"Explizit Rap": Ben Salomo spricht über Antisemitismus

21.2.2020, 10:33 Uhr
Ben Salomo auf der Bühne im Z-Bau.

© Thomas Correll Ben Salomo auf der Bühne im Z-Bau.

Ben Salomo ist Rapper und Veranstalter, bekannt wurde er durch das Format "Rap am Mittwoch". Dort traten Rapper im Battle gegeneinander an, Ben Salomo moderierte. Mittlerweile tut er das nicht mehr. Er hat einen Schnitt gemacht. Die deutsche Rapszene hat ein Antisemitismus-Problem, sagt er. Er habe es am eigenen Leib erfahren.

Ben Salomo steht also nicht mehr im Berliner Club und moderiert, sondern hat ein Buch geschrieben und ist in ganz Deutschland unterwegs, um seine Botschaft zu verbreiten. In der ehemaligen SS-Kaserne in Nürnberg, im Z-Bau, hat er eindrucksvoll von seinen Erfahrungen berichtet.

Deso Dogg und die Hisbollah

Antisemitismus kennt er seit er elf Jahre alt ist, beschreibt Ben Salomo, es war für ihn also nichts Neues, als er in der Hip-Hop-Szene damit konfrontiert wurde. Nur hätte er die Diskriminierung dort nicht vermutet. Als der Rapper und spätere Islamist Deso Dogg an einem 1. Mai in Berlin auf der Bühne eine Fahne der Hisbollah hisste, habe das Publikum Beifall geklatscht. Als eine Mitarbeiterin bei "Rap am Mittwoch" einen Anhänger mit Davidstern trug, habe es sofort Stress gegeben. Rapper aus dem Umfeld von Deso Dogg, so ist es Ben Salomo berichtet worden, pöbelten die Frau an. Im Nachhinein habe es im Internet geheißen: "Geht dort nicht hin, das ist eine Judenveranstaltung."

Ben Salomo hat sich seitdem immer wieder antisemitische Verschwörungstheorien und persönliche Beleidigungen anhören müssen. Er würde sein Gold im Keller verstecken, Juden würden in Deutschland wegen des Holocausts keine Steuern zahlen. In seinem Umfeld, einem Hip-Hop-Umfeld, habe es immer wieder Holocaust-Leugner oder -Relativierer gegeben.

"Niemand rückt das gerade"

Auch Rapper Kollegah erwähnt Ben Salomo - dessen Antisemitismus wurde in Öffentlichkeit groß diskutiert. Was für Ben Salomo das Erschreckendste ist: "Niemand rückt das gerade." Szene-Medien würden dieses heiße Eisen ungern anpacken.

"Ich habe keinen anderen Ausweg gesehen, als meine Veranstaltung zu begraben und der Szene den Rücken zu kehren; aus Protest", sagt Ben Salomo in Nürnberg. Zum Ende der auf seinen Vortrag folgenden Diskussion macht er nochmal unmissverständlich klar: "Es sind bei weitem nicht alle Leute in der Hip-Hop-Szene Antisemiten. Aber es sind zu viele still." Das sei sein Ziel geworden: Überall da zu widersprechen, wo Antisemitismus und Verschwörungstheorien auftauchen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare