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Hilfe, kann man vom Lusttropfen schwanger werden?

Elias Thiel

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4.11.2022, 08:35 Uhr
Kann man durch einen Lusttropfen schwanger werden? 

© IMAGO/Marcos Castillo Kann man durch einen Lusttropfen schwanger werden? 

In diesem Artikel:

Der Lusttropfen tritt nicht nur bei sexueller Erregung kurz vor dem Sex aus. Dies kann auch schon bei verführerischen Zärtlichkeiten, erotischen Gedanken oder intensivem Kuscheln passieren. Vor einigen Jahren waren sich Experten sicher, dass eine Schwangerschaft durch Lusttropfen nahezu ausgeschlossen ist. Doch unter Umständen können Frauen auch durch Lusttropfen schwanger werden. Alle Informationen finden Sie im folgenden Artikel.

Der Lusttropfen wird auch als Präejakulat bezeichnet und ist ein Sekret aus den Bulbourethraldrüsen. Dies sind erbsengroße Schleimdrüsen, die an beiden Seiten der Harnröhre direkt unter der Prostata liegen und in den queren Dammmuskel eingebettet sind. Die Drüsen münden im Beckenbereich in die Harnröhre. Bei sexueller Erregung wird der Lusttropfen vor der Ejakulation aus der Harnsamenröhre abgegeben.

Woher kommt der Lusttropfen?

Das Präejakulat kann als klarer, etwas zäher Tropfen aus der Eichel, der Spitze des männlichen Geschlechtsteils, austreten. Der Lusttropfen hat meist nur eine geringe Menge. Bei einigen Männern kann das Präejakulat aber auch bis zu fünf Milliliter ausmachen. Wiederum andere Männer produzieren keine sichtbaren Lusttropfen.

Welche Funktion hat der Lusttropfen?

Die sexuelle Erregung geht auf das evolutionäre Ziel - die Fortpflanzung - zurück und soll den männlichen Samen in die Gebärmutter der Frau bringen. Der Lusttropfen bereitet die Harnröhre auf den Samenerguss vor. Wenn die Erregung zur Versteifung des Penis ausreicht, wird von den Bulbourethraldrüsen ein Lusttropfen abgesondert. Dieses Präejakulat befeuchtet und spült die Harnsamenröhre. Dabei neutralisiert es auch kleine Harnreste. Die Spermien fühlen sich damit "wohler" und können somit aktiv werden. Gleichzeitig kann der Lusttropfen – genauso wie das Scheidensekret bei Frauen - als natürliches Gleitmittel dienen und das Eindringen in die Scheide erleichtern.

Hierzu gibt es mehrere Studien, die allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Zentral ist die Frage: Kann der Lusttropfen Spermien enthalten? In einer Studie wurden bei keinem der Teilnehmer Spermien festgestellt, in zwei anderen Studien aber durchaus – bei 17 bis 37 Prozent der Teilnehmer gab es mobile Spermien. Die Anzahl war dabei aber jeweils gering.

Interessant hierbei: In einer Studie, die aber nur 27 Teilnehmer umfasste, wurden mehrmals die Lusttropfen der Männer getestet. Das Resultat: Entweder waren immer Spermien enthalten - oder nie. Es scheint also auf den jeweiligen Mann anzukommen.

Der Lusttropfen selbst kommt nicht aus dem Hoden und sollte daher eigentlich keine Spermien enthalten. Aber: Befinden sich beispielsweise von einer vorherigen Ejakulation noch Spermien in der Harnsamenröhre, könnten diese zusammen mit dem Lusttropfen ausgeschwemmt werden. Außerdem könnten Spermien auch bei einer sexuellen Erregung aus den Samenleitern und Nebenhoden in die Harnsamenröhre mitgeführt werden. Somit befinden sich also in einigen Fällen Spermien im Lusttropfen, die zu einer Schwangerschaft führen könnten.

In der Praxis schwanger durch Lusttropfen zu werden, ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich – denn:

  • die Spermien müssen im feuchten Zustand in die Vagina der Frau gelangen, um befruchtungsfähig zu sein
  • im Lusttropfen befindet sich nur ein kleiner Teil der Samenzellen eines Samenergusses, und bei einem Samenerguss schafft es nur ein kleiner Bruchteil der Spermien bis zum Eileiter
  • dem Lusttropfen fehlen Bestandteile der Samenflüssigkeit, die bedeutsam für das Überleben der Spermien sind, da sie das Austrocknen verhindern
  • der dickflüssige Zervixschleim lässt nicht-schwimmfähige Samenzellen gar nicht erst in die Gebärmutter vordringen, die Spermien müssen also mobil sein

Lusttropfen und Eisprung: Kann man vom Lusttropfen schwanger werden?

