Club trifft Kunst: Gegen St. Pauli gibt's nicht nur Sport

2.10.2019, 15:03 Uhr
Während der Club von Nikola Dovedan am Sonntag gegen St. Pauli um Punkte kämpft, wird die Künstlerin Dagmar Buhr über Bande mit Sprache spielen.

Während der Club von Nikola Dovedan am Sonntag gegen St. Pauli um Punkte kämpft, wird die Künstlerin Dagmar Buhr über Bande mit Sprache spielen.

"Damit machen wir eine Urdrohung unserer Bewerbung als Kulturhauptstadt wahr: Kommst du nicht zur Kunst, kommt die Kunst zu dir! Sie soll alle gesellschaftlichen Schichten durchdringen", sagte Ulrich Maly zu dem neuen regen Liebesleben zwischen Fußball und Kultur. Die Tatsache, dass der Nürnberger Oberbürgermeister wie auch die Kulturreferentin zur Vorstellung der "ClubKunst" ins Neue Museum kamen, zeigt, welchen Stellenwert dieses groß angelegte Projekt für die Stadt hat.

Grethlein schiebt an

Initiiert wurde das Ganze von Thomas Grethlein, Vorsitzender des FCN-Aufsichtsrates. Ursprünglich dachte er im Bemühen um mehr kulturelles Engagament seines Vereins naheliegenderweise an eine Ausstellung. Was ihm Thomas Heyden vom Neuen Museum und Manfred Rothenberger vom Institut für moderne Kunst, die Grethlein als Experten kontaktierte, in Windeseile ausredeten. Stattdessen lud man nun vier Künstler(innen) ein. Ihr ebenso spannender wie ergebnisoffener Auftrag: Arbeiten entwickeln, die sich mit dem Phänomen Fußball auseinandersetzen, dessen soziale, gesellschaftliche, politische oder ökonomische Aspekte durchleuchten.

Während ihre Kollegen noch am Entwickeln ihrer Werke sind, steigt Dagmar Buhr bereits am kommenden Sonntag in den Ring. Besser gesagt ins Stadion, wo sie mit ihren Textarbeiten während des Heimspiels gegen St. Pauli (Live-Ticker auf nordbayern.de) die Banden kapern wird. 90 Minuten lang wird dort nicht wie gewohnt Werbung zu lesen sein, sondern das, was Buhr mit der ihr typischen Art aus Worten macht.

"Sie benutzt die Sprache wie ein Bildhauer sein Material", sagt Thomas Heyden über die Künstlerin, die 2018 mit einem Kulturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet wurde. Über den Inhalt ihrer bislang größten Arbeit sagt sie nur soviel: "Es geht um Fußball als Geschäft."

Es soll spektakulär werden

Heyden und Rothenberger versprechen einen "spektakulären Auftakt" der ClubKunst, die im kommenden Jahr fortgesetzt wird. Wie genau Philip Kojo Metz aus Berlin dann das Thema Fangesänge in Bildende Kunst überführen will oder was Aleen Solari aus Hamburg konkret zur ClubKunst beisteuern will, wurde noch nicht verraten.

"Die Reaktionen darauf werden wir ertragen"

Der Nürnberger Künstler Winfried Baumann wird einen "Emotions-Regulator" im Stadion zum Einsatz bringen. Was vielleicht auch Grethlein von Nutzen sein könnte. "Da wird einiges auf euch zukommen", prophezeite Julia Lehner dem kunstaffinen Fußball-Funktionär – und spielte damit natürlich auf den "Stuhlturm" von Olaf Metzel an, der zur WM 2006 den Schönen Brunnen umhüllte und die Volksseele zum Kochen brachte. "Dass Kunst so viele Emotionen erzeugen kann, habe ich damals zum ersten Mal erlebt", sagt Grethlein und betont: "Wir trauen uns die ClubKunst. Die Reaktionen darauf werden wir ertragen." Anpfiff ist am kommenden Sonntag um 13.30 Uhr im Max-Morlock-Stadion.

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