Premiere am 6. Juni

Wenn die Seele schreit: Das Ukraine-Stück "Weiße Laken" im Gostner Hoftheater

5.6.2023, 10:55 Uhr
Beschädigte Privathäuser und Raketenkrater in den Vororten von Donezk.

© Efrem Lukatsky, dpa Beschädigte Privathäuser und Raketenkrater in den Vororten von Donezk.

Im Stück spielen sowohl geflüchtete Theaterschaffende, die im März 2022 in Nürnberg und Umgebung Schutz gefunden haben, als auch die langjährigen Mitglieder des ArtiSchocken-Kollektivs mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln.

Der Krieg verwandelt einst blühende Städte in öde Trümmerlandschaften, vernichtet unzählige Leben unschuldiger Menschen. Doch die Auswirkungen sind nicht nur in den Zerstörungen zu sehen, sondern auch in den zutiefst erschütternden Erfahrungen und Emotionen derjenigen, die ihn hautnah erleben mussten.

Die Regisseurin und Autorin des Stückes, Olena Spyrydonova, ist eine junge Frau, 22 Jahre alt, die nach der russischen Invasion am 24. April 2022 gezwungen war, ihre Heimatstadt Odessa in der Ukraine zu verlassen. Als Geflüchtete lebt sie nun vorübergehend in Erlangen und ist seit August 2022 in der Theatergruppe ArtiLife von ArtiSchocken aktiv.

Bühnenerfahrung in Odessa

In Odessa hat Olena Spyrydonova an der Theaterhochschule studiert und unter anderem an der Aufführung von Eugene Lavrenchuks "Der Drache” im Staatlichen Opern- und Balletttheater in Odessa teilgenommen.

In Deutschland hat sie im Frühjahr 2022 am Staatstheater Nürnberg in Zusammenarbeit mit der extra dafür ins Leben gerufenen Künstlergruppe "nUAr” eine Szene im Theaterstück "Brautkleid bleibt …” inszeniert.

Das Theaterstück "Weiße Laken" öffnet die Tür zu den Tagebüchern, Gedanken und Träumen von Menschen, die inmitten der Grausamkeiten des Krieges standen - Menschen, die unvorstellbare Brutalität erlebt haben, manche dabei ihres Lebens beraubt wurden.

Kein Heilmittel

"Weiße Laken" will bewegende Einblicke gewähren in ihre Seelenlandschaften, die von Angst, Trauer, Verzweiflung und auch von Träumen und Momenten der Hoffnung und des Glückes erfüllt waren. Inmitten der Schrecken des Krieges sei es von immenser Bedeutung, über den Schmerz zu sprechen, den er verursacht. "Weiße Laken" sei kein ultimatives Heilmittel, sondern ein Versuch, den Schmerz zu bewältigen und zu heilen, heißt es seitens der Akteure.

Die Grundlage für "Weiße Laken” liefern die Erlebnisse und Erfahrungen der Menschen, die mit einem Schlag durch die Raketen- und Bombenangriffe Russlands aus ihrem Alltag herausgerissen wurden. Die wahren Erinnerungen der geflüchteten Menschen bilden in diesem Stück die Basis und werden durch eine fiktive Biografie der Hauptprotagonistin ergänzt.

Das ArtiSchocken-Kollektiv pflegt seit Jahren den Austausch mit Kunstschaffenden aus Osteuropa. Seit der großen russischen Invasion sehen es die Mitglieder von ArtiSchocken als ihre Hauptaufgabe an, die geflüchtete Künstlerinnen und Künstler aus der Ukraine zu unterstützen.


Premiere am 6. Juni, weitere Aufführungen: 7., 8., 9., 10. Juni 2023 um 20 Uhr im Gostner Hoftheater, Austraße 70, 90429 Nürnberg, Karten: www.gostner.de.

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