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, besteht das Risiko einer Schwangerschaft durch Lusttropfen. Wer das Risiko einer Schwangerschaft nicht eingehen möchte, sollte auf eine konsequente Verhütung setzen. Methoden, die darauf abzielen, dass der Mann vor dem Orgasmus seinen Penis aus der Scheide herauszieht, sind keinesfalls zu empfehlen.

Wenn sich Menschen zusätzlich auch noch vor einer Infektion oder Geschlechtskrankheit schützen wollen, sollten sie (eventuell zusätzlich zu anderen Verhütungsmethoden) ein Kondom verwenden. Das sollte direkt zu Beginn aufgezogen werden.

Lusttropfen und fruchtbare Tage

Zwei Tage vor dem Eisprung bis zum Eisprung selbst gilt die Frau als besonders fruchtbar, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft am höchsten ist. Wenn also Präejakulat in dieser Zeit in die Scheide gelangt, erhöht sich das (kleine) Risiko, schwanger zu werden.

Auch kurz nach der Periode können Frauen theoretisch vom Lusttropfen schwanger werden. Insbesondere dann, wenn der Zyklus unregelmäßig oder kurz ist, kann der Eisprung auch wenige Tage nach der Periode stattfinden. Somit können eventuelle Spermien im Lusttropfen zu einer Schwangerschaft führen.

Die Pille hat einen sogenannten "Pearl-Index" von 0,1 bis 0,9. Dies bedeutet, dass durchschnittlich ein bis neun von 1000 Frauen, die mit der Pille verhüten, schwanger werden. Daher ist das Risiko einer Schwangerschaft theoretisch auch beim Lusttropfen gegeben, selbst wenn die Frau mit der Pille verhütet.

Wer vergessen hat, die Pille einzunehmen, sich erbrochen hat oder an einer Magen-Darm-Infektion leidet, erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft, weil die Pille dann nicht wie gewünscht funktioniert. Gleichzeitig kann auch die Einnahme bestimmter Medikamente wie beispielsweise Antibiotikum die Wirkung der Pille beeinflussen.


Mehr zum Thema "Schwanger trotz Pille" finden Sie in unserem Beitrag.


Eine Infektion mit dem HI-Virus ist laut der Deutschen Aidshilfe kaum möglich, wenn man beim Oralverkehr in Kontakt mit dem Lusttropfen kommt. Der Virusgehalt sei viel geringer als im Sperma. Zudem verdünne der Speichel das Ejakulat.

Bei vaginalem oder analem Sex sieht es allerdings anders aus: In diesen Fällen könnte ein Lusttropfen womöglich auch HIV übertragen. Grund dafür ist, dass die Schleimhäute des Darms oder der Vagina empfänglicher für das HIV-haltige Sekret sind. Die Menge an HIV im Lusttropfen ist zwar deutlich geringer als im Ejakulat, dennoch sollte Sicherheit immer im Vordergrund stehen.

Die Deutsche Aidshilfe gibt dazu an, dass ungeschützter Sex nicht automatisch eine Ansteckung bedeute. Statistisch gesehen sei die Wahrscheinlichkeit bei einem Mal sogar gering. Es gebe aber viele Faktoren, die das Übertragungsrisiko im Einzelfall erhöhen oder vermindern.

Bei ungeschütztem Sex können über den Lusttropfen auch andere Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Pilzinfektionen, Mykoplasmen oder Gonorrhoe übertragen werden.

Nein, nicht bei allen Männern tritt das Präejakulat sichtbar während einer sexuellen Erregung an der Eichel aus. Die Menge des Sekrets variiert von Mann zu Mann. Bei Männern, die eine kleine Menge Lusttropfen produzieren, bleibt diese nicht sichtbar im Inneren der Harnröhre. Trotzdem erfüllt der Lusttropfen seine Funktion. Demnach schützt auch bereits eine geringe Menge Präejakulat die Samenzellen und bereitet die Harnröhre vor.

Die allermeisten Männer spüren den Lusttropfen nicht aufsteigen und bemerken ihn in der Regel kaum.

Den Lusttropfen zu reduzieren, funktioniert nicht. Ein Lusttropfen ist etwas Normales und Männer sollten sich - genau wie Frauen - nicht schämen, wenn der Körper sexuelle Erregung durch austretende Flüssigkeit signalisiert. Vergleichbar mit dem Scheidensekret bei Frauen kann der Lusttropfen sogar nützlich sein und als natürliches Gleitmittel genutzt werden. Zudem hilft das Präejakulat bei einem Kinderwunsch, die Spermien zu schützen, und kann somit eine Schwangerschaft vorbereiten.

Oftmals wird der Lusttropfen im Alter weniger, weil sich der Hormonhaushalt verändert. Das trifft aber nicht bei allen Männern zu.

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