Der CSU-Direktkandidat im Portrait

Ralph Edelhäußer: Von Rathaus in den Bundestag?

24.8.2021, 11:04 Uhr
Von der Trainerbank auf den Abgeordneten-Sessel? Ralph Edelhäußer zu Faxen aufgelegt bei seiner Nominierung im April im Stadion in Lauf.

© Robert Schmitt Von der Trainerbank auf den Abgeordneten-Sessel? Ralph Edelhäußer zu Faxen aufgelegt bei seiner Nominierung im April im Stadion in Lauf.

Der Rother Bürgermeister Ralph Edelhäußer ist von seiner CSU für das Direktmandat nominiert.

Der Rother Bürgermeister Ralph Edelhäußer ist von seiner CSU für das Direktmandat nominiert. © Stadt Roth/Viola De Geare, NN

„Mit 14 Jahren wusste ich aus dem Sozialkundeunterricht, dass die Gesetze nicht im Rathaus gemacht werden, sondern im Bundestag“, auch daran erinnert sich Ralph Edelhäußer. Dorthin will er jetzt als nächstes. Auch wenn das Amt des Bürgermeisters „immer noch das wunderbarste ist, das es gibt“ – Gesetze zu machen, ist auch spannend.

Seine Begründung für die Kandidatur um das CSU-Bundestagsmandat formuliert er noch ein bisschen komplexer: Heute ist er 48 Jahre alt und seit zehn Jahren im Amt, spätestens nach 18 Jahren und drei Bürgermeister-Amtsperioden, also 2029, würde er sicher nicht mehr antreten, „weil es dann vielleicht doch zu Abnutzungserscheinungen kommt“.

Aber sich mit Mitte 50 zur Ruhe setzen? Das erscheint dem Mann, der immer in Bewegung ist, für den Politik „mein Leben ist“, dann doch nicht erstrebenswert. Er sagt ganz ernsthaft – und es wirkt überzeugend: „Ich will der Gesellschaft noch was geben.“

Mandat von Marlene Mortler ist frei

Also nochmal in die Vollen. Diesmal passen mehrere Bedingungen. Erstens der Zeitpunkt: Marlene Mortler, die vormalige CSU-Abgeordnete aus Lauf, hat sich Richtung EU-Parlament verabschiedet und damit das Mandat freigemacht. Zweitens das Agreement zwischen den beiden Landkreisen im Landkreis: Nach Lauf ist jetzt mal wieder der Landkreis Roth mit dem Kandidatenvorschlag dran.

Drittens findet es Ralph Edelhäußer schon passend, dass er in der Kommunalpolitik verankert ist und sich auskennt. Denn derzeit gibt es unter den Bundestagsabgeordneten der CSU keinen einzigen Bürgermeister, sagt er. Die Verbindung zur Politik vor Ort hält er aber für eminent wichtig. Und zählt auf: Ob ICE-Ausbesserungswerk oder Straßenbauprojekte, ob Gewerbegebiete oder Wohnungsbau… „Es schadet nicht, wenn ein Praktiker in den Bundestag einzieht.“

Praxis hat er tatsächlich, nach zehn Jahren in seinem „Traumjob“-Amt zieht Edelhäußer für sich schon eine positive Bilanz: Die Zahl der Krippenplätze um 700 Prozent gesteigert, den Bundeswehrabzug ausgeglichen, alle Gewerbeflächen verkauft, ordentliche Gewerbesteuereinnahmen, eine niedrige Arbeitslosenquote. Die Themen, sagt er, sind in allen Kommunen ähnlich: Infrastruktur zum Beispiel. Oder die Hürden bei der Digitalisierung.

Wie wichtig die moderne Kommunikation ist, zeigt er selbst jeden Tag: Mit Facebook und Twitter ist Edelhäußer vertraut und vernetzt, er gilt als social-media-Bürgermeister, der spät nachts noch Botschaften postet – bunte Impressionen seiner Stadt genauso wie komplexe Sitzungsinhalte und -beschlüsse, aufgedröselt zum Mitdenken.

Pragmatische Politik

In Berlin will er sich vor allem um den Mittelstand kümmern. „Pragmatische Politik“ nennt er es – vor allem für die, die nicht wie die großen Lobbyisten agieren können. Gerade die Unternehmen des Mittelstands seien es, die in und für die Kommunen wichtig sind. Derzeit tourt er deshalb durch die Landkreise und lernt die Unternehmen in der Region kennen. Aber natürlich auch dorthin, wo es brennt und lodert: zum Beispiel zu den Demos gegen das ICE-Werk. „Die Standorte ziehen sich ja durch den ganzen Wahlkreis“, sagt er. Und verhehlt dabei nicht, dass er die vorschnelle Ablehnung seines Parteivorsitzenden für nicht dienlich hält.

„Man muss auf die Basis hören“, propagiert er. „Und auf die, die Bescheid wissen.“ Etwa wenn es um Luftfilter für Schulen geht – noch ein kleiner Seitenhieb gegen den Parteichef und Ministerpräsidenten. Aber da bleibt der Ausdauersportler entspannt: „Ich bin ausschließlich für das Direktmandat nominiert, von keiner Listen-Nominierung der Partei abhängig – und nur den Wählerinnen und Wählern verpflichtet.“

Dass die Politik sein Leben ist, wisse auch seine Frau Kerstin, sagt Ralph Edelhäußer. „Das war ja schon so, als wir uns kennenlernten.“ Inzwischen weiß es auch sein Sohn Felix. Der Dreieinhalbjährige hat Papa samstags in der Regel für sich – auf dem Spielplatz oder im Schwimmbad. „Aber im Moment ist dafür leider nicht so viel Zeit“, weil der Wahlkampf in einem großen Wahlkreis halt auch ein Zeitfresser ist. Trotzdem sei der Kleine verständnisvoll, wenn Papa sich verabschieden muss. Ein paar Samstagsstunden, so hofft Edelhäußer, sind aber bald wieder für seinen Kleinen reserviert.

Und was ist, wenn es – entgegen früherer Gewissheiten bei den Wahlen von CSU-Bundestagskandidaten – doch nichts wird mit der Berliner Karriere? „Dann geht das Leben trotzdem weiter. Und meine Wahlperiode als Bürgermeister bis zum 22. März 2023.“

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