Enttabuisierung der Periode

An diesen bayerischen Universitäten gibt es kostenlose Binden und Tampons

8.10.2021, 15:14 Uhr
Werden auch an fränkischen Universitäten und Hochschulen Menstruationsartikel wie Binden und Tampons bald kostenlos angeboten? 

© Boris Roessler, dpa Werden auch an fränkischen Universitäten und Hochschulen Menstruationsartikel wie Binden und Tampons bald kostenlos angeboten? 

Das Thema Menstruation ist in unserer Gesellschaft nach wie vor mit Scham besetzt. In den Schulen stecken sich Mädchen still und heimlich Tampons zu, damit es niemand mitbekommt. Und in der Werbung für Menstruationsartikel ist die Farbe der Flüssigkeit, die mit den Produkten aufgefangen werden soll, meist nicht rot, wie in der Realität, sondern blau (so auch in der Werbung des Herstellers "always" vom Dezember 2020).

Finanzielle Entlastung und Enttabuisierung

Außerdem ist Menstruation teuer. Deswegen gibt es an den Universitäten Regensburg und Passau ab dem kommenden Wintersemester kostenlose Menstruationsartikel. In drei Toiletten hängen Spender mit Binden und Tampons. So sollen die Studentinnen finanziell entlastet werden und das Thema Menstruation im Alltag mehr Sichtbarkeit erhalten. Das kann zur Enttabuisierung beitragen, teilten die beiden Unis gegenüber dem Bayerischen Rundfunk mit.

Wenn das Angebot gut angenommen wird, sollen in allen Toiletten der Universität solche Spender aufgestellt werden, teilten die Bildungseinrichtungen in Regensburg und Passau mit. Die Kosten dafür tragen die Gleichstellungsreferate, berichtet der Bayerische Rundfunk. Auch an anderen bayerischen Universitäten sind die Einführung der Spender im Gespräch, zum Beispiel an der Universität Bayreuth.

Periodenarmut

Schätzungsweise kaufen Frauen im Schnitt Periodenprodukte für rund fünf Euro pro Monat, was 60 Euro im Jahr entspricht. Diese Summe ist nicht für jede menstruierende Person einfach zu stemmen. Stichwort: Periodenarmut. Das bedeutet, nicht genügend Geld zur Verfügung zu haben, um sich jederzeit Menstruationsartikel kaufen zu können.

Erst auf den Druck mehrerer Petitionen hin, beschloss auch der Deutsche Bundestag 2019 Tampons, Binden und Menstruationstassen als "Produkte des täglichen Gebrauchs" einzustufen. Seit dem 1. Januar werden diese statt mit 19, mit sieben Prozent besteuert. Davon ausgenommen sind Slipeinlagen.

Vorbild: Schottland

Die Spender seien aber nur ein erster Schritt, so die Studierendenvertreterinnen der Universität Passau und Bamberg. Die Forderung vieler Ausschüsse von Studierenden fordern, es müsse in jeder deutschen Bildungseinrichtung kostenlose Tampons und Binden geben, wie der Bayerische Rundfunk berichtet. Als Vorbild sehen sie Schottland. Das schottische Parlament hatte vor einem Jahr ein Gesetz beschlossen, was alle Universitäten und Schulen landesweit zum kostenlosen Angebot von Menstruationsartikeln in Toiletten verpflichtet.

Die Situation bei uns: Ein Überblick

Und wie ist die Lage bezüglich kostenloser Periodenprodukten in Bildungseinrichtungen in Franken? Wir haben bei drei Universitäten und einer Hochschule in der Region nachgefragt:

Reaktion der Universität Erlangen-Nürnberg

Die Volontärin der Stabstelle Presse und Kommunikation Deborah Pirchner erklärt dazu auf Anfrage: "An der Friedrich-Alexander-Universität gibt es momentan keine kostenlosen Periodenprodukte, jedoch prüft die Universität, ob eine Anschaffung machbar wäre."

Ein Positionspapier des Studentischen Konvents der FAU legt jedoch nahe, dass gemeinsam mit der Studierendenvertretung kostenlose Menstruationsprodukte in Eigeninitiative organisiert werden sollen. "Deshalb möge der Studentische Konvent beschließen, dass sich die Studierendenvertetung der FAU dafür einsetzt, dass die FAU für alle menstruierenden Personen kostenlos Menstruationsprodukte auf den Toiletten anbieten soll. Diese Periodenprodukte sollen so nachhaltig wie möglich und ethisch fair beschafft werden."

Situation an der Hochschule Ansbach

Michael Lang, der Leiter der Abteilung Public Relations und Marketing der Hochschule Ansbach teilt auf Anfrage mit: "Nein, es sind derzeit keine kostenlosen Periodenprodukte an der Hochschule Ansbach geplant. Gemeinsam mit der Fachschaft und der Frauenbeauftragten wird dieses Semester geprüft, ob seitens der Studierenden Bedarf besteht."

Stellungnahme der Universität Bamberg

Von Hannah Fischer, der PR-Volontärin der Pressestelle der Otto-Friedrich Universität Bamberg erhalten wir folgende Antwort: "Die Thematik ist der Universität Bamberg bekannt. Die Bereitstellung kostenloser Periodenprodukte wird an der Universität Bamberg diskutiert. Aktuell werden noch keine kostenlosen Menstruationsartikel zur Verfügung gestellt."

Antwort der Universität Würzburg

Der stellvertretende Leiter der Pressestelle und Pressesprecher der Julius-Maximilians-Universität Würzburg antwortet auf Nachfrage: "Die Universität Würzburg prüft zurzeit, ob und, wenn ja, in welcher Form, sie kostenlose Menstruationsartikel zur Verfügung stellen kann." Leider konnte er nicht genau sagen, wann eine Entscheidung gefallen sein wird.

Fazit

Demnach kann man also feststellen: das Thema Enttabuisierung der Menstruation und die Bereitstellung kostenloser Periodenprodukte an bayerischen Universitäten ist derzeit nur in Regensburg und Passau geschehen. Wann und ob auch bald eine fränkische Universität oder Hochschule den Vorbildern aus der Oberpfalz und Niederbayern folgen wird, ist momentan noch nicht bekannt. Die angefragten Bildungsstätten aus Franken diskutieren und prüfen die Einführung solcher kostenloser Artikel auf Toiletten derzeit noch.

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