Kolumne

Böse Medien: Professor Boerne denkt weiter quer

12.11.2021, 09:00 Uhr
Lässt in seiner Medienschelte nicht locker: der bekannte Tatort-Darsteller Jan Josef Liefers. 

© Tobias Hase/dpa; Grafik: Ralph Meidl; Montage: Sabine Schmid Lässt in seiner Medienschelte nicht locker: der bekannte Tatort-Darsteller Jan Josef Liefers. 

Lieber Jan Josef Liefers,

zu Beginn der Pandemie habe ich überlegt, wie ich als Verantwortlicher in einer vergleichbaren Situation handeln würde. Wie, Herr Liefers, verhält man sich angesichts eines mutmaßlichen Lawinenabgangs, den vier von fünf Experten als maximal zerstörerisch einschätzen? Ordnen Sie die Evakuierung der Region an, vertrauen Sie auf ihr persönliches Gefühl für Schnee oder glauben Sie dem einen Fachmann, der weiter Skilaufen erlauben möchte? Oder rufen Sie Attila Hildmann an?

Damals, im Frühjahr 2020, war ich als Bürger so demütig wie nie. Okay, jetzt bin auch ich sauer. Frustriert verfolge ich den mäandernden Umgang mit der inzwischen vierten Corona-Welle. Und natürlich war es schräg, der Kultur fast komplett den Saft abzudrehen, während Profi-Fußball erlaubt wurde. Doch im Gegensatz zu Ihnen glaube ich, Versagen zu erkennen, kein Komplott.

Nach #allesdichtmachen brachten Sie zusammen mit anderen Schauspielern kürzlich die Nachfolgekampagne #allesaufdentisch ins youtube-Parlament. Erneut erstaunt mich, was mein Tatort-Held Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne da zusammenschwurbelt: Die Medien hätten sich im Dienst der Regierung um die „Beschaffung von Zustimmung“ gekümmert, und zwar einstimmig. Wie früher in der DDR.

Mhm. Meinen Sie die gleiche Systempresse, die über unlautere Maskendeals, föderales Hickhack, stümperhaftes Home-Schooling et cetera berichtet? Wir können gerne darüber diskutieren, wie viel Lauterbach eine Krise verträgt - aber hatte der nervige dünne Mann mit seinen Warnungen nicht oft Recht? Aktuell nimmt Corona täglich über 200 Deutschen das Leben, Tendenz steigend. Sollten Sie bessere Zahlen haben, Herr Liefers, her damit!

Sie vermeiden zwar den üblichen Dumpfbackensprech von der „Corona-Diktatur“, trotzdem weiß jeder, was gemeint ist. Applaus von der falschen Seite gebe es nicht, sagen Sie. Man müsse der falschen Seite nur die (richtigen?) Argumente aus der Hand nehmen. Welche Argumente, bitte? Sie nennen leider keine.

Ich nehme von Ihnen und Ihrem neuen Video-Sidekick, dem emeritierten Medienforscher Stephan Russ-Mohl, vor allem märtyrerhaftes Geraune war. Man dürfe in Deutschland dieses und jenes nicht mehr sagen. Sonst werde man als Außenseiter abgestempelt, eben als: Querdenker. Sie dagegen wollten eine Kommunikation, die sich öffnet statt schließt. Durften Sie sich etwa nicht in diversen Talk-Shows erklären?

Vielleicht sollten Sie einen Film drehen, mit Ihnen in der Hauptrolle. Der Plot: Reporter mit DDR-Vergangenheit deckt auf, dass sich Karl Lauterbach, Christian Drosten und Markus Lanz wechselseitig bestochen haben, um durch Corona groß rauszukommen - obwohl das Virus doch halb so schlimm ist. Schön wär's.