlager", "Ferris" oder "Adlerhorst" (als Anlehnung an die erste deutsche Eisenbahn, die Adler-Lok, die zwischen Nürnberg und Fürth pendelte).

Viele Tiroler Namen

Zeitungsleser Walter Wirnitzer versucht eine Kombination aus Eisenbahn-Vergangenheit und universitärer Zukunft: Er plädiert für "Adler Forst". Wobei Forst nicht nur für den Wald stehen würde, der vor langer Zeit einmal dort existierte, sondern als Kürzel: For-st würde für Forschung und Studieren stehen. Doch wer kommt schon bei "Adler Forst" auf diese inhaltliche Verknüpfung?

Etliche Rückmeldungen beziehen sich auf die Brunecker Straße, die sich auf dem Areal befindet und auf die Tiroler Straßennamen im Nachbar-Stadtteil Hasenbuck: "Bruneck" - wie die Gemeinde im Südtiroler Pustertal - ist in mehreren E-Mails zu lesen. "Brunecker Viertel", "Lichtenbrun", "Tiroler Höhe", "Neubruneck" oder auch "Norital" als Verbindung von Norditalien und Noris werden ebenso genannt.


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Reinhold Endres nennt nach einem "zweistündigen Familien-Brainstorming" neben vielen anderen Vorschlägen auch "Brunecker Park", "Bruntal" oder "Brunwald".

"Gute Gefühle bei 'Süden'"

Die Himmelsrichtung spielt ebenfalls mehrfach eine Rolle: "Neuer Süden" findet Leserin Brigitte Bley besonders ansprechend: "Das Viertel liegt im Süden und viele Menschen haben gute Gefühle zu diesem Wort." "Noris Süd", "Südvorstadt" und "Nürnberg-Südfeld" regt Helmut Herrmann an. Die geographische Lage kommt auch in "Parkstadt Dutzendteich" oder "Am Silbersee" zum Ausdruck.

Der Begriff "Südpark" greift die Planung einer großen Grünfläche zwischen den Wohnhäusern auf. Mit "Sandpark" assoziiert Zeitungsleser Alfred Lahmer neben der "grünen Lunge" auch die Sandachse Mittelfranken. Der wertvolle Rohstoff Sand erinnere gleichzeitig an Urlaub, Meer und schaffe ein positives Gefühl. Mit "Unipark", "Universitätspark" oder "Studienpark Silva" schlägt man wieder den Bogen zum Wissenschaftsstandort.

Wurzeln nicht vergessen

Andere votieren für den alten Katasternamen "Untermail": "Das ist cool und innovativ", meint Carolin Gaschler, "es greift die Vergangenheit auf und vergisst die Wurzeln nicht."

Die von Immobilienentwickler Aurelis vorgeschlagene Bezeichnung Lichtenreuth ist gar nicht so schlecht, meinen manche. "Es klingt hell, freundlich und naturnah", argumentiert Philipp Holzheid, "bloß keinen gewollt-verkopften, pseudomodernen Namen."

Statt Lichtenreuth: 150 Namen für neue Siedlung im Nürnberger Süden

© Michael Matejka/NNZ

Leicht pathetisch oder ironisch (?) begründet Marcus Labbe seine Favoriten "Lichtblick" und "Leuchtenfeld": "In diesen und über diesen Stadtteil hinaus wird der akademische Nachwuchs in die Zukunft unserer Stadt leuchten."

Die Lokalredaktion dankt für die vielen kreativen Vorschläge und Anregungen. Die Sozialdemokraten wollen eine Jury für die Namensfindung gründen, der Stadtrat entscheidet dann letztlich über die Vorschläge.

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