Wahlkampf

Auch das noch: Sixt macht Werbung mit Baerbocks Plagiatsaffäre

10.7.2021, 21:24 Uhr
Der Autovermieter Sixt ist bekannt für unkonventionelle Werbekampagnen.

© sp / Sielski via www.imago-images.de Der Autovermieter Sixt ist bekannt für unkonventionelle Werbekampagnen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Sixt die Bekanntheit anderer als Aufhänger für die eigene Kundenakquise nutzt. Kanzlerin Angela Merkel warb bereits ungewollt für den Autovermieter, der ihr zu Werbezwecken eine Sturmfrisur verpasste, um Aufmerksamkeit auf sein Cabrio-Angebot zu lenken. Ex-Bundespräsident Christian Wulff wurde mit dem Slogan "Spaß kann man auch ohne reiche Freunde haben" unfreiwillig zum Werbeträger, SPD-Nachwuchspolitiker Kevin Kühnert ließ das Unternehmen per Plakat öffentlichkeitswirksam dazu aufrufen, alle Autobesitzer zu enteignen. Und auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und sein laut Sixt "schlumpfiges Grinsen" mussten schon herhalten.

"Sie verwenden ungern Eigenes?"

Nun also Annalena Baerbock. Die Kanzlerkandidatin der Grünen war in den vergangenen Wochen wegen möglicherweise abgekupferten Stellen in ihrem Buch "Jetzt: Wie wir unser Land erneuern" in die Schlagzeilen geraten, nun schlägt Sixt Kapital daraus. Auf einem Plakat ist die Grünen-Politikerin vor einem schwarzen Mercedes abgebildet, der Mund verkniffen. "Sie verwenden ungern Eigenes?", fragt darunter Sixt süffisant, um dann für seine App zu werben. Auf Facebook wird das Unternehmen noch deutlicher: "Günstig mieten, sharen oder abonnieren - natürlich nur beim Original", heißt es dort.

Das Unternehmen, das 1912 gegründet wurde und heute in dritter Generation von Erich Sixt geleitet wird, ist bekannt für seine provokanten Kampagnen. Konzipiert werden sie seit Jahren von der Agentur Jung von Matt, die auch für BMW, McDonald's oder die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Werbung macht. Die Marketing-Experten gehen gerne ungewöhnliche Wege: 2010 tauchte etwa auf einer Demo gegen Castor-Transporte ein Sixt-Banner auf: "Stoppt teure Transporte! Mietet Van & Truck von Sixt."


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Die Verantwortlichen schrecken aber auch vor grenzwertigen Assoziationen nicht zurück. 2013 zeigten sie das fränkische Justizopfer Gustl Mollath auf einem Plakat und legten ihm diesen Satz in den Mund: "Wenn hier jemand verrückt ist, dann der Sixt mit seinen Preisen". Mollath war jahrelang zu Unrecht in der Psychiatrie eingesessen, nachdem er von seiner Frau beschuldigt worden war, ihr Gewalt angetan zu haben. Wenig später entschuldigte sich Erich Sixt persönlich bei Mollath.

Allerdings nutzt Sixt nicht nur in schöner Regelmäßigkeit die Schwächen des politischen Spitzenpersonals, sondern bedenkt Auserwählte auch mit großzügigen Spenden: Am 2. Juli etwa gingen bei der CSU 121.381,16 Euro von der Autovermietung ein. In der Vergangenheit hatten auch schon FDP und SPD Spendengelder von Sixt erhalten - in früheren Jahren sogar die Grünen, wie Focus online schreibt.

In den sozialen Medien verfehlt die Baerbock-Werbung ihre Wirkung nicht. Mehr als 13.000 Menschen gefällt ein entsprechender Post auf Facebook, an der Bewertung scheiden sich allerdings die Geister. Er fand die freche Werbung immer witzig, dass Sixt nun "Wahlkampf" mache, sei aber "enttäuschend", schreibt ein Nutzer, eine Userin findet die PR-Aktion "nicht komisch". Von anderer Seite bekommt die Idee Beifall, "diese Werbeagentur ist ihr Geld wert wie keine andere", schreibt einer. "Danke. Bei solch einer Werbung komme ich gern wieder", ist in einem weiteren Kommentar zu lesen. Mission erfüllt.

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