Mehr kommunaler Wohnungsbau in Weißenburg

10.1.2021, 05:07 Uhr
Mehr kommunaler Wohnungsbau in Weißenburg

© Foto: Uwe Mühling

Normalerweise wäre am Freitagabend die Karmeliterkirche prallvoll gewesen. Der erste Freitag nach Neujahr ist der fixe Termin für den Neujahrsempfang der Stadt Weißenburg. Die Kommunalpolitiker hätten sich in der ersten Reihe vor dem Podium versammelt, die Friseure in der Stadt seit Tagen keinen Termin mehr frei gehabt, weil es auch immer ums Sehen und Gesehen-werden geht.

Der Neujahrsempfang wird genutzt, um das Jahr nach den stillen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr wieder in Schwung zu bringen. Den inhaltlichen Schwerpunkt des Abends setzt der Weißenburger Oberbürgermeister mit seiner "Rede zur Lage Weißenburgs".

Mehr kommunaler Wohnungsbau in Weißenburg

© Archivfoto: Robert Renner

Und auf die wollte Jürgen Schröppel zu Beginn des zweiten Corona-Jahres nicht verzichten. Also ging er am Freitag, Punkt 19 Uhr
– in dem Moment, in dem er mit seiner schweren Stadtkette um den Hals auch das Podium der Karmeliterkirche erklommen hätte – mit seiner Online-Ansprache auf Sendung. Das hatte ein wenig was von den Weihnachts- und Neujahrsansprachen, die man von Kanzlerin und Bundespräsidenten zu den Feiertagen serviert bekommt.

Finanziell schaut es gut aus

Schröppel präsentierte sich auch eher präsidial und wurde politisch weniger konkret als in den vergangenen Jahren. Dafür lieferte er den Grund gleich mit. Was von den zahlreichen Investitionsprojekten der Stadt umgesetzt wird, hänge davon ab, wie der Staat, das Land, der Landkreis und am Ende die Stadt die Krise überstehen. Und die sei noch nicht zu Ende.

Immerhin setzte der OB ein Zeichen der Zuversicht. Ebenso wie der Landkreis hat auch die Stadt das Jahr 2020 finanziell gut überstanden. Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer übertrafen – dank der staatlichen Kompensationen der Corona-Ausfälle – den Ansatz um 1,6 Millionen Euro. Zudem lief bereits 2019 besser als geplant. So musste man im laufenden Jahr drei Millionen Euro weniger Schulden aufnehmen als geplant.

All das füllt die Kasse, um auch in Zeiten der Corona-Krise vor Ort investieren zu können. Der Betrag für Investitionen aus dem laufenden Betrieb werde 2021 nicht bei 3,6 Millionen Euro liegen wie geplant, sondern sich eher bei fünf bis sechs Millionen Euro einpendeln. "Diese Zahlen lassen mich ohne Verzagtheit ins kommende Jahr blicken", resümierte Schröppel.

Neues Areal für städtische Wohnungen

Politisch am spannendsten ist die Ankündigung des OB, dem Stadtrat demnächst ein neues Areal für den Bau städtischer Wohnungen vorzuschlagen. Immerhin war Schröppel mit seiner Initiative, auf dem Areal des Gassla-Bauern zwischen Niederhofener und Eichstätter Straße Wohnungen zu bauen, im Stadtrat gescheitert und hatte damit die erste Niederlage seiner dritten Amtszeit einstecken müssen.

CSU, Freie Wähler und Grüne hatten das Ansinnen abgelehnt und so ein Ausrufezeichen gesetzt, das aufseiten von OB und SPD als schmerzhaft empfunden worden ist und die neuen Machtverhältnisse im Stadtrat unterstreicht.

Nun will Schröppel also einen zweiten Anlauf wagen. Er zeigt damit, dass ihm das Thema am Herzen liegt. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt 15 neue Wohnungen am Birkenweg fertiggestellt. Mit weiterem kommunalen Wohnungsbau soll der Bestand aufgestockt werden und zur Entspannung auf dem Mietmarkt – vor allem im Bereich der eher günstigen Wohnungen – beigetragen werden.

