Der Wolf auf dem Wasserweg
Germanisches Nationalmuseum: Mit Ausstellungsschiff auf Tour
28.3.2022, 11:47 UhrSeit den 1990er Jahren gibt es wieder Wölfe in Deutschland. Manche freuen sich darüber, denn die zentraleuropäischen Wälder gehören zum ursprünglichen Lebensraum dieses Raubtiers. Andere sehen in ihm eine Bedrohung. Und obwohl der Mensch nicht in sein Beuteschema gehört, fürchten ihn viele. Woher kommt diese Angst vor dem "bösen" Wolf?
Dieser und anderen Fragen gehen Forschende nach, die die Rückkehr der Wölfe wissenschaftlich begleiten. Drei Leibniz-Forschungsinstitute – das Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrum, das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg – erforschen das "Phänomen Wolf" interdisziplinär und stellen der MS Wissenschaft ihre Erkenntnisse zum Thema Wolf zur Verfügung.
Unter www.ms-wissenschaft.de sind jetzt die Tourdaten und -orte des vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) auf Reisen geschickten Ausstellungsschiffs veröffentlicht worden. Von Anfang Mai bis Herbst 2022 wird es deutschlandweit in rund 30 Städten anlegen.
Das Germanische Nationalmuseum interessieren vor allem kulturhistorische Fragestellungen. Schon früher genoss der Wolf keinen guten Ruf. Als Inbegriff des unberechenbaren Bösen taucht er in alten Sagen, Überlieferungen und Darstellungen auf. Er ist die menschenfressende und hinterhältige Märchenfigur, die wehrlose Großmütter oder kleine Geißlein verspeist und das arglose Rotkäppchen überlistet – wie Bilder unter anderem als Dekor eines Kindertellers aus dem Bestand des GNM zeigen. Angst vor Wildtieren übernahmen Kinder durch vermeintlich harmlose Märchendarstellungen oft schon unbewusst.
Eine Tierfalle wohl aus dem 19. Jahrhundert macht deutlich, mit welcher Brutalität der Mensch Raubtieren zu Leibe rückte – und den Wolf damit zwischenzeitlich in Deutschland ausrottete. Einmal zugeschnappt, verendete das gefangene Wildtier in solchen Fallen qualvoll.
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