Kunst-Parcours

Kunst live und draußen: "Lost & Found" geht in die zweite Runde

14.5.2021, 18:19 Uhr
Bunte Kunst-Stationen im Burggraben: Arbeiten von Eva Adler und Diana Galli (vorne) und Evi Kupfer (hinten, auf dem Dach).

© Birgit Nüchterlein Bunte Kunst-Stationen im Burggraben: Arbeiten von Eva Adler und Diana Galli (vorne) und Evi Kupfer (hinten, auf dem Dach).

Es schmatzt und schlürft und gurgelt ganz wundersam drunten im Nürnberger Burgraben, direkt unter der Fußgängerbrücke zum Tiergärtner Tor. So als wäre was nicht in Ordnung mit den Leitungen da oben am Gemäuer. . .

Entwarnung geben die beiden Künstlerinnen Inge Gutbrod und Tanja Hemm. Letztere ist als Expertin für Klanginstallationen für den skurrilen, gleichsam organischen Sound verantwortlich. Wachskünstlerin Gutbrod hat dafür einen begehbaren Raum geschaffen, der im Gegensatz zu den eingeschränkten, engen Corona-Bedingungen luftig, offen und einladend sein will: mit leicht im Wind schwingenden Stoffbahnen und einem überraschend schweren Faden-Vorhang aus weißen Wachselementen.

Interdisziplinäre Arbeiten

Das interdisziplinäre Duo ist eines von elf Künstlerteams, die sich für den heiter-gelassenen Kunst-Parcours "Lost & Found 2" gefunden haben, der an diesem Sonntag im Burggraben eröffnet wird. Zwischen Hallertor und Tiergärtnertor flanierend kann man sich bis 20. Juni insgesamt 25 Werke ansehen.

Bildende Kunst als Live-Erlebnis statt in Online-Ausstellungen – in Pandemiezeiten ist das die Ausnahme. Um der regionalen Freien Szene Publikum zu bescheren und Gagen zu verschaffen, hatte das städtische Projektbüro Kultur bereits im vergangenen Herbst den Kunst-Parcours "Lost & Found" im Stadtpark eingerichtet.

Aufs Ambiente reagieren

Für die zweite Auflage haben sich nun Bühnenbildner, Maler und Bildhauer, Designer, Architekten und Klangexperten zu Künstlerpaaren zusammengetan, die mit ihren Crossover-Projekten nicht nur auf das mittelalterliche Burggraben-Ambiente reagieren. Auch die Auswirkungen der Pandemie auf Umwelt und Gesellschaft spielen in den Arbeiten eine Rolle.

Comeback des Spaziergangs

So zollen Isi Kunath und Nina Metz mit ihrem "Walk on the Weird Side" dem Comeback des Spaziergangs und dem Entdecken zuvor nie wahrgenommener Dinge und Orte Tribut. Als klingendes Symbol für gesteigerten Konsum und das Bedürfnis nach Schutz haben Elektroakustiker Benoît Maubrey und Musikkünstler Paul Bießmann ein Sound-Iglu aus 300 recycelten Lautsprechern und Elektroteilen gebaut. Wer hineinkriecht, kann die gespielte Musik beeinflussen.

Höher und weiter gehen es das Architekten-Team super future collective und der Bildhauer Dominik Schoell an. Sie bedecken die Seitenmauern des Burggrabens mit riesigen pinkfarbenen Planen, die in der Sonne leuchten. Die raumgreifende Installation soll an den Einschnitt erinnern, den die Pandemie in unserem Leben hinterlassen hat.

Thema Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit sollte in den "Lost & Found"-Stücken ebenfalls zum Tragen kommen. Auch Textilkünstlerin Linda Männel und Street-Artist Jan Vormann greifen es mit ihrem Werk auf. Sie lassen aus den Schießscharten-Öffnungen der Mauern eine wahre Plastikflut aus bunten Gewebeplanen und Gerüstschutz-Netzen in den Burggraben fließen, um daran zu erinnern, dass die Menge an Hausmüll seit Beginn der Pandemie deutlich gestiegen ist. Klar, dass alles nach dem Kunst-Parcours ordentlich recycelt wird.

Das Publikum kann wählen

Die Besucher können wählen, welche Arbeit ihr Favorit ist. Sponsor N-Ergie hat einen Publikumspreis in Höhe von 5000 Euro ausgelobt. Zudem gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm.

Info: 16. Mai-20. Juni, tägl. 9-22 Uhr. www.nuernberg.de/internet/nuernbergkultur/

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