Turbulentes Jahr mit vielen Sorgen

Politisch bemühte sich Schröppel um Beruhigung. Er sei sich sicher, dass auch mit dem neuen Stadtrat "das konstruktive Miteinander der vergangenen Jahre eine Fortsetzung findet", erklärte er in seiner Neujahrsrede. "Dass es am Anfang noch etwas ,geruckelt‘ habe", das gehöre eben dazu, zeigte sich der Oberbürgermeister sportlich.

Er ließ in seiner Rede tief blicken, mit welchen besorgniserregenden Szenarien sich Amtsträger in diesen turbulenten Zeiten beschäftigen mussten. "Ich wagte es mir beispielsweise nicht vorzustellen, was passieren würde, sollte das Team der Kläranlage oder der Stadtwerke ausfallen. Weißenburg ohne Abwasserbeseitigung und Energielieferung wäre in arge Turbulenzen geraten", erzählte Schröppel aus den ersten Monaten der Corona-Pandemie.

"Nachdem es so etwas noch nie gegeben hatte, war ich als Oberbürgermeister, wie alle politisch Verantwortlichen, auf diese Situation nicht vorbereitet. Niemand hatte Einsatzpläne in der Schublade, die zur Krisenbewältigung hätten herangezogen werden können."

Verkehr und Radwege

Beim Blick in die nähere politische Zukunft verwies er auf die Gutachten zum Innenstadtverkehr und zu Radwegen, die der Stadtrat auf den Weg gebracht habe. Die Diskussion hierzu werde sicher interessant und kontrovers werden.

Tatsächlich verschwand nach der Kommunalwahl – wohl auch wegen der Corona-Pandemie – das 2019 noch heiß diskutierte Thema des innerstädtischen Verkehrs aus dem Fokus. Es dürfte in diesem Jahr wieder zurückkommen. Schröppel: "Ich hoffe, dass man sich am Schluss auf Maßnahmen verständigen kann, die auf breiter Basis stehen."

In puncto Kultur wies er auf das neue Weißenburg-Stück des zweiten Stadtschreibers Clemens Berger hin, das er mit Freude erwarte. Der Stadtrat habe bezüglich der Umsetzung im Bergwaldtheater bereits erste Weichen gestellt.


EXIT:ERDE: Weißenburg führt sich wieder auf


"Ich bin sicher, dass die Crew vom ‚Lebkuchenmann‘ da wieder begeistert dabei sein wird." Ende 2021 müsste die Zusammenstellung eines neuen Ensembles beginnen, das dann im Sommer 2022 das neue Stück im Bergwaldtheater aufführen würde.

Hoffen auf Ende der Pandemie

Schröppel dankte seinen Mitarbeitern in der städtischen Verwaltung, die "in einer großartigen Teamleistung dafür gesorgt haben, dass wir die Pandemie bisher so gut bewältigt haben". Und er wandte sich auch an die Bürger der Stadt, die "nahezu ausnahmslos und mit großem Verständnis die Beschränkungen mitgetragen haben".

Einen Dank richtete der OB auch an das Personal der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die unter enormen körperlichen Belastungen großartige Arbeit leisten würden.

"Jetzt bleibt uns allen nur die Hoffnung, dass die angelaufenen Impfungen die Lage baldmöglichst entspannen und wir 2021 wieder zur Normalität zurückkehren können", sagte der OB. "Wenngleich ich glaube, dass nach der Bewältigung der Pandemie Normalität anders definiert werden wird."


Als in der Weißenburger Gastro die Lichter wieder ausgingen


Abschließend appellierte Schröppel noch an alle, den heimischen Einzelhandel und die Gastronomie zu unterstützen und die Angebote zu nutzen, die derzeit möglich sind. "Wir wollen doch alle miteinander nach Corona in einer lebendigen Stadt einkaufen und in attraktiven Lokalen einkehren."

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