Spielfilme und Dokus

Filmreihe in Nürnberg: Wie Lateinamerikas Kino die Missstände im Land beleuchtet

Birgit Nüchterlein

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02.02.2022, 12:36 Uhr
In "Breve historia del planeta verde" macht ein Nachtschwärmer-Trio aus Buenos Aires im ländlichen Argentinien Bekanntschaft mit einem kleinen Alien.

© Autentika Films In "Breve historia del planeta verde" macht ein Nachtschwärmer-Trio aus Buenos Aires im ländlichen Argentinien Bekanntschaft mit einem kleinen Alien.

Für das Kino hat sich Südamerika längst als fruchtbarer Boden erwiesen. Etliche Filmemacher haben es von dort in die erste Liga der Branche geschafft. Und allein in den letzten Jahren gingen mehrere Oscars für die beste Regie an Regisseure aus Lateinamerika.

Da ist etwa der Mexikaner Alejandro González Iñárritu, der mit "Birdman" und "The Revenant" gleich zweimal in Folge punktete. Oder sein Landsmann Alfonso Cuarón, der für "Gravity" und "Roma" ausgezeichnet wurde. In diese Reihe gehört auch Guillermo del Toro, ebenfalls Mexikaner, der die Trophäe für "Shape of Water" erhielt. Und der vielseitige Chilene Pablo Larraín, dessen Film "Spencer" über Lady Di aktuell in den Kinos läuft.

"El gran movimiento" handelt von dem jungen Minenarbeiter Elder.

"El gran movimiento" handelt von dem jungen Minenarbeiter Elder. © Foto: Socavon/Altamar Films

Die Genre-Bandbreite der erfolgreichen Vertreter des lateinamerikanischen Kinos ist groß, der Fokus international. Auf die lateinamerikanische Wirklichkeit konzentriert sind dagegen die sechs neuen, ebenfalls preisgekrönten Kinogeschichten, die vom 3. bis 9. Februar vom Filmhaus gezeigt werden – darunter vier Spielfilme und zwei Dokumentationen.

Die Frauen hinter der Kamera sind dabei ausnahmsweise in der Überzahl: Das Programm versammelt Werke von vier Regisseurinnen und zwei Regisseuren.

Den Auftakt macht das Roadmovie "Breve historia del planeta verde" (Brief History from the Green Planet). Die unkonventionelle Story über ein Nachtschwärmer-Trio aus Buenos Aires, das mit einem Alien durch das ländliche Argentinien reist, wurde im Rahmen der Berlinale mit dem Teddy Award als Bester Spielfilm ausgezeichnet. Im Zentrum des stillen Films von Santiago Loza steht die auf die Probe gestellte Freundschaft von drei Außenseitern.

In "Sin señas particulares" (Was geschah mit Bus 670?), dem Spielfilmdebüt von Fernanda Valadez, macht sich die Mexikanerin Magdalena auf die Suche nach ihrem verschollenen Sohn Jesús. Der Teenager hatte die riskante Überquerung der Grenze im Sinn, um in den USA den Traum von einem besseren Leben zu verwirklichen. . . Zwischen Emotionalität und Spannung geht es um Schicksale, die in Mexiko zum Alltag gehören.

Von zwei Brüdern, die in einem chilenischen Jugendgefängnis auf ihren Prozess warten, erzählt "Mis hermanos sueñan despiertos".

Von zwei Brüdern, die in einem chilenischen Jugendgefängnis auf ihren Prozess warten, erzählt "Mis hermanos sueñan despiertos". © Foto: Autentika Films

Mit "Mis hermanos sueñan despiertos" (My Brothers dream awake) prangert Regisseurin Claudia Huaiquimilla voll Empathie die Missstände in chilenischen Jugendgefängnissen an. Ihr bolivianischer Kollege Kiro Russo erzählt in "El gran movimiento" dagegen zwischen Realität und Fantasie von Minenarbeitern in La Paz.

Für Paraguay geht "Apenas el sol" (Nothing but the Sun) von Regisseurin Arami Ullón ins Rennen um die Oscars. Im Zentrum der Doku steht die brutale Erfahrung der Entwurzelung, die das indigene Volk der Ayoreo im paraguayischen Chaco machen musste. Die schwarzen Frauen Mexikos und der strukturelle Rassismus im Land sind dagegen das Thema von Regisseurin Medhin Tewolde in ihrer Doku "Negra".

Info: Die Filme laufen im Original mit englischen Untertiteln. Sie sind ab 3. Februar sowohl im Nürnberger Filmhaus in der Königstraße 93 als auch online als Video on Demand auf der vom Filmhaus betriebenen Streamingplattform kino3 zu sehen. www.filmhaus.nuernberg.de

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