"Mein Name ist nicht James Bond": Sean Connery wird 90

25.8.2020, 09:36 Uhr

© Foto: United Artists

Wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag am 25. August kürten ihn die Briten zum besten James-Bond-Darsteller aller Zeiten. "Sean Connery ist der Bond mit dem Midas-Touch", sagte der Chefredakteur der Zeitschrift Radio Times, die 14.000 Leser befragt hatte. Damit spielte er auf den Titelsong aus "Goldfinger" an, dem dritten Bond-Abenteuer ("He’s the man with the midas touch"). Der mythische König Midas soll alles zu Gold gemacht haben, was er berührte.

Tatsächlich hat keiner seiner Nachfolger die Bösewichte so charmant und lässig ausgetrickst wie Sean Connery. Als britischer Geheimagent "mit der Lizenz zum Töten", der im Auftrag Ihrer Majestät die Welt rettet, ist er längst eine Legende.

Der allererste Bond, "007 jagt Dr. No", war 1962 einer der großen, unerwarteten Erfolge der Filmgeschichte. Danach folgten die Kassenhits "Liebesgrüße aus Moskau", "Goldfinger", "Feuerball", "Man lebt nur zweimal" Schlag auf Schlag.

Selbstironische Züge

Doch sympathisch war der Superagent seinem Darsteller nicht. Auch fühlte er sich bald schauspielerisch unterfordert. "Mein Name ist Sean Connery und nicht James Bond", pflegte er zu betonen. Für "Diamantenfieber" kehrte er 1971 nur vor die Kamera zurück, um mit der damals horrenden Gage von umgerechnet 2,5 Millionen Euro eine Stiftung zu gründen, mit der er bis heute schottische Künstler unterstützt. Und als er 1982 für "Sag niemals nie" doch noch einmal in die ungeliebte Rolle schlüpfte, verlieh der inzwischen 52- Jährige dem alternden Agenten mit Figur- und Konditionsproblemen deutlich selbstironische Züge.

Dass er der Romanfigur von Bestsellerautor Ian Fleming seinen Ruhm verdankt, hat Sean Connery nie geleugnet. Geboren als Sohn eines Lkw-Fahrers und einer Putzfrau wuchs Thomas Connery, so sein Taufname, in Edinburghs Arbeiterviertel Fountainbridge auf. Schon früh schlug er sich mit diversen Jobs durch, brach die Schule ab und meldete sich mit 16 Jahren freiwillig zur Royal Navy.

Zur Schauspielerei kam der gutaussehende, 1,83 Meter große Schotte zufällig, als er bei einem Bodybuilder-Wettbewerb für eine Musical-Rolle entdeckt wurde: In "South Pacific" stand er 1952 das erste Mal in London auf der Bühne. Sein Kino-Debüt gab er 1956 in "Die blinde Spinne".

Oskar für den nachdenklichen Cop

Auch während seiner Bond-Jahre bewies Connery, dass er mehr drauf hatte als den coolen Agenten. Mit Hitchcock drehte er den Psychothriller "Marnie", mit Sidney Lumet den erschütternden Antikriegsfilm "Ein Haufen toller Hunde". Es folgten eine ganze Reihe von Abenteuerfilmen, bis Connery Mitte der 70er Jahre mit "Robin und Marian" und "Der Mann, der König sein wollte" eine Karriere als Charakterdarsteller begann, die ihm nicht alle zugetraut hatten.

Seine Paraderolle ist der Typ "intelligenter Eigenbrötler". Einige seiner großartigsten Auftritte hatte er als Franziskanerpater William von Baskerville in "Der Name der Rose", in Brian De Palmas Mafia-Thriller "Die Unbestechlichen" (die Rolle des nachdenklichen Cop Jim Malone brachte ihm seinen einzigen Oscar ein) und als Vater von Harrison Ford in Steven Spielbergs "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug".

Ein ganz normaler Kerl

Mit "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" verabschiedete sich Sean Connery 2003 von der Leinwand. Als "lebenslanger Berufsschotte", der sich schon mit 16 den Schwur "Scotland forever" auf den Arm tätowieren ließ, engagiert er sich weiter für die Unabhängigkeit seines Heimatlandes. Die britische Queen hielt so viel schottischer Patriotismus nicht davon ab, ihn im Jahr 2000 zum "Sir" zu adeln.

Und anders als seine berühmteste Filmfigur hat sich Connery nie als Frauenheld gesehen. Seit 1975 ist der "Sexiest Man oft the Century", zu dem er 1999 gekürt wurde, in zweiter Ehe mit der französischen Malerin Micheline Roquebrune verheiratet. Der Schauspieler Michael Caine sagte einmal mit schönstem britischem Understatement über seinen Freund: "Er ist ein ganz normaler Kerl, der seinen Job gut macht."